„Sí se puede“: Real-Coach Zidane gegen VfL unter Druck
Madrid (dpa) - „Zizou“ zittert. Vor dem Viertelfinal-Rückspiel in der Champions-League gegen den VfL Wolfsburg steht Real Madrids Trainer Zinedine Zidane mächtig unter Druck.
Um zum sechsten Mal in Serie die Runde der letzten vier zu erreichen, muss der spanische Rekordmeister am Dienstag im Bernabéu das sensationelle 0:2 korrigieren. Zidane soll aber überzeugt sein, dass es für ihn um noch mehr geht. Sein Vertrag stehe auf dem Spiel, habe der Franzose an seine Schützlinge um Fußball-Weltmeister Toni Kroos und Cristiano Ronaldo appelliert, schrieb am Montag die Zeitung „El País“.
Zidane selbst war am Tag vor dem „vielleicht wichtigsten Spiel der Saison“ bemüht, den Druck zu verringern und zeigte sich entschlossen: „Madrid ist nicht darauf vorbereitet, auszuscheiden. Wir Machen uns keine Sorgen uns wissen genau, was wir machen müssen.“
Die Profis agierten vorerst nur in sozialen Netzwerken und verkündeten zum Teil martialische Durchhalteparolen. Die markantesten: „Großes Team. Dienstag alle zusammen bis zum Tod!!“, postete Stürmer Jesé auf Twitter. Kapitän Sergio Ramos schrieb: „Dieses Wappen gewinnt keine Spiele, aber es zwingt uns zum Sieg.“ Stürmer Karim Benzema appellierte an die „Ehre“.
Die Zeitung „El Mundo“ hatte nach dem 4:0-Sieg des Ligadritten gegen Eibar bereits die Gretchenfrage gestellt: „Bleibt Zidane, wenn Madrid gegen Wolfsburg ausscheidet?“ Die einflussreichen Madrider Sportblätter zogen große Vergleiche: „Sí se puede“, titelte „Marca“ in Anlehnung an den „Yes we can“-Wahlslogan von US-Präsident Barack Obama groß auf Seite eins.
Darüber prangte das Bild des Ex-Leverkuseners Dani Carvajal, der Wolfsburg einen „Krieg“ in Aussicht stellt. Beim Konkurrenzblatt „AS“ war Ronaldo mit erhobenen Daumen und seinem Versprechen einer „magischen und perfekten Nacht“ zu sehen.
Auf dem Bild lächelt der Portugiese, der bereits 43 Saisontore auf dem Konto hat, siegessicher. Wenn man aber „El País“ - einer sehr gut informierten Renommierzeitung - Glauben schenken darf, dann ist die Stimmung bei den Königlichen auch nach der Liga-Pleite von Erzrivale und Tabellenführer FC Barcelona in San Sebastián (0:1) nicht die beste. Trotz nur noch vier Punkten Rückstand auf Barça.
Die Kapitäne Ramos, Ronaldo und Marcelo hätten sich nach der Niederlage in Wolfsburg beim Coach beschwert, weil der öffentlich „mangelnde Intensität“ beklagt habe. Ein Schulterschluss sei vereinbart worden, „die Flitterwochen sind aber vorbei“, hieß es. Modric widersprach dem entschieden. „Ich kann nur sagen: Die Stimmung in der Kabine ist sehr gut.“
Die Optimisten setzen unterdessen auf die überragende Heimtorquote seit der Amtsübernahme von Zidane im Januar. Die meisten Gegner wurden im Bernabéu regelrecht überrollt. La Coruña wurde mit 5:0 bezwungen, danach folgten Kantersiege gegen Gijón (5:1), Espanyol Barcelona (6:0), Bilbao (4:2), Celta de Vigo (7:1), FC Sevilla (4:0) und Eibar (4:0). In der Königsklasse gab es ein 2:0 gegen AS Rom, das gegen Wolfsburg für die Verlängerung reichen würde. Lediglich gegen den Stadtrivalen Atlético verlor Real im Bernabéu mit 0:1.
Überall war am Montag in Madrid von der „remontada“ - der Aufholjagd - die Rede. Ein Weiterkommen in europäischen Wettbewerben nach einem 0:2 im Hinspiel wäre für den zehnfachen CL-Sieger kein Novum. Das gelang bereits zwei Mal dank eines 3:0 im Rückspiel, und zwar gegen namhafte Gegner: 1979/1980 gegen Celtic Glasgow und 1984/1985 gegen Inter Mailand. Beim dritten Mal, 1989/1990 gegen den AC Mailand, misslang das Unterfangen. Borussia Mönchengladbach wurde im UEFA-Pokal 1985 nach einem 1:5 mit 4:0 wieder nach Hause geschickt.
Zidane beteuerte, er freue sich auf den VfL: „Ich mag solche Herausforderungen, mein Team auch.“ Trotz Kartenpreisen zwischen 70 und 240 wird das Bernabéu mit 80 000 Fans ausverkauft und wohl sehr laut sein. „Mit eurer Unterstützung schaffen wir es“, versprach Ronaldo den Fans.