Über 130 Verletzte bei Krawallen nach Barça-Sieg
Barcelona (dpa) - Schwere Krawalle haben die Feiern nach dem Champions-League-Sieg des FC Barcelona überschattet. Jugendliche Fußball-Hooligans lieferten sich in der Nacht zum Sonntag in der katalanischen Metropole Straßenschlachten mit der Polizei.
Nach der offiziellen Bilanz der spanischen Behörden wurden bei den Auseinandersetzungen 132 Menschen verletzt, darunter 44 Polizeibeamte. 111 Gewalttäter wurden festgenommen. Ihnen wurde Widerstand gegen die Staatsgewalt, Störung der öffentlichen Ordnung und Körperverletzung zur Last gelegt. In der Gegend von La Coruña im Nordwesten Spaniens stürzte eine 17-Jährige bei Siegesfeiern in eine Baugrube und starb.
Unmittelbar nach dem Abpfiff des Finals im Londoner Wembley-Stadion strömten 50 000 Barça-Fans ins Zentrum von Barcelona, um den 3:1-Sieg ihres Teams über Manchester United zu bejubeln. In der Stadt gab es zwei Siegesfeiern: eine am Canaletes-Brunnen auf der Flaniermeile Las Ramblas und eine zweite am Triumphbogen, wo das Spiel auf einer Großleinwand übertragen wurde.
Die Feiern verliefen friedlich, bis eine Gruppe Jugendlicher in den Morgenstunden begann, Bierflaschen und andere Gegenstände auf Polizisten zu werfen. Die Beamten gingen mit Schlagstöcken und Gummigeschossen gegen die Randalierer vor. Die Straßenschlachten dauerten mehr als zwei Stunden. 2000 Demonstranten, die vor zwei Wochen aus Protest gegen die wirtschaftliche Krise und Arbeitslosigkeit ein Lager auf dem Platz Plaza de Catalunya errichtet hatten, bildeten Menschenketten, um ihr Camp vor den Hooligans zu schützen.
Am Sonntag bereiteten Hunderttausende von Barça-Fans dem Team in Barcelona einen begeisterten Empfang. Die Champions-League-Sieger fuhren in einem offenen Bus unter dem Jubel einer riesigen Menschenmenge durch die Stadt zum Camp-Nou-Stadion. Dort warteten 90 000 Anhänger, um das Team zu feiern. Die Tore des Stadions mussten zwei Stunden vor Beginn der Siegesfeier geschlossen werden, weil alle Plätze besetzt werden.
Die spanische Presse feierte den Erfolg des Teams um Lionel Messi überschwänglich. „Das war das beste Barça der Geschichte“, jubelte das Fachblatt „Sport“. „El Mundo Deportivo“ ernannte die Blau-Roten zum „besten Team der Welt“. „El País“ adelte den Barça-Regisseur zum „Sir Xavi“ und erinnerte daran, dass der Spielmacher beim ersten Europacupsieg der Katalanen 1992 das Finale im Wembley-Stadion nicht ansehen durfte, weil seine Eltern ihm die Reise nach London verboten hatten. „Jetzt war Xavi kein Zuschauer, sondern der Chef“, schrieb das Blatt.
Spaniens Fußballfans fanden es besonders rührend, dass Kapitän Carles Puyol den Europacup nicht selbst in Empfang nahm, sondern diese Ehre Eric Abidal überließ. Dem Franzosen war kürzlich ein Tumor aus der Leber entfernt worden. „Diese Geste hat einen ewigen Symbolwert“, meinte die Zeitung „El Periódico de Catalunya“.
Sogar die Madrider Presse, die sonst eher mit Barças Erzrivalen Real sympathisiert, fand einen Grund zum Feiern. „Superbarça: Der spanische Fußball ist weiterhin Weltspitze“, titelte das Sportblatt „As. Die Zeitung „El Mundo“ ergänzte: „Der große Erfolg des FC Barcelona belegt, dass der spanische Fußball ein 'Goldenes Zeitalter' erlebt.“