Watzke räumt Fehler beim Ticket-Verkauf ein
Dortmund (dpa) - Hans-Joachim Watzke hat nach den Tumulten in Dortmund Fehler beim Ticketverkauf für das Halbfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Real Madrid eingeräumt.
„Wir haben den unfassbaren Ansturm unterschätzt. Das müssen wir uns auf die Fahnen schreiben. Wir werden unsere Lehren daraus ziehen“, sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. Künftig werde der Verein „bei solchen Spielen keinen freien Vorverkauf mehr anbieten“, betonte der BVB-Boss. „Diese Maßnahme wird uns insbesondere dabei helfen, noch effektiver den Schwarzmarkthandel zu bekämpfen.“
In der Nacht zum Dienstag war es an verschiedenen Vorverkaufsstellen in Dortmund zu Auseinandersetzungen und Ausschreitungen gekommen. Nach dpa-Informationen wurden die Tumulte vor allem von organisierten Schwarzmarkt-Banden ausgelöst. Sie sollen echte BVB-Fans massiv bedroht haben, um sich in den langen Schlangen vorzudrängeln. Als die schon lange wartenden Anhänger sich dies nicht gefallen ließen, kam es zu den Auseinandersetzungen.
Wie die Dortmunder Polizei am Dienstagmittag mitteilte, wurden zwei Strafanzeigen wegen „gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung“ gefertigt. Eine Person wurde vorübergehend in Gewahrsam genommen. Insgesamt seien in den Nacht- und den Morgenstunden bis zu 100 Polizeikräfte an verschiedenen Orten im Einsatz gewesen. Die größten Handgreiflichkeiten gab es offenbar an kleineren Vorverkaufsstellen im Zentrum, insbesondere in der Thiergalerie und am August-Lenz-Haus. Am Alten Markt stellte die Polizei Absperrgitter vor dem Fanshop auf, um den Ansturm zu kanalisieren. Am späten Vormittag waren alle Polizeieinsätze beendet.
Die „Ruhr Nachrichten“ berichteten, dass Online-Tickethändler sogar Studenten angeheuert hätten, um an Tickets zu kommen. Diese sollten später teurer weiterverkauft werden. Die im Internet angebotenen Karten kosteten am Dienstag zwischen 300 und 500 Euro. Am Abend lancierte der Verein via Twitter einen Aufruf, überteuerte Ticket-Angebote etwa im Online-Auktionsportal eBay zu melden.
Da an den Schaltern in der Innenstadt vom BVB kein Sicherheitsdienst eingesetzt worden war, hatte die Dortmunder Beamten seit Mitternacht immer wieder einschreiten müssen. Laut Polizei gab es „tumultartige Zustände“.
Nach der BVB-Ankündigung, ab 8.30 Uhr am Dienstag ein bestimmtes Ticket-Kontingent für den Mega-Fußball-Hit gegen Real am 24. April an den üblichen Vorverkaufsstellen anzubieten, hatten Hunderte Fans bereits seit Sonntag u.a. vor der BVB-Geschäftsstelle am Rheinlanddamm campiert. Nach Öffnung der Kassen war die Partie gegen Cristiano Ronaldo, Özil und Co. Ruck-zuck ausverkauft. Alle 66 829 Karten sind vergriffen. Nicht nur national, auch international ist das Interesse riesengroß. „Ich habe 1200 Medienanfragen vorliegen“, berichtete BVB-Mediendirektor Sascha Fligge. Wie viele Karten insgesamt in den freien Verkauf gingen, verrieten die Borussen nicht.
Immerhin: Es gab Glückliche, für die sich das Schlangestehen gelohnt hatte. „Ich habe sie“, rief ein Fan, und reckte zwei Karten jubelnd in die Höhe. 40 Stunden hatte er seit Sonntagnachmittag mit Freunden vor der BVB-Geschäftsstelle ausgeharrt. Um das Chaos dort in den Griff zu bekommen, hatten Ordner etwa 1000 Platzkarten ausgegeben. Die Fans durften nur grüppchenweise eintreten.
Das Internet-Portal „derwesten.de“ berichtete von einem halbstündigen Systemausfall ab 8.30 Uhr, der offenbar auf Überlastung zurückzuführen war. Denn gleichzeitig startete der Online-Ticketverkauf, auch die Telefon-Hotline nahm parallel ihren Dienst auf.