DFB-Boss hat gelernt: EM-Titel für Löw kein Muss
Stuttgart (dpa) - Vor dem Auftakt in die EM-Saison will DFB-Präsident Theo Zwanziger den Titelgewinn nicht zur Pflicht erklären.
„Ich werde ganz sicher nicht den Fehler begehen und Jogi Löw das Ziel vorgeben: 'Ihr müsst Europameister werden.'“, sagte der Fußball-Verbandschef der „Sport Bild“.
Deutschland wartet seit dem EM-Sieg 1996 auf einen internationalen Erfolg. Und Löw peilt die Krone bei dem Turnier in Polen und der Ukraine an. „Nach den Auftritten unseres Teams bei den letzten Turnieren ist es natürlich unser großes Ziel, Europameister zu werden“, sagte der DFB-Chefcoach im Verbandsjournal vor dem ersten Saisontest gegen Brasilien am Mittwoch in Stuttgart.
Wie Zwanziger schränkt Löw seine Zielvorgabe jedoch ein. Es gebe wie bei jeder EM und WM mindestens ein halbes Dutzend Mannschaften, die den Titel gewinnen könnten. „Wir gehören zu diesem Favoritenkreis - nicht mehr und nicht weniger“, sagte Löw.
DFB-Chef Zwanziger hat auch aus der Weltmeisterschaft der Frauen gelernt. „Natürlich wünschen wir uns das sehr, aber wir haben gerade bei der Frauen-WM erst erlebt, wie es laufen kann.“ Vor dem Turnier in Deutschland hatte der Präsident das Halbfinale als Minimalziel ausgerufen. Der Viertelfinal-K.o sorgte beim DFB, bei Trainerin Silvia Neid und den Spielerinnen dann für große Frustration. Der vor der WM bis 2016 verlängerte Vertrag mit Neid wurde vom DFB trotz der Enttäuschung nicht infrage gestellt.
Ähnlich wäre die Situation bei einem vorzeitigen EM-Aus für Löw. Sein Kontrakt bis zur WM 2014 hätte laut Zwanziger unabhängig von einem Titelgewinn Gültigkeit. „Wir gehören sicher zu den Mannschaften, die bei der EM den Titel gewinnen können, aber eine Vorgabe 'EM-Titel' gibt es nicht. Sonst hätte der DFB den Vertrag von Jogi Löw und seinem Trainerteam nicht vorzeitig über die EM hinaus verlängern dürfen“, sagte Zwanziger. „Mit dem nötigen Quäntchen Glück in einem engen Spiel gewinnst du am Ende den Titel, und mit einem Fehler in einer wichtigen Situation, kann das Turnier beendet sein“, sagte Löw.
Zwanziger verwies zudem auf die besondere Konstellation bei einem europäischen Championat. „Eine EM mit 16 Mannschaften ist schwieriger als eine WM, weil die Leistungsdichte höher ist“, sagte der DFB-Boss. In Polen und der Ukraine könnte die DFB-Elf schon in der Vorrunde auf Hochkaräter wie Spanien, die Niederlande oder Italien treffen. Noch nicht sicher ist, ob die Löw-Auswahl als einer von vier Gruppenköpfen gesetzt sein wird.