DFB-Chef Niersbach in UEFA-Exekutive gewählt

London (dpa) - Als Wolfgang Niersbach im schicken Ballsaal des Grosvenor Houses seine Tochter Lilly entdeckte, waren ihm die Glückwünsche der internationalen Fußball-Funktionärsriege egal.

Inniglich war die familiäre Umarmung des DFB-Präsidenten. Dann musste Niersbach aber gleich weitereilen. Die Mitglieder des Exekutivkomitees der Europäischen Fußball-Union UEFA versammelten sich zum Gruppenfoto. „Das ist eine große Anerkennung für die Arbeit des DFB und auch für mich“, diktierte der 62-Jährige nach seinem Einzug in das Gremium noch schnell in die Reporterblöcke.

Auf Niersbach wartet viel neue Arbeit. Zum Vorsitzenden der Kommission für Nationalmannschaftswettbewerbe ist er unter anderem auserkoren. „Das kommt mir mit meinen Erfahrungen natürlich sehr entgegen“, sagte Niersbach. Maßgeblich wird sich der nun auch zum starken deutschen Fußball-Funktionär auf internationalem Parkett aufgestiegene DFB-Chef um die Planung der Pan-Europa-EM 2020 kümmern. Die deutschen Chancen auf ein EM-Endspiel in sieben Jahren in München oder Berlin sind sicher nicht gesunken.

Da der Portugiese Fernando Gomes auf eine Kandidatur kurzfristig verzichtete, erfolgte die Wahl per Akklamation. Inklusive Niersbach standen acht Bewerber für acht freie Plätze zur Wahl. Einziges neues Mitglied ist neben Niersbach der bisherige Vorstandschef von Manchester United, David Gill. Niersbach rückt für Theo Zwanziger in die UEFA-Exekutive. Der frühere DFB-Chef schied wie geplant aus diesem Amt aus.

Niersbach wäre eine Abstimmung eventuell sogar lieber gewesen. Dann hätte er mit einer erwarteten hohen Stimmenzahl der 53 Delegierten mit noch mehr Rückenwind in die UEFA-Regierung einziehen können. „Die große Spannung hat ja heute gefehlt“, sagte Niersbach. Erster Gratulant war der neben ihm platzierte Ligaverbandspräsident Reinhard Rauball. „Rudi Völler hat auch schnell eine SMS geschickt“, erzählte Niersbach.

UEFA-Chef Platini ist glücklich über das Aufrücken seines Freundes. „Mit Wolfgang Niersbach wurde ein deutscher Vertreter in unser Exko gewählt, der durch seine jahrelange, ausgezeichnete Arbeit im internationalen Fußball sehr gut vernetzt ist und viel praktische Erfahrung mitbringt. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit“, sagte er. Mit Niersbachs Vorgänger Zwanziger hatte er sich mehr oder weniger zu einer fruchtbaren Kooperation zusammenraufen müssen. Niersbach spricht fließend französisch, was allein schon ein Vorteil in der UEFA-Arbeit ist.