Bayern loben Verlierer Bayer
Leverkusen (dpa) - Am Ende gab es einen Sieger und einen Gewinner. „Man muss sich verneigen vor meiner Mannschaft“, sagte Bayern Münchens Sportvorstand Matthias Sammer nach dem 5:3 im Elfmeter-Drama bei Bayer Leverkusen und dem Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals.
„Aber wir haben auch Hochachtung davor, was Leverkusen hier leistet. Wir wissen, dass da ein Konkurrent heranwächst.“
Auch Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zollte den Bayer-Profis größten Respekt: „Es war das beste torlose Spiel, das ich je gesehen habe. Eigentlich hätte es keinen Sieger verdient gehabt, weil Leverkusen großartig gekämpft und gespielt hat.“
Noch größere Bewunderung hegte er für seinen Chefcoach Pep Guardiola, der trotz Ausfalls eines Prominenten-Quartetts um Arjen Robben und Franck Ribéry die Münchner weiter auf Kurs zum historischen dritten Titel-Triumph in Serie im DFB-Pokal steuert. „Der Trainer ist genial. Ihm fällt immer etwas ein“, sagte Rummenigge. „Er hat viele Pläne, nicht nur A, B oder C, sondern ich habe den Eindruck, das ganze Alphabet rauf und runter.“
Der 120 Minuten lang am Spielfeldrand gestikulierende, aber beim Elfmeterschießen reglos auf einem Klappstuhl sitzende Spanier selbst wirkte nach dem nervenzehrenden Pokal-Schlagabtausch geschafft. „Es war ein schönes Spiel. Am Ende haben wir gewonnen“, sagte Guardiola nach dem Erfolg über „eine der schnellsten Mannschaften der Welt“.
Ob sich seine Vorfreude auf das Halbfinal-Duell am 28. oder 29. April gegen Borussia Dortmund in Grenzen hält oder nicht, ließ er nicht durchblicken: „Wir spielen zu Hause, und wenn du den Pokal gewinnen willst, musst du gegen die besten Mannschaften gewinnen.“ Nach dem biederen 1:0 über Ostern in Dortmund wollen die Bayern gegen den Vorjahres-Finalgegner im nächsten Duell glanzvoller auftreten. „Dass wir im Halbfinale besser spielen wollen als am vergangenen Wochenende, ist klar“, kündigte Kapitän Philipp Lahm an.
Dem Werksclub, der oft über mangelnde Wahrnehmung in Fußball-Deutschland klagte, aber seit 22 Jahren vergeblich einem Titel hinterherjagt, tat die Anerkennung gut. Ein Trost nach dem zweiten Elfmeter-K.o. binnen gut drei Wochen war es nicht. „Zweimal im Elfmeterschießen auszuscheiden, schlimmer geht es nicht“, klagte 04-Verteidiger Roberto Hilbert. Auch in der Champions League Mitte März bei Atlético Madrid war das Aus so besiegelt worden.
„Der FC Bayern war letztlich einen Elfmeter besser. Irgendwann werden wir auch ein Elfmeterschießen gewinnen“, meinte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler. „Ein bittereres Ende gibt es nicht“, sagte Torwart Bernd Leno. „Jeder von uns wird im Bett liegen und hadern.“
Während sein Keeper-Kollege Manuel Neuer den Elfmeter von Josip Drmic parieren und den Weg zum Finale nach Berlin ebnen konnte, fehlte Leno dieses Glück. Bei den Schüssen von Thomas Müller und Mario Götze sei er etwas dran gewesen, berichtete Leno, „sie haben mich am Ball schnuppern lassen“. Dass am Ende ausgerechnet Thiago, der nach einem bösen Tritt gegen die Brust von 04-Stürmer Stefan Kießling mit der Gelben Karte gut davongekommen war, den Sieg vollendete, sorgte für Aufregung. Für Völler war es eine „klare Rote Karte“, Thiago selbst beteuerte: „Das war keine Absicht. Es tut mir leid.“
Mehr als Meilenstein für die Zukunft als einen Rückschlag wollte Bayer-Trainer Roger Schmidt das „Spiel auf Augenhöhe“ mit dem Rekordmeister- und Pokalsieger sehen. „Für mich ist das kein Tiefschlag. Es ist das Gegenteil davon, das war großartig“, resümierte er. „Wir haben uns nicht ins Elfmeterschießen hingelogen, sondern in der regulären Spielzeit alles gegeben und in der Verlängerung noch versucht zu gewinnen.“
Deshalb fürchtet er auch keinen Einbruch. „Das richtet alles andere als Schäden an und wird uns noch stärker machen“, meinte der Coach des Liga-Vierten und fügte mit Blick auf die Liga-Partie am Samstag bei Mainz 05 an. „Wir sind so gut, entwickeln uns so gut. Da wollen wir es uns nicht nehmen lassen, Champions League zu spielen.“