Bremer Pokal-Pleite: Zorn und Zittern um Zukunft

Heidenheim (dpa) - Zähneknirschen, Zorn und Zittern um die Zukunft: Nach Werder Bremens blamabler 1:2 (1:0)-Pokal-Pleite beim 1. FC Heidenheim redeten die Teamverantwortlichen Tacheles und die Verlierertruppe räumte kleinlaut ihr Versagen ein.

„Das ist eine Riesenenttäuschung und ein Rückschlag“, kommentierte Geschäftsführer Klaus Allofs die Niederlage des sechsmaligen Cup-Gewinners gegen den Drittligisten. „Materiell und vom Image her wurde ein großer Schaden für den Verein angerichtet.“

Schnellschüsse auf dem Transfermarkt soll es aber nicht geben. „Ich sehe keine Notwendigkeit, etwas zu tun. Wir haben gute Verpflichtungen getätigt“, erklärte der Werder-Chef am Sonntag in der Sport1-Sendung „Doppelpass“. Allofs hofft, dass in zwei, drei Wochen einige schmerzlich vermisste Leistungsträger wie Per Mertesacker und Claudio Pizarro wieder fit sind. Unabhängig vom Pokal-Aus steht die Verpflichtung des 20-jährigen Talentes Aleksandar Ignjovski im Raum.

Trainer Thomas Schaaf stöhnte nach dem Erstrunden-K.o: „Das tut weh, das ist ärgerlich.“ Mehrere Dutzend frustrierte Fans blockierten nach der Blamage 15 Minuten lang wutentbrannt den Mannschaftsbus des Bundesligisten. Sie skandierten: „Wir haben die Schnauze voll“ und „Allofs raus“. Die Anhänger befürchten erneut eine Saison mit Abstiegskampf, zumal Geld für Verstärkungen nach Ansicht des Aufsichtsrates nicht vorhanden ist.

Die Schwächen des derzeitigen Personals wurden von den Schwaben schonungslos aufgezeigt. Auch wenn bei Werder ein halbes Dutzend Stammkräfte fehlte, entschuldigte dies nicht den teilweise ideenlosen und konfusen Kick. Die oft überfordert wirkende neu formierte Viererkette mit dem Verlegenheitszentrum Sokratis Papastathopoulos und Andreas Wolf war ein ständiger Unsicherheitsfaktor. Aber auch Mittelfeld und Offensive blieben hinter den Ansprüchen eines Erstligisten zurück.

„Wenn wir so weiter spielen, wird es keine bessere Saison als die vergangene“, räumte Kapitän Clemens Fritz geknickt ein, dass Werder wieder eine Wackel-Runde droht. „Wir hätten alle mehr tun müssen.“ Schaaf stimmte dieser besorgniserregenden Prognose uneingeschränkt zu und forderte für den Rundenauftakt gegen den 1. FC Kaiserslautern am kommenden Samstag Wiedergutmachung: „Jetzt müssen wir uns umso besser in der Liga zeigen.“

Der lasche Auftritt gegen die leidenschaftlich kämpfenden und auch spielerisch überzeugenden Heidenheimer macht aber wenig Hoffnung, dass die Hanseaten die nötige Leistungsexplosion in einer Woche schaffen können. Sorgen bereitete Schaaf und Allofs die Tatsache, dass ihr Team die 1:0-Führung durch Markus Rosenberg (33. Minute) nicht verteidigen konnte. Nach Marco Marins kläglich verschossenem Handelfmeter (51.) brach zeitweise das blanke Chaos aus. „Das müssen wir abstellen“, sagte der Coach zu den stümperhaften Fehlern.

Rund 100 Sekunden reichten Heidenheim vor 10 000 Zuschauern in der ausverkauften Voith-Arena, um die Partie mit einem Doppelschlag zu drehen. Erst schlenzte Christian Sauter einen direkten Freistoß ebenso frech wie genial über die Mauer ins Netz (57.). Dann spitzelte Marc Schnatterer (58.) nach einem schönen Spielzug den Ball an Torhüter Tim Wiese vorbei.

„Das Ausscheiden müssen wir erst mal verarbeiten. Allerdings dürfen wir nicht den Kopf hängen lassen. Es ist eine neue Situation für den Verein, nur in einem Wettbewerb vertreten zu sein. Wir können uns in der Bundesliga voll auspowern“, sagte Wiese.