DFB-Pokal-Finale: Der Kampf der Systeme
Das Duell zwischen Dortmund und den Bayern ist auch eines der Trainer.
Berlin. Hier: Der Meister des Gegenpressings und des schnellen Umschaltspiels. Dort: Der Herr des Ballbesitzes und des dominanten Auftretens. Zwei Spielsysteme, zwei fußballerische Vorlieben, zwei komplett auseinanderdriftende Philosophien — das 71. DFB-Pokal-Finale kann beginnen. Wenn mit Borussia Dortmund heute (20 Uhr/ARD) der Gewinner des Jahres 2012 auf den Titelverteidiger Bayern München trifft, wird das ein Endspiel der völligen Gegensätze. Und eins der Rekorde.
74907 Zuschauer fiebern bei der ausverkauften Begegnung, die in 189 Länder übertragen wird, live im Stadion mit. Ein Mega-Spektakel zum Ende der Saison. Oder, wie es BVB-Trainer Jürgen Klopp sagt: „Das größte Finale überhaupt.“ Er hat kürzlich die schönsten Momente des unvergessenen 5:2-Sieges gegen die Bayern von vor zwei Jahren an alle Spieler geschickt. Via Smartphone. Eine Motivationsspritze der besonderen Art.
Die aktuelle Form spricht ein wenig für den BVB, der gestern Morgen mit leichter Verspätung in Berlin landete. Während es sich die Mannschaft im noblen Hyatt gerade bequem machte, lebte Klopp das rhetorische Umschaltspiel bei der Pressekonferenz in den Katakomben des Spielorts vor. Das Finale? „Wir haben vom ersten Spieltag auf genau dieses Ziel hingearbeitet.“ Dass Mario Mandzukic und Bastian Schweinsteiger heute nicht mitwirken? „Es ist sicher nicht hinderlich, etwas über die Aufstellung des Gegners zu wissen. Aber bei solch einem Spiel gibt es sowieso keine Entschuldigungen für irgendetwas.“ In Worte gekleidetes Gegenpressing.
Anders Pep Guardiola, der seine Bayern nach der Enttäuschung in der Champions League pünktlich auf Kurs bringen muss. Ruhig macht er das. Bedächtig. Mit enger Wortführung, sich nicht irritieren lassend. Nicht bei Fragen nach der völlig überraschenden Suspendierung von Mario Mandzukic. Nicht bei Fragen nach Robert Lewandowskis Qualitäten. „Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu sprechen“, sagt der Spanier knapp. Nicht bei der Frage nach einer möglicherweise verkorksten Saison, wenn das Pokalfinale verloren gehen sollte: „Wir haben die Meisterschaft gewonnen — darauf bin ich sehr stolz.“ So ist der Spanier. Immer die Kontrolle behalten. Das verlangt er von seinen Spielern auf dem Feld. Das lebt er auf dem Podium vor.
So darf man gespannt sein, welches der gegensätzlichen Systeme heute greift. „Eins ist klar“, sagt Klopp, „unentschieden wird das Spiel nicht ausgehen.“ Grinst, steht auf und verschwindet. Da mag sich Guardiola nicht lumpen lassen. „Wir sind bereit“, macht er klar. Und folgt Klopp.