Drei Gegentore in 15 Minuten: Schalke-Bosse ratlos
Gelsenkirchen (dpa) - Horst Heldt rang nach Worten, Jens Keller plante schon das „Donnerwetter“, und die Profis des FC Schalke 04 gelobten nach dem Katastrophen-Auftritt selbstkritisch Besserung.
„Die erste Hälfte war völlig indiskutabel. Ich hätte zur Pause zehn Spieler auswechseln können“, schimpfte Keller nach dem 1:3-Knockout gegen 1899 Hoffenheim im DFB-Pokal-Achtelfinale. Am nächsten Morgen setzte der Coach seine Ankündigung um und arbeitete das Spiel in einer „intensiven Analyse“ lange auf.
Drei Gegentore in nur 15 Minuten durch Kai Herdling (21.), Kevin Volland (32.) und Roberto Firmino (35.) waren auch für den Manager zu viel. Sichtlich angeschlagen suchte Heldt nach Erklärungen, ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. „Mir fehlen erstmal die Worte“, sagte Heldt, schnaufte tief durch und machte dann seinem Frust Luft: „Wir haben teilweise Harakiri gespielt. So ein Spiel habe ich auf Schalke noch nicht erlebt. Das war desaströs, das geht so nicht!“
Keller ahnte, dass die Diskussionen um ihn neue Fahrt aufnehmen würden. Und nahm es wie bisher immer gelassen hin: „Das kann ich ja nicht vermeiden. Ich mache mir nur Gedanken über Dinge, die ich beeinflussen kann.“ Doch nicht nur die Fans fragen sich, warum der Coach, der täglich akribisch arbeitet, mit seinen Ansagen und deutlichen Warnungen vor der Offensivpower und Gefährlichkeit des Gegners offensichtlich mal wieder auf taube Ohren stieß.
Ratlos beklagte der Trainer, der während des Spiels auf die unglaublichen Aussetzer seiner Profis keinen Einfluss hatte, die fehlende Einstellung. „Es hat den Anschein, als wären wir nicht so konzentriert in das Spiel gegangen wie am Samstag.“ Wenn man bedenkt, dass dieselbe Elf beim 3:0 gegen Stuttgart eine „Superleistung“ (Keller) über 90 Minuten gezeigt und die Hoffnung auf größere Konstanz genährt hatte, ist der Pokal-Auftritt umso unverständlicher.
Doch konstant ist auf Schalke nur die Inkonstanz. Das wissen auch die Profis und ärgern sich darüber: „Wir verfallen zu oft in die gleichen Muster“, gab Julian Draxler zu, den man selten so sauer und enttäuscht sah. Üblicherweise neigt der junge Mann nicht zu Kraftausdrücken, aber: „Wenn man so einen Scheiß spielt, kann man nicht weiterkommen. Es ist jedes Mal der gleiche Scheiß und dasselbe Blabla. Dann stehen wir hier und sagen, wir müssen das abstellen. Aber wir müssen es auch mal zeigen.“ Kevin-Prince Boateng wollte das Spiel vor den nächsten Krachern in Mönchengladbach (Samstag) und in der Champions League gegen den FC Basel am nächsten Mittwoch nur noch „schnellstmöglich abhaken“.
Selbst das Aufbäumen nach der Pause war laut Keller „planlos“, da half auch die schöne Einzelleistung von Jefferson Farfan (67.) zum 1:3 nichts. Das „Desaster“ (Fährmann) war nicht mehr abzuwenden. „Das ist Schalke nicht würdig“, sagte der Torhüter, der von seinen Vorderleuten schmählich im Stich gelassen wurde. Keller taten die treuen Anhänger leid, die allmählich an ihren Lieblingen verzweifeln: „Ich muss mich bei den Fans entschuldigen. Sie haben uns selbst nach dem deutlichen Rückstand permanent unterstützt.“
Sogar Markus Gisdol, der als Co-Trainer vor einem Jahr gemeinsam mit Huub Stevens auf Schalke gehen musste, fühlte mit seinem Ex-Club. „Ich freue mich keinesfalls, dass Schalke ausgeschieden ist. Dafür war die Zeit zu schön und finde ich den Verein zu gut“, sagte der 1899-Coach frei von Häme oder Genugtuung. Stattdessen freute er sich über den „Lernprozess“ und die „kleinen Schritte“ seines Teams, das zum sechsten Mal in der Clubgeschichte ins Cup-Viertelfinale einzog. Bisher ging es aber nie darüber hinaus. Gisdol fiebert der Auslosung durch die Bundestrainerin am Sonntag in der Sportschau entgegen und wünscht sich endlich mal ein Heimspiel für die TSG: „Das wäre eine tolle Sache. Vielleicht sollte ich mal mit Frau Neid telefonieren.“