Gereizter Sieger: Bayern sehnen mehr Ruhe herbei
Aachen (dpa) - Der Sieger wirkte gereizt wie ein Verlierer. Selbst das am Ende lockere 4:0 (1:0) im Viertelfinale des DFB-Pokals bei Alemannia Aachen konnte Bayern Münchens Trainer Louis van Gaal nur bedingt aufheitern.
Fragen nach dem „Mailand-Flüchtling“ Mark van Bommel und der angespannten Stimmung im Verein bezeichnete der Coach im Anschluss an die Partie als niveaulos. „Ich habe in einer Zeitung eine Schlagzeile gelesen 'Fliegt van Gaal heute'. Das spielt in den Medien eine größere Rolle als in meinem Vorstand oder meinem Verein“, kommentierte der Niederländer missmutig.
Unbeeindruckt von den Streitereien der Führungskräfte und der Suche nach einer neuen Hierarchie innerhalb der Mannschaft kam der FC Bayern zu einem standesgemäßen Sieg über den tapferen Zweitligisten. „Es war sehr unruhig in dieser Woche. Aber wir haben das sehr gut und professionell abgeschlossen“, befand van Gaal. Doch die Schlechtwetterfront ist trotz des 22. Einzugs des Titelverteidigers in die Pokal-Vorschlussrunde noch nicht vollends abgezogen. Auch der Fußball-Lehrer wollte weitere Stürme nicht ausschließen: „Das wird wieder so sein. Ich weiß das, ich bin Trainer von Bayern München.“
Schon am Morgen nach dem Sieg in Aachen bestätigte sich die Vorahnung des Fußball-Lehrers. „Wo Kooperation nötig ist, trifft van Gaal - so der Eindruck - Entscheidungen im stillen Kämmerlein. Somit ist van Gaal jetzt noch mehr zum Erfolg verdammt“, meinte der ehemalige Bayern-Star Oliver Kahn in einer Kolumne des Fachmagazins „kicker“. Dagegen rief Christian Nerlinger aus Sorge um eine weitere Stimmungseintrübung alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf: „Jetzt muss Ruhe rein.“
Immerhin könnte der Sieg in Aachen dazu beitragen, dass der Wunsch des Sportdirektors Wirklichkeit wird. Nach dem frühen Treffer von Mario Gomez (26.) sorgten Thomas Müller (75./80.) und Arjen Robben (88.) für die Entscheidung. „Das war ein auch in dieser Höhe verdienter Sieg“, befand Uli Hoeneß erleichtert. Zu den Querelen der vergangenen Tage wollte sich der Präsident jedoch nicht äußern. „Ich beantworte nur Fragen zum Spiel.“
Sorgen, dass es nach dem Weggang des bisherigen Kapitäns van Bommel zu mannschaftinternen Hierarchieproblemen kommen könnte, hegt van Gaal nicht. Die Beförderung von Philipp Lahm zum Spielführer bezeichnete er als folgerichtig: „Das ist normal. Er hat die Binde getragen, wenn van Bommel nicht dabei war.“ In diese Entscheidung sei auch Bastian Schweinsteiger, neben Lahm zweiter Leitwolf des Teams, eingebunden gewesen: „Sie können das miteinander machen. Ich werde keinen dritten Kapitän benennen, weil ich denke, dass diese zwei ausreichen.“