Mit „offenem Visier“ ins Derby: „Club“ gegen Fürth
Nürnberg (dpa) - Vorhang auf zum traditionsreichen Franken-Derby! Nach einer verkorksten Hinrunde hofft Bundesligist 1. FC Nürnberg am Dienstag im U-Bahn-Derby gegen den Nachbarn Greuther Fürth auf einen versöhnlichen Jahresabschluss.
„Wir wollen im Pokal überwintern“, sagte Coach Dieter Hecking, dessen Team mit dem 3:0-Sieg in Leverkusen rechtzeitig vor dem Nachbarschaftsduell dringend benötigtes Selbstvertrauen tanken konnte.
Doch auch der Außenseiter hat sich für die 254. Auflage des fränkischen Fußball-Derbys warm geschossen. 5:0 wurde Union Berlin am Freitag abgefertigt, die starke Hinrunde gibt dem Zweitligisten viel Rückenwind. „Wir versuchen immer, selbst das Spiel zu bestimmen. Wir stellen uns nicht hinten rein, denn wir spielen offensiven und technisch guten Fußball“, gab sich Heckings Gegenüber Mike Büskens angriffslustig. Die Favoritenrolle im Pokal sieht er aber bei den Hausherren: „Nürnberg ist Erstligist, wir sind der Zweitligist - deshalb sind wir Außenseiter“, betonte der 43-Jährige.
Ausverkauftes Haus mit 48 548 Zuschauern, jede Menge Emotionen: „Diese Partie, so kurz vor Weihnachten, ist für jeden, der sich mit dem Frankenland verbunden fühlt, ein ganz besonderes Spiel“, erklärte Nürnbergs Sportdirektor Martin Bader. Büskens pflichtete bei: „Zwei Städte, zwei Fanlager - und beide wünschen sich sehnlichst einen Sieg im letzten Spiel des Jahres.“ Kein Wunder, dass Hecking einen „Pokal-Fight ohne Abtasten“ erwartet. „Offenes Visier und drauf“, lautet seine Strategie. Doch zu viel Emotion will Hecking im Achtelfinale vermeiden. „Für mich ist es ein Pokalspiel. Man muss aufpassen, dass man nicht überzieht“, mahnte der 47-Jährige.
Dass mit Fürth ein ernstzunehmender Gegner kommt, weiß Hecking spätestens nach dem Coup des Zweitligisten gegen Union. „Die Chance, den Aufstieg zu schaffen, war noch nie so gut“, blickte Hecking anerkennend über die Stadtgrenzen - und betont: „Sie hätten es auch mal verdient.“ Dass der dreimalige deutsche Meister (1914, 1926, 1929) derzeit fast schon wie ein Erstligist agiert, musste zuletzt auch der herb geschlagene Union-Coach Uwe Neuhaus anerkennen. „0:4 im Hinspiel, jetzt war es noch deutlicher - aus verständlichen Gründen wünsche ich euch den Aufstieg, damit wir euch nicht wiedersehen müssen“, sagte Neuhaus.
Die Statistik im traditionsreichen fränkischen Derby spricht eindeutig für den Nürnberger Pokalsieger von 2007. Nach dem 15:0 in der ersten Auflage 1902 konnte der „Club“ noch 135 Spiele im ewig jungen Nachbarschaftsduell für sich entscheiden. Fürth verbuchte bisher erst 71 Siege, der letzte ist bereits knapp elf Jahre her. Dennoch dürfte vor allem der Blick in die Pokal-Statistiken den Gästen Mut machen: Im Cup-Wettbewerb trafen beide Teams zuletzt in der Saison 1996/97 aufeinander. Und damals gewann Fürth mit 2:1.