Neuer hofft auf Happy End: Abschied mit „Pott“?
Berlin (dpa) - Tränen fließen in jedem Fall - ob aus Enttäuschung, vor Freude oder Rührung. Denn der Wechsel von Manuel Neuer im Sommer zum FC Bayern gilt als sicher. Mit dem „Pott“ in der Hand würde dem Nationaltorhüter der Abschied vom FC Schalke 04 nach 20 Jahren leichter fallen.
„Wir wissen alle, was auf dem Spiel steht“, sagte Neuer und hob die besondere Bedeutung des DFB-Pokalfinales am Samstag gegen den MSV Duisburg hervor.
Seinen wahrscheinlich letzten Auftritt in „Königsblau“ will er genießen und mit dem Titelgewinn krönen: „Das ist eine einmalige Chance für uns, und ich bin fest überzeugt, dass wir den Pokal holen.“ Als Abschiedsgeschenk für Neuer sieht Trainer Ralf Rangnick die Trophäe aber nicht. „Es geht nicht darum, den Pokal für einen Einzelnen zu gewinnen. Jeder muss ihn für sich selbst gewinnen wollen“, sagte Rangnick einen Tag vor dem Endspiel und schloss überraschend an: „Ob Manuel Neuer wirklich sein letztes Spiel macht - da wäre ich mir nicht so sicher.“ Näher kommentieren wollte er dies aber nicht.
Als Schalke 2002 zum vierten und bisher letzten Mal Cupsieger wurde, war Neuer als 16-jähriger Fan in Berlin und durfte den Pokal anfassen. 2005 gewann er in Berlin schon das Pokalfinale der A-Junioren. Eine Erinnerung, die prägt. „So viele Titel kann man als Schalke-Fan ja leider nicht feiern. Deswegen war es für mich etwas Besonderes, den Pokal zu berühren“, verriet er der „Sport Bild“.
An eine Pleite gegen den Zweitligisten mag Neuer gar nicht denken. Sehnlichst wünscht er sich ein Happy End nach durchwachsener Saison. Am Samstag will er den „Pott“ als Kapitän im Olympiastadion nicht nur kurz berühren, sondern selbst in die Höhe recken. Es wäre sein erster Club-Titel als Profi. „Das würde ich sicher mein Leben lang nicht vergessen“, meinte der Gelsenkirchener, der stets gelassen wirkt und unter Druck die besten Leistungen zeigt.
Doch seit der 25-Jährige vor vier Wochen erklärte, seinen 2012 auslaufenden Vertrag auf Schalke nicht zu verlängern, hat er mit seiner Elf sechs Pflichtspiele hintereinander verloren. Neuer musste 16 Mal hinter sich greifen und wirkte zuletzt nicht mehr so souverän wie zuvor. Der Transfer-Wirbel scheint im Team und bei ihm Spuren hinterlassen zu haben. „Natürlich hat man ihm ab und zu angemerkt, was alles auf ihn eingeprasselt ist. Manuel ist auch nur ein Mensch“, sagte Rangnick. „Doch er ist Profi. Er will den Pokal haben. So habe ich ihn in diesen Tagen erlebt“, ergänzte er.
Im Endspiel will Neuer noch einmal seine ganze Klasse zeigen und den Coup mit den Anhängern feiern, die ihn zuletzt teilweise harsch attackierten und auspfiffen. Nach 156 Bundesligaspielen und 27 Europacup-Partien wäre der Triumph in seinem 16. Pokalspiel mit Schalke ein perfekter Abschluss. Rangnick ist sicher, dass das gelingt: „Wir können uns zu 100 Prozent auf Manuel verlassen. Ich bin absolut überzeugt, dass wir gewinnen.“
18 Millionen Euro Ablöse plus rund sieben Millionen Euro an erfolgsabhängigen Nachschlägen soll den Bayern die Verpflichtung der deutschen Nummer 1 wert sein. Man habe sich „grundsätzlich auf einen Preis geeinigt“, sagte Vorstandchef Karl-Heinz Rummenigge. „Ich habe das Gefühl, dass Schalke dieses offene Geheimnis bis Sonntag unter der Decke halten will.“ Auch Präsident Uli Hoeneß verriet, was Sache ist: „Es ist eine psychologische Frage, ob die Schalker es vor dem Pokalfinale bekanntgeben oder danach.“ Gut möglich, dass auch Neuer am Samstagabend sein Schweigen bricht - am liebsten mit Freudentränen.