Die FIFA im Korruptionssumpf

Zürich (dpa) - Korruption, Suspendierungen, Proteste: Die FIFA steckt in einer tiefen Krise. Die Nachrichtenagentur dpa hat Fragen & Antworten dazu zusammengestellt.

Was waren vor allem die Auslöser?

Die Kandidatur des Katarers Mohamed bin Hammam und die Vergabe der WM 2022 nach Katar. Das Emirat, das kleiner ist als das Bundesland Schleswig-Holstein, nahm noch nie an einer WM teil. Die Spieler müssen mit Temperaturen von bis zu 50 Grad in den Spielstätten rechnen. Fünf von den sieben Spielorten liegen in einem Umkreis von 25 Kilometern. US-Präsident Barack Obama - die USA waren einer der weiteren Bewerber - sprach im Dezember offen von einer „falschen Entscheidung“, Katar den Vorzug zu geben. Als „größten Fußballwitz aller Zeiten“ bezeichnete die norwegische Zeitung „Dagbladet“ damals die Entscheidung der FIFA.

Welche Rolle spielte der von der FIFA vorläufig suspendierte Mohamed bin Hammam?

Der 62-Jährige war eine der Schlüsselfiguren der Kandidatur Katars. Bin Hammam war bis zu seiner Suspendierung durch die FIFA von 1996 an Mitglied der Exekutive des Weltverbandes. Seit 25 Jahren gehört er dem gleichen Gremium seines Kontinentalverbandes an. Seit 2002 ist er auch Präsident des AFC. Er wollte eigentlich als Gegenkandidat bei der Wahl des FIFA-Chefs an diesem Mittwoch gegen Amtsinhaber Joseph Blatter antreten. Am vergangenen Samstag zog er seine Kandidatur jedoch zurück.

Warum wurde er vorläufig suspendiert?

Die Ethikkommission der FIFA suspendierte bin Hammam und FIFA-Vizepräsident Jack Warner wegen des Verdachts der Korruption. Die beiden Exekutivmitglieder sollen gegen den Ethikcode der FIFA verstoßen haben, indem sie beim Treffen der Karibischen Fußball-Union am 10. und 11. Mai versucht haben sollen, für die Wahl bin Hammams zum FIFA-Präsidenten Stimmen zu kaufen. Im Zusammenhang mit der WM-Vergabe hatte Warner dann behauptet, FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke habe in einer Mail über bin Hammam gesagt: „Ich habe es nie verstanden, warum er kandidiert.“ Vielleicht habe bin Hammam geglaubt, „dass man die FIFA kaufen könnte, so wie sie die WM gekauft haben“.

Wie viele FIFA-Exekutivmitglieder stehen oder standen insgesamt unter Betrugsverdacht?

Zehn von 24 Mitgliedern.

Wie verhält sich FIFA-Präsident Blatter?

Der Schweizer, Präsident seit 1998, will von einer Krise nichts wissen. Er weist Vorwürfe und Anschuldigungen, die die FIFA in den größten Skandal in ihrer 107-jährigen Geschichte manövriert haben, zurück. Zu einer möglichen Verschiebung seiner Wiederwahl sagte er: „Das muss der Kongress mit einer Dreiviertelmehrheit entscheiden.“ Auf die Frage, ob es bei der Vergabe der WM 2022 an Katar zu Korruption gekommen sei, entgegnet Blatter: „Das Exekutivkomitee hat keine Probleme gesehen. Es gibt keinen Grund, dass die Wahl zur WM 2022 wiederholt werden muss.“ Fragen zur Mail des FIFA-Generalsekretärs wollte er nicht beantworten. Eine angebliche Ein-Million-Dollar-Spende an den Kontinentalverband Nord- und Mittelamerika/Karibik erklärte er als Spende für wohltätige Projekte zum 50-jährigen Verbandsbestehen.

Kann Blatters Wiederwahl verschoben werden?

Dazu wäre eine Dreiviertel-Mehrheit der 208 Mitgliedsverbände nötig.

Kann es zu einer Neuvergabe der WM 2022 kommen?

Sollten die Vorwürfe bewiesen werden, könnte es zu einer neuen Vergabe der WM 2022 kommen.