EM-Tagebuch Bonjour - Die geborenen Verlierer

Ein bisschen tut mir der Engländer leid in diesen aufwühlenden Tagen. Erst der Brexit, nun das EM-Aus. Eines muss man dem Insulaner aber lassen: Wenn er Dinge zu Ende bringen will, geschieht das in aller Konsequenz.

Foto: Ansgar Griebel



Ich räume ein, mich überrascht der temporäre Niedergang der „Three Lions“. Ich hatte sie auf meinem (Final)Zettel und dafür gab es auch gute Gründe: Alle 23 EM-Kicker spielen in der Premier League, Roy Hodgson ist ein erfahrener Trainer und an Ostern haben sie uns, den Weltmeister, in Berlin ziemlich vernascht.

Dabei hätte ich doch nur in die Historie großer Turniere schauen müssen, um zu ahnen, dass es ziemlicher Unfug ist, auf England zu setzen. Seit dem WM-Triumph 1966 hat das Team alberne sechs K.o.-Spiele gewonnen: Gegen Paraguay (WM 1986), Belgien (WM 1990), Kamerun (WM 1990), Spanien (EM 1996), Dänemark (WM 2002) und Ecuador (WM 2006). Im Grunde genommen, ist der englische Nationalspieler ein geborener Verlierer. Verspottet von den eigenen Landsleuten. Im Forum von Manchester United forderte ein enttäuschter Fan am Montagabend das nächste Referendum: Man solle sich doch bitte von Torhüter Joe Hart trennen, vorzugsweise mitten im Atlantik.

Vielleicht können Zahnärzte das englische Problem lösen. Die Fachzeitschrift „British Journal of Sports Medicine“ hat vor einiger Zeit eine Studie veröffentlicht, die belegt, dass fast 80 Prozent der Fußball-Profis in Großbritannien Karies hätten. Rund sieben Prozent litten sogar unter solchen Zahnschmerzen, dass sie ihre sportliche Fähigkeit beeinträchtigt sahen. Bei fünf Prozent wurde eine irreversible Erkrankung des Zahnfleisches festgestellt.

Genug zum englischen Patienten, ich muss los: Beißerchen schrubben.