EM-Tagebuch Bonjour - Sesam öffnet dich

Neun Reporter sind für unsere Zeitung bei der Fußball-EM in Frankreich unterwegs. Tag für Tag wird einer von ihnen sein Tagebuch öffnen.

Foto: Hellmann

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Lange Zeit haben wir gedacht, ein Golf sei einfach nur ein Auto. Ein Auto, das eine ganze Generation geprägt hat. Unsere Generation. Die Generation Golf eben.

Aber inzwischen ist dieser Volkswagen ein kleines Kunstwerk deutscher Ingenieurskunst. Wenn wir mal vom der kleinen Schummelei bei den leidigen Diesel-Hinterlassenschaften absehen. Unser Gefährt für die Tour de France hingegen ist sauber — und funkelnagelneu. Und hypermodern. Aber dafür braucht es halt ein halbes Semester Maschinenbau und Elektrotechnik, um diesen Personenkraftwagen sachgerecht bedienen zu können.

Die gute alte Handbremse? Längst abgeschafft. Wenigstens einen Zündschlüssel gibt es noch. Ansonsten geht alles wie von selbst. Wenn da nicht der lästige Piepton beim Ein- und Ausparken wäre. Und die Frage aller Fragen: Wie bekomme ich diesen Kofferraum auf? Natürlich per Fernbedienung. Das Signal kommt an, aber die Klappe rührt sich nicht. Das soll ja inzwischen mit Bewegungsmelder funktionieren. Oder per Handauflegen. Aber nichts passiert.

Vielleicht hat ja sogar der DFB heimlich eine Sperre einbauen lassen. Für alle Berichterstatter, die nicht mit dem guten Stern auf allen Straßen, dem Generalsponsor von „La Mannschaft“, unterwegs sind.

Das bleibt nur eins. Das ganze Gepäck auf den Rücksitz. Schließlich hat der Leihwagen vier Türen. Und die sind sogar manuell zu öffnen. Und auf dem Weg ist ja auch ein VW-Händler, wo einem sicher geholfen werden kann. Aber ein bisschen peinlich wäre das schon. Deshalb — nach den ersten fünf Kilometern — ein letzter Versuch. Ein zufälliger Griff auf das VW-Zeichen im Heck. Und tatsächlich. Sesam öffne dich!

Mit dem Koffer im Kofferraum vergeht die lange Fahrt von Mittelhessen in die Grande Nation wie im Flug. Die Schweizer Berge mit ihren schneebedeckten Gipfeln grüßen majestätisch. Der Genfer See, den sie hier Lac Léman nennen, glänzt im Abendsonnenschein. „Der Blick auf das Wasser inspiriert und beruhigt“, hatte uns Manager Oliver Bierhoff vor ein paar Wochen die Wahl des noblen Mannschaftshotels „Ermitage“ hoch über dem beschaulichen Kurort Evian-les-Bains“ erklärt. Erst recht, wenn man rausbekommen hat, wie sich der eigene Kofferraum öffnen lässt.