Champions League, EM, Vaterfreuden: Kroos' toller Sommer

Ascona (dpa) - Nach einem Abstecher auf die Urlaubsinsel Mallorca fühlt sich Toni Kroos gleich wieder bereit zu neuen Großtaten.

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Nach der Ankunft im Trainingslager stieg der Champions-League-Sieger in Ascona sofort in den Trainingsbetrieb ein. Schon am Samstag dürfte der 26 Jahre alte Fußball-Weltmeister beim letzten EM-Test in Gelsenkirchen gegen Ungarn wieder auf dem Platz stehen.

Den Schalter umzulegen vom Königsklassen-Triumph mit Real Madrid am vergangenen Wochenende in Mailand auf das EM-Turnier in Frankreich falle ihm „gar nicht so schwer“, berichtete der Greifswalder am Donnerstag am Lago Maggiore. Wenn er eine ganze Woche auf Mallorca hätte ausspannen können nach den Real-Feierlichkeiten in Madrid „würde es natürlich immer schwieriger, weil du dann in einen Urlaubsmodus reinkommst“, berichtete Kroos. „Ich habe die Tage genutzt, um an etwas anderes zu denken.“ Eine Turniervorbereitung brauche er im Grunde gar nicht: „Ich spiele ja im Endeffekt durch.“

Das neue Ziel ist dabei gesetzt: „Die EM ist eine große Sache, da wird ganz Deutschland wieder drauf gucken. Da ist es für mich absolut möglich, den Fokus darauf zu legen, bevor dann hoffentlich so spät wie möglich Urlaub ist.“ Dieser soll erst am 11. Juli, dem Tag nach dem großen Finale im Stade de France, für den Real-Star beginnen.

Der schönste Moment des Sommers wird für Kroos jedoch ein privater sein. Wie Teamkollege Lukas Podolski wird auch Kroos zum zweiten Mal Vater. Seine Frau Jessica und er erwarten das zweite gemeinsame Kind nach dem zweijährigen Leon. „Wenn alles normal läuft, wird es nach der EM sein“, sagte Kroos. Ob Junge oder Mädchen, das möchte er nicht verraten. Der Familienzuwachs wird - Champions-Legue-Sieg hin, möglicher EM-Titel her - der Höhepunkt des Jahres im Hause Kroos sein. „Man muss sportlich und privat unterscheiden. Fußball ist wichtig, privat ist immer wichtiger. Wichtiger als die Familie geht nicht.“

Joachim Löw hatte den letzten seiner 23 EM-Spieler am Mittwochabend im Teamquartier persönlich willkommen geheißen. Für den Bundestrainer nimmt Kroos eine Schlüsselrolle beim Turnier ein. Der 64-malige Nationalspieler ist als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive mit seinen Fähigkeiten als Passmaschine zum Lenker im deutschen Spiel aufgestiegen. Kroos weiß, dass bei seinem vierten Turnier wieder hohe Ansprüche an ihn gestellt werden. „Man hat immer schon viel von mir erwartet, das wird jetzt nicht anders sein. Dem stelle ich mich wie immer.“

Champions-League-Sieg, EM-Titel, Vaterfreuden - so würde Kroos der Sommer 2016 gefallen. Aber der weitgereiste Fußballprofi geht ihn mit der Gelassenheit an, mit der er in seiner Jugend in Vorpommern groß geworden ist. „Natürlich wollen wir Europameister werden. Aber wenn wir es nicht werden, ist es nicht automatisch eine Enttäuschung, das wäre Quatsch. Es gibt Szenarien in einem Turnier, bei denen man nicht enttäuscht sein darf.“