Coach Conte ist Italiens heimlicher Star

Montpellier (dpa) - Mit großen Schritten eilt Antonio Conte über den eingezäunten Trainingsplatz in Montpellier, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Aufmerksam verfolgt der 46-Jährige jeden Pass, analysiert jede Bewegung.

Foto: dpa

Italiens Fußball-Nationaltrainer ist ein Perfektionist.

Die Einheiten sind bis ins Detail durchgeplant. Dazu kommen tägliche Videoschulungen. Conte gilt als einer der besten Trainer Europas, für viele ist er der Star in Italiens EM-Team.

Taktisch perfekt eingestellt, als verschworene Einheit und mit großem Siegeswillen - so präsentiert sich Italien bislang bei der EM. Dass das Team, dem vor der EM kaum jemand etwas zugetraut hatte, ohne große Stars sogar im Achtelfinale gegen Titelverteidiger Spanien am Montag nicht als chancenlos gilt, ist auch ein Verdienst des Trainers.

„Conte ist der ideale Trainer, wie er die Spiele vorbereitet, wie er eine Gemeinschaft formt“, lobt Italiens Kapitän Gianluigi Buffon, der mit Conte bereits bei Juventus Turin lange zusammenarbeitete. Vor allem beim clever herausgespielten 2:0-Auftaktsieg gegen Belgien überzeugte das Team mit einer perfekten Taktik. Belgiens Thibaut Courtois urteilte gar, sein Team sei „taktisch deklassiert“ worden.

„Conte bedeutet Gleichgewicht, Conte bedeutet Organisation, das zählt auf dem Platz oft mehr als ein Top-Spieler“, sagt Routinier Daniele De Rossi. Weitere Merkmale der Teams von Conte, der drei Meistertitel mit Juve feierte und nach der EM zum Premier-League-Club FC Chelsea wechselt, sind physische und mentale Stärke. „Es ist die Conte-Kur, um es bis ins Finale zu schaffen“, urteilt „La Repubblica“.

Hinzu kommt die Siegermentalität, die Conte vor allem in seinen drei Jahren bei Juve aufsaugte. „Wenn man einen großen Club trainiert lernt man, welcher Weg zum Erfolg führt“, sagt der Süditaliener. Simone Zaza lobt: „Conte gibt uns mentale Stärke. Wir arbeiten viel, aber auch wenn wir hart trainieren, machen wir das mit großem Spaß.“

Conte schafft es, seine Spieler zu motivieren, ihnen Selbstvertrauen zu geben sie zu Höchstleistungen zu treiben, ist in der Ansprache „Profi und nicht Vater oder netter Onkel“, wie die „Gazzetta dello Sport“ urteilt. Damit hat er aus Italiens mittelmäßigem Kader eine starke Einheit geformt. „Das ist auch ein Verdienst des Trainers, er hat uns seine Werte übermittelt“, sagt Alessandro Florenzi.

Wie weit diese Mischung Italien im Turnier noch bringen kann, hängt wohl auch von Contes Matchplan gegen Spanien ab. Der Coach gibt sich bescheiden, sieht sein Team in der Außenseiter-Rolle und verkauft das Achtelfinale als Erfolg. „Demut ist ein Teil der Intelligenz“, mahnte er. „Wir dürfen nicht vergessen, woher wir kommen.“