EM 2016 Deutsche Elf kämpft sich mit 2:0-Sieg in die EM

In einem aufregenden Spiel gegen die Ukraine trafen Mustafi und Schweinsteiger beim 2:0 für den nicht immer souveränen Weltmeister.

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Lille. Die Bilanz von Joachim Löw ist makellos. Vier Auftaktspiele bei großen Turnieren, vier Siege, 12:0 Tore. Der Bundestrainer baute die strahlende Bilanz aus: 2:0 endete die EM-Auftaktpartie Sonntagabend in Lille. Löw selbst hatte kaum Anlass zu strahlen. Es war ein mühsamer Sieg.

Der Weltmeister hoffte vergebens darauf, gleich zum Auftakt eine günstige Welle zu erwischen, um ein bisschen entspannter durch die Gruppenphase zu surfen. Um den Posten als Nachbar von Jerome Boateng hatte sich nach dem Ausfall von Antonio Rüdiger eine ganze Reihe Interessenten beworben. Selbst einzelne Politiker hatten sich angeboten. Löw vertraute eher einer konventionellen Idee. Er setzte Shkodran Mustafi ein, es war die einzige Änderung im Vergleich zum letzten Testspiel gegen Ungarn (2:0). Zehn Weltmeister und Jonas Hector starteten in dieses Turnier.

Deutschland gewinnt 2:0 gegen Ukraine
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Den Deutschen war der Wille anzumerken, schnell für klare Verhältnisse zu sorgen. Götze schlängelte sich an ein paar Gegenspielern vorbei, Draxler konnte die Vorlage nicht verwerten (4.). Ukraines Trainer Fomenko vertraute seinem 4-2-3-1-System. Sein Tam überlässt dem Gegner den Ballbesitz, um bei jeder passenden Gelegenheit über die flotten Flügelspieler Andrej Jarmolenko und Jewgeny Konopljanka zu kontern. Konopljanka hatte gleich eine prächtige Gelegenheit nach einem Fehler von Mustafi. Seinen präzisen Schuss aus 16 Metern hob Manuel Neuer über die Latte (4.).

„Uns erwartet ein widerstandsfähiger Gegner, der extrem diszipliniert und konterstark ist“, hatte Löw in der Teambesprechung angesprochen. In der Praxis gab es schnell entsprechende Warn-Hinweise. Die linke deutsche Seite war auch diesmal das bessere Schwungrad, Draxlers präzise Flanke legte Thomas Müller ab, doch Jonas Hector traf freistehend den Ball nur mit dem Schienbein (11.).

Standards standen lange Zeit fast auf dem Trainingsindex. Löw waren andere Dinge wichtiger. Erst in letzter Zeit tauchen ruhende Bälle regelmäßig auf dem Stundenplan auf. Die Mannschaft fuhr die Ernte ein. Mustafi wuchtete eine Freistoßflanke von Kroos per Kopf in die Maschen zum 1:0 (19.). Sicherheit und Spielkontrolle meldeten sich deswegen noch lange nicht zurück.

Die Ukrainer hätten schnell nach einer Ecke durch Yevhen Chatscheridi ausgleichen können, wieder war Ersatzkapitän Neuer der Sieger (25.). Das letzte Drittel der ersten Halbzeit ging t an die Ukraine. Das deutsche Team litt wieder unter mysteriösen Funktionsstörungen, der Zugriff fehlte. Ein bisschen hatten sie sich über das karge letzte halbe Jahr getröstet, dass das Team zur wahren Leistungsstärke erst im Turniermodus wieder finden würde. An diesem Abend wurde deutlich, dass sich die Dinge nicht so einfach lösen, bloß weil „EM“ auf den Eintrittskarten steht. Boateng rettete artistisch auf der Linie, nachdem wieder Konopljanka freie Bahn hatte (36.). Kopfschüttelnd ging Löw in die Kabine.

„Nachjustieren“, ist ein sehr häufig genutztes Wort in der Vorbereitung gewesen. Anlass gab es auch diesmal. Das Team sollte die Abstände zwischen den Linien verkleinern, um mehr Zweikämpfe führen zu können. Kroos meldete sich mit einem Fernschuss an, der noch das Lattenkreuz kitzelte (52.). Die Deutschen erhöhten das Tempo, Khedira scheiterte mit einem kernigen Fernschuss an Torwart Pjatow (60.), Draxler köpfte eine Flanke von Höwedes übers Tor (67.). Özil hätte das Ergebnis ausbauen können, scheiterte aber an Pjatow (87.). Dann nutzte der eingewechselte Schweinsteiger einen perfekt über Mustafi und Özil gespielten Konter zum 2:0.