Englands Angriffskniffel: Wohin mit Rooney, Kane & Vardy?

London (dpa) - Eine Woche vor EM-Start sucht England eine Lösung für sein Luxus-Sturmproblem um Wayne Rooney. Beim mageren 1:0-Sieg über dezimierte Portugiesen ohne Cristiano Ronaldo stand der Kapitän erstmals gemeinsam mit den Premier-League-Topstürmern Harry Kane und Jamie Vardy auf dem Platz.

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Doch bei der Premiere ließ der Angriffsdreier noch jegliche Harmonie vermissen - so dass trotz einer perfekten Vorbereitungsbilanz mit drei Siegen die nörgelnden Stimmen lauter werden. „Die aggressivste Auswahl in Hodgsons Amtszeit hat ihren Erschaffer mit mächtigen Kopfschmerzen und mehr Fragen als Antworten zurückgelassen“, analysierte die „Daily Mail“.

Die Zahlen der vermeintlichen Super-Offensive der Three Lions sind verheißungsvoll: Kane (25 Saisontore) und Vardy (24) dominierten die englische Liga, dazu kommen Rooney (8) und der talentierte Dele Alli (10) hinter den Spitzen. Doch entgegen der anfänglichen taktischen Ausrichtung drängte Rooney das Sturm-Duo immer wieder auf die Außenbahn, wo beide längst nicht so wirkungsvoll agieren.

„Wenn du mit Kane und Vardy spielst, dann lass sie wenigstens im Zentrum spielen und nicht auf dem Flügel. Oder was soll das Ganze?“, schimpfte Ex-Nationalspieler Alan Shearer via Twitter.

Erst nach der Auswechslung von Vardy sowie später auch Kane und Rooney dominierte das englische Team die Portugiesen, die nach der Roten Karte für Bruno Alves (35.) eine knappe Stunde zu Zehnt spielen mussten. Symptomatisch: Innenverteidiger Chris Smalling erzielte den Siegtreffer per Kopf (86.). „Keiner von uns hatte viele Chancen, daran arbeitet der Trainer“, resümierte Rooney. „Es ist aber ein 23-Mann-Kader, es sind nicht drei Spieler. Es geht um uns alle, nicht nur um drei von uns.“

Doch genau diesem Trio fehlt nun für den EM-Auftakt am 11. Juni gegen Russland die Zeit zum Einspielen: Beim 2:1 über die Türkei war Rooney nach dem FA-Cup-Sieg mit Manchester United nicht dabei, beim 2:1 gegen Australien durfte Vardy wegen seiner Hochzeit passen.

Und den taktischen Versuch gegen Portugal wertet die englische Öffentlichkeit als Fehlschlag. „Hör auf damit, Roy. Du hast zwei zentrale Stürmer mit 50 Toren diese Saison und sie verbringen die halbe Nacht damit, Kreide auf ihren Schuhen zu sammeln, weil sie die Außenlinie liebkosen“, schrieb der „Mirror“ und forderte eine Änderung der sogenannten Diamanten-Formation. „Wenn du diesen Diamanten deinem Partner als Verlobungsring anbieten würdest, würde er ihn dir ins Gesicht werfen.“

Zumindest verabschiedeten sich die englischen Angreifer vor dem Abflug ins EM-Quartier nach Chantilly am Montag ohne neue Verletzungssorgen ins Wochenende. Auch der Kung-Fu-Kick von Alves gegen Kane blieb offenbar ohne größere Folgen. „Ich habe Kratzer am Kopf und an der Schulter, aber wenigstens bin ich noch hier“, sagte der Tottenham-Profi. „Ich bin noch einmal davon gekommen.“