Polizei: Null Toleranz für Hooligans

Düsseldorf (dpa) - Frankreich setzt bei der Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land auf eine Null-Toleranz-Taktik gegen Hooligans - und auf deutsche Hilfe. Acht deutsche Polizisten fahren zu den Spielstätten des DFB-Teams.

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„Bei der Zusammenarbeit mit den Franzosen geht es in erster Linie um die Beobachtung und Einschätzung deutscher Fans“, sagt Jan Schabacker, Pressesprecher der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) in Duisburg, der Deutschen Presse-Agentur vor der Verabschiedung der Delegation am Montag.

„Gewalt soll verhindert, Missverständnisse ausgeräumt werden.“ Denn deutsche Hooligans machen für das Turnier mobil. „Vor allem für die Partie gegen Polen“, sagt Fanforscher Gunter Pilz.

Die am 10. Juni beginnende EM sollen mehr als 90 000 Polizisten, Rettungskräfte und private Sicherheitsleute schützen — vor Problemfans und Terror. Acht deutsche Beamte sind durchgehend in Frankreich. Die französische Regierung hatte diese Unterstützung angefordert. „Für das Risikospiel der Löw-Elf gegen Polen wird die Zahl vielleicht noch aufgestockt“, erklärt Schabacker.

Das ist nicht neu: Bei der WM 2014 in Brasilien berieten sieben deutsche Beamte die dortigen Sicherheitskräfte. Zur EM in Polen und der Ukraine fuhr 2012 eine 30-köpfige Gruppe.

In Frankreich gibt es ein Maximum an Vorsichtsmaßnahmen in den Stadien und auf den Fanmeilen. Auch die 24 Teams werden bewacht. Aus allen Teilnehmerländern ist Polizei vor Ort. Aber ein Restrisiko bleibt. Beim Pokalfinale zwischen Paris Saint-Germain und Olympique Marseille am 21. Mai lief zuletzt nicht alles glatt. Rauchbomben flogen im Stade de France von den Tribünen. Und das, obwohl es nur vier Eingänge gab und alle Zuschauer dreimal kontrolliert wurden.

15 der 36 EM-Vorrundenspiele sind von der nationalen Direktion zur Bekämpfung des Hooliganismus als Risikospiele eingestuft worden. Dabei geht es speziell um die Gefahr, die von aggressiven Fans ausgeht, nicht von Terroristen. Zu den Risikopartien zählen zwei Begegnungen der DFB-Elf: gegen die Ukraine am 12. Juni in Lille (Sicherheitsstufe 2) und gegen Polen am 16. Juni im Stade de France (Sicherheitsstufe 3).

Die deutschen Polizisten, die keine Waffen tragen, kennen die Hooligan-Szene. Die Beamten holen Gewalttäter aus der Anonymität. Sie wissen: Die EM in Frankreich hat bei Problemfans eine hohe Anziehungskraft. Uwe Ganz leitet die deutschen Einsatzkräfte - wie schon in Brasilien. „Auffällige Hooligans ziehen wir raus. Wir sagen ihnen, dass wir sie kennen und dass es Konsequenzen hat, wenn sie straffällig werden“, sagt er. Zudem sind die Polizisten Ansprechpartner für alle deutschen Anhänger. „Die meisten werden sich friedlich verhalten“, betont der Polizeioberrat.

Pilz rät gewaltbereiten Fans, zu Hause zu bleiben. „Die Null-Toleranz-Taktik der Franzosen wird für jemanden, der nur auf Randale aus ist, sicher kein Vergnügen.“ Der Fanforscher hofft, dass deutsche Hooligans die Lage schon beim ersten Gruppenspiel gegen die Ukraine richtig einschätzen und sich ruhig verhalten. „Sie dürften eigentlich schnell merken, was Sache ist.“

Gefahren drohen auch in Deutschland: Hooligans aus Ost- und Südosteuropa werden durch die Republik reisen. „Da kann es zu zufälligen und weniger zufälligen Begegnungen auf Rastplätzen und Bahnhöfen kommen“, sagt der Soziologe, der aber betont: Angst müsse man nicht haben. Deutsche Beamte haben die Abfahrbewegungen im Auge.

Während der EM werden die Grenzen zu Frankreich, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden stärker überwacht. Reisende müssen mit Verkehrskontrollen an Bundesstraßen und Autobahnen rechnen. Die Polizei will gewaltbereite Fans abfangen, verdächtige Fahrzeuge und Fanbusse kontrollieren. Es könnte zeitweise sogar feste Kontrollen an heiklen Stellen geben - etwa im Dreiländereck bei Aachen.