Ernüchterung bei EM-Neuling Nordirland - „Eingeschüchtert“
Nizza (dpa) - Die ganz in grün gekleideten nordirischen Fans ließen sich die EM-Party durch die Auftaktniederlage ihres Teams nicht verderben. Kaum war der Schlusspfiff im Stade de Nice nach dem 0:1 gegen Polen erklungen, feierten sie ihre Helden voller Inbrunst.
Den Spielern war die Freude an ihrem Debüt auf der großen europäischen Fußball-Bühne dagegen vergangen. „Das war nicht das Team, das uns hierher gebracht hat“, klagte Stürmer Kyle Lafferty. „Das war keine nordirische Leistung.“
Zwölf Spiele war das Team von Trainer Michael O'Neill zuvor ungeschlagen gewesen - doch am Sonntag waren die Nordiren so weit von einem Treffer entfernt wie die Côte d’Azur von ihrer Heimat. „Ich denke, wir waren ein bisschen eingeschüchtert“, sagte Lafferty, der als einzige Spitze komplett abgeschnitten war vom restlichen Team.
„Die Lücke zwischen Angriff und Mittelfeld ist dadurch entstanden, dass der Druck sehr hoch war“, analysierte O'Neill. In der Tat drängten die Polen die Nordiren von Anfang an in die Defensive, mit ihren stark limitierten spielerischen Mitteln hatte es die „Green and White Army“ deshalb schwer, überhaupt einen konstruktiven Angriff zu initiieren. „Du kannst nur ein Tor erzielen, wenn du den Ball hast. Wenn nicht, wird es schwer“, sagte O'Neill.
Der nordirische Coach wollte mit seiner Mannschaft trotz aller Chancenlosigkeit aber nicht zu hart ins Gericht gehen. „Wir haben viele Spieler, für die war es die Partie ihres Lebens. Viele unserer Jungs spielen in unteren Clubs und hatten selbst da zuletzt wenig Spielpraxis“, sagte O'Neill. „Es ist ein großer Schritt bis zum europäischen Toplevel.“
Seine Spieler konnte der 46-Jährige mit seinen Worten zunächst aber nicht aufbauen. „Die größte Enttäuschung ist, dass wir unsere Fans enttäuscht haben“, sagte Kapitän Steven Davis. Doch die Anhänger nahmen ihren Helden den Auftritt nicht übel. Sie feierten einfach weiter, auch am späten Abend noch in den vielen Bars und Cafés von Nizza. Am Donnerstag in Lyon werden sie alle wieder da sein, wenn die Nordiren im Duell der Auftaktverlierer auf die Ukraine treffen. „Wir werden aus diesem Spiel lernen“, versprach Davis seinen Landsleuten.