Freude auf EM und Baby - Podolski: „Bin kein Maskottchen“
Ascona (dpa) - Da ist er wieder, der „Deutschland-Poldi“. Mit seinem einnehmenden Lächeln und einem herzlichen Augenzwinkern für gute Bekannte kaperte Lukas Podolski das Pressepodium im Trainingscamp in Ascona.
„Es ist herrlich wie immer“, sagte der Immer-dabei-Profi zur Begrüßung. Nach dem Pokalsieg in der Türkei mit Galatasaray Istanbul ist Podolski erst in der zweiten Schweizer Woche in die Vorbereitung des Nationalteams auf die Fußball-EM eingestiegen. Eingewöhnungszeit braucht er nicht: „Ihr kennt ja den DFB. Der tut alles, damit wir das erreichen, was wir wollen: Europameister werden.“
Entgegen der Empfehlungen einiger Kritiker ermöglicht Joachim Löw seinem Lieblingsschüler das siebte große Turnier mit dem DFB-Team. „Ich weiß, dass Lukas die Leistung noch bringen kann, die wir von ihm erwarten“, begründete der Bundestrainer die Nominierung. Löw braucht „die Persönlichkeit“ Podolski aus vielen Gründen: Der noch 30-Jährige ist immer absolut motiviert und motiviert zugleich seine Kollegen. „Ich freue mich auf die EM. Ziel ist es, Europameister zu werden. Da hat sich jeder anzustellen. Egal, ob er spielt oder nicht.“
Podolski hat wenig gespielt in der Nationalmannschaft in der EM-Saison, bescheidene 17 Spielminuten waren es bislang. Von einem Platz in der Startelf ist der Offensivmann mit den beeindruckenden Oberschenkeln schon seit längerer Zeit weit entfernt. Dass er in einigen Medienberichten deshalb schon als Maskottchen des DFB-Teams bezeichnet wurde, ärgert Podolski gewaltig.
Und er wird ernst: „Als Maskottchen bin ich bestimmt nicht hierhergekommen“, sagte der gebürtige Pole in der Schweiz und forderte einen respektvolleren Umgang mit seiner Person: „Das ist eine Unverschämtheit, das habe ich nicht verdient.“ Er habe über 100 Länderspiele absolviert und stehe vor seinem siebten Turnier: „Ich habe eine wichtige Rolle“, erklärte der Weltmeister am Mittwoch.
2004 gegen Ungarn begann für den gerade 19-Jährigen eine sehr spezielle Nationalmannschaftskarriere. Am Samstag in Gelsenkirchen wird er mit Deutschland zur EM-Generalprobe wieder gegen die Magyaren antreten. Und das auch noch an seinem 31. Geburtstag. „Das ist Wahnsinn“, sagte Podolski, „aber es macht mich auch stolz.“ Sicher war sich der Galatasaray-Profi nicht, dass er in Frankreich nochmals dabei ist.
48 Tore hat er im Nationaltrikot erzielt. Mit vier Treffern ist er nach Jürgen Klinsmann (5) erfolgreichster deutscher EM-Torschütze. Löw hat seine Qualitäten immer geschätzt. „Ich genieße jeden Moment hier. Ich habe meist meine Leistung gebracht, bin Teil der Mannschaft. Ich werde alles geben, auf dem Platz und neben dem Platz - und in der Pressekonferenz.“ Da war er wieder, der Gute-Laune-Lukas.
Die gute Saison bei Galatasaray, gekrönt von seinem Kopfballtor zum türkischen Pokalsieg, hat Podolski wieder stärker gemacht. Dass er damit auch die Liebe zum Fußball zurückgewonnen hat, wies er aber mit Augenzwinkern zurück: „Die Liebe zum Fußball ist so wie die Liebe zur Familie und zur Frau: Die ist immer da.“
Mit seiner Frau Monika freut er sich auf das gemeinsame zweite Kind nach Sohn Louis. „Ich warte jeden Tag drauf, dann mache ich den Abflug nach Hause“, berichtete Podolski. „Ich hoffe, dass es noch ein paar Tage dauert. Wenn es soweit ist, wird es die Welt erfahren.“ Trotz des Familienzuwachses sieht Podolski seine weitere sportliche Zukunft in der Türkei. „Ein Wechsel ist momentan keine Thema. Stand heute, bleibe ich bei Galatasary Istanbul“, verkündete er.