EM Gladbachs Ginter hat keine Angst vor Cristiano Ronaldo

Herzogenaurach · Welche wichtige Rolle Matthias Ginter bei dieser EM in deutschen Team spielt, zeigte sich nicht nur am Dienstagabend gegen den Weltmeister auf dem Platz: Er erschien gestern bereits zum zweiten Mal auf dem Podium der Pressekonferenz.

Matthias Ginter hat gegen die Franzosen keinen einzigen Zweikampf verloren.

Foto: dpa/Marius Becker

Wenn es um die Besetzung der Abwehr-Reihen geht, ist er die Konstante: Matthias Ginter, der 27-Jährige, der gegen die Franzosen keinen einzigen Zweikampf verlor. Eine etwaige Furcht vor Cristiano Ronaldo? Das nicht, aber höllisch aufpassen müsse er schon.

Am Morgen danach war die Stimmung im Team gedämpft, doch spätestens seit Mittwochabend sei der optimistische Geiste im Base-Camp in Herzogenaurach wiederbelebt worden, berichteten gestern Matthias Ginter und Emre Can. „In der Nacht und am Morgen danach waren alle sehr enttäuscht, jetzt aber hat sich das Jetzt-Erst-Recht-Gefühl entwickelt“, sagte der Abwehrmann. Die Stimmung bleibe positiv, am Sonnabend gegen Portugal werde voll auf Sieg gespielt.

Welche wichtige Rolle Matthias Ginter bei dieser EM in deutschen Team spielt, zeigte sich nicht nur am Dienstagabend gegen den Weltmeister auf dem Platz: Er erschien gestern bereits zum zweiten Mal auf dem Podium der Pressekonferenz. In der Nationalelf spielt der im Breisgau geborene 27-Jährige seit 2014. 41 Länderspiele hat der über den SC Freiburg zu Dortmund und Gladbach gekommene Verteidiger in der Bilanz. 2015 wurde er in Brasilien Weltmeister – offiziell wenigstens, aber gespielt hat er bei der WM nicht.

Der eloquent auftretende Profi mochte gestern keinen Einblick in die taktischen Debatten im Team geben. „Für mich persönlich spielt das System keine große Rolle.“ Auf die Frage, was er antworten würde, wenn ihm der Bundestrainer die Systemfrage stelle, sagte er: „Ich würde ihm sagen, dass ich mich in beiden Systemen wohlfühle.“ Er könne Dreier- und Viererkette spielen, im Spiel sei das „ohnehin oft fließend“.In der Analyse der 0:1-Niederlage gegen den Weltmeister stimmt Ginter in den Kanon seiner Spielkameraden ein. „Wir haben alles in die Waagschale geworfen, es hat aber oft im letzten Drittel der letzte Pass gefehlt.“ Die Mannschaft habe sich kaum Torchancen erspielt. Das zu ändern, sei Aufgabe der ganzen Mannschaft. Ginter: „Wenn das funktioniert bin ich optimistisch, dass wir am Samstag ein gutes Ergebnis erzielen.“ Ob das auch personelle Änderungen bedinge, ließ der Noch-Gladbacher, der angeblich von Leverkusen heiß umworben ist, offen. Natürlich auch die Frage zu seiner Zukunft.

Erst einmal richte sich der Blick auf Sonnabend und zwangsläufig auf Cristiano Ronaldo. Der Portugiese zähle noch immer zu den besten Stürmern der Welt, habe jetzt auch wieder zwei Tore gemacht. Deshalb gelte es „höllisch aufzupassen“. Ginter warnt aber auch: „Es wäre ein Fehler, sich komplett auf Ronaldo zu konzentrieren, sie haben viele gute Offensivspieler und sind gut besetzt, da müssen wir kompakt verteidigen, um wenig zuzulassen.“

Ob Emre Can zu den kompakten Verteidigern gehören wird, ist offen, da Lukas Klostermann sich im Training eine Oberschenkel-Zerrung zugezogen hat, fehlt Löw derzeit zumindest ein Außenverteidiger, falls er umstellen werde.  „Ich bin bereit“, sagte Emre Can gleich mehrmals. „Wenn ich spielen darf, dann ist es mir egal, wo.“ Tatsächlich hat der als Sohn türkischer Eltern in Frankfurt geborene 27-Jährige in seiner bisherigen Karriere bei Bayern München, Leverkusen, Liverpool, Juventus und jetzt in Dortmund auf allen Positionen in Abwehr und Mittelfeld schon gespielt. Wenn er allerdings gefragt werde, wo er am liebsten spiele, dann antworte er klar: „Am liebsten im Zentrum.“

Grundsätzlich stimmte Can auch das optimistische Lied an. „Es war nicht unser schlechtestes Spiel gegen Frankreich, wir können aber noch mehr. Das ist das Gute.“ Dass die Mannschaft jetzt gehörig unter Druck stehe, sei völlig normal. „Wenn du drei Gruppenspiele hast und das erste verlierst, hast du auf jeden Fall Druck.“ Das seien die Spieler allerdings auch aus den großen Vereinen gewohnt. Can: „Wir dürfen auch nicht vergessen, Spaß zu haben, das kommt vor dem Druck.“Warum Deutschland gegen Portugal gewinnen werde? „Weil wir eine geile Mannschaft sind und viel Qualität haben.“