Isländische Euphorie nach 1:1 - „Team mit großem Herz“

Saint-Étienne (dpa) - Der Staatschef bejubelte den beeindruckenden EM-Auftakt zusammen mit Islands Spielern in der Umkleidekabine. Zehntausende Anhänger verwandelten Saint-Étienne zu einer nächtlichen Party-Metropole.

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Das hart erkämpfte 1:1 gegen den EM-Mitfavoriten Portugal im ersten isländischen Spiel bei einem Fußball-Großereignis versetzte die Einwohner des 320 000 Einwohner kleinen Staates in ungekannte Ausnahmestimmung. „Helden“, titelte Islands größte Tageszeitung „Fréttablaðið“ schlicht, Starprofi Eidur Gudjohnsen prognostizierte stolz: „Nach so einem Ergebnis werden die Leute beginnen, uns noch ein bisschen mehr zu respektieren.“

Mehr als 30 000 Fans waren nach Schätzungen mit zur EM-Premiere ihres Landes nach Frankreich gereist, das entspricht fast zehn Prozent der Gesamtbevölkerung. Diejenigen, die zu Hause geblieben waren, fieberten vor den Fernsehgeräten mit; die Straßen der Hauptstadt Reykjavik waren am Dienstagabend wie ausgestorben. „Wir haben im Sport so oft gezeigt, dass wir unerwartet stark sein können“, sagte Gudni Th. Johannesson, aussichtsreichster Kandidat bei der isländischen Präsidentenwahl am 25. Juni. Noch-Amtsinhaber Olafur Ragnar Grimsson ließ es sich wie auch der in Island geborene Handball-Bundestrainer Dagur Sigurdsson nicht nehmen, das historische Ereignis sogar selbst vor Ort mitzuerleben. Nach Spielende war Grimsson in der Mannschaftskabine einer der ersten Gratulanten.

Des einen Freud ist des anderen Leid oder: Island düpiert Portugal
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„Die Menschen haben an diesem Abend gesehen, warum wir hier bei der EM sind“, formulierte Gudjohnsen, einziger ausgemachter Star in der Fußballgeschichte Islands. 2009 gewann der Stürmer mit dem FC Barcelona die Champions League, im Alter von inzwischen 37 Jahren hat er seinen sportlichen Zenit aber längst überschritten. Gegen Portugal saß er 90 Minuten auf der Bank - ohne sich persönlich beleidigt zu fühlen. Für die beiden Cheftrainer Lars Lagerbäck und Heimir Hallgrimsson wirkt Gudjohnsen dank seiner Erfahrung beim Turnier in Frankreich wie ein zusätzlicher Motivationstrainer - einer, der seine Mitspieler so glaubwürdig wie kaum ein anderer heiß machen kann.

„Die Menschen haben ein Team mit einem großen Charakter und einem großen Herz gesehen“, bekannte Gudjohnsen. Birkir Bjarnason, der nach Portugals Führung durch Nani (31. Minute) den Ausgleich für wacker kämpfende Isländer erzielt hatte (50.), bemerkte: „Jeder Spieler verdient großes Ansehen. Wir waren 90 Minuten lang großartig und könnten nicht glücklicher über ein 1:1-Unentschieden sein.“

Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass der eine Punkt für den erhoffen Achtelfinal-Einzug natürlich noch zu wenig ist. „Wir dürfen nicht übertreiben, wir haben nur einen Punkt“, konstatierte Gudjohnsen, der inzwischen in Norwegen bei Molde FK unter Vertrag steht. Der Ex-Hoffenheimer Gylfi Sigurdsson rechnete vor: „Jetzt wäre ein Sieg in einem der nächsten Spiele genug, um weiterzukommen.“