Löws Verletzungspech: Von Ballack über Reus bis Rüdiger
Évian-les Bains (dpa) - Joachim Löw hat in seiner zehnjährigen Amtszeit als Bundestrainer immer wieder in der Vorbereitung und bei Turnieren mit Verletzungspech und auch Ausfällen leben müssen.
So kurzfristig wie bei Antonio Rüdiger, der am Ankunftstag in Frankreich beim ersten Training des DFB-Teams einen Kreuzbandriss erlitt, war es aber selbst bei Kapitän Michael Ballack vor der WM 2010 oder dem Dortmunder Marco Reus vor der Weltmeisterschaft 2014 nicht. Löw hat sich vor seinem fünften Turnier als Chefcoach Pragmatismus angeeignet. „Wenn irgendeiner ausfallen sollte, gibt es einen anderen Spieler. Ich will nicht jammern“, erklärte der 56-Jährige.
EM 2008 in Österreich und der Schweiz: Löw nimmt Christoph Metzelder trotz einer langwierigen Fußverletzung und fehlender Spielpraxis mit zum Turnier. „Ich war verletzt - sicher ist das nicht optimal“, sagt Metzelder in der Vorbereitung. Der Innenverteidiger von Real Madrid bestreitet alle EM-Spiele inklusive des verlorenen Endspiels gegen Spanien (0:1) im Abwehrzentrum an der Seite von Per Mertesacker, findet aber nicht zur Topform. Der Boulevard spottet über „Schnarch und Schleich“ in der deutschen Verteidigung.
WM 2010 in Südafrika: Das Verletzungspech schlägt in der Vorbereitung mehrfach zu. Michael Ballack verletzt sich im englischen Pokalfinale bei einem brutalen Tritt von Gegenspieler Kevin-Prince Boateng am Fuß. Abwehrspieler Christian Träsch erleidet im Trainingslager in Südtirol bei einem Trainingsspiel eine schwere Kapsel- und Bandverletzung am rechten Fuß. Im vorletzten Testspiel in Budapest gegen Ungarn (3:0) erwischt es auch noch Heiko Westermann. Der Abwehrspieler verletzt sich ebenfalls am Fuß. Schon im Vorfeld muss Löw den zum WM-Torwart ausgerufenen René Adler wegen eines Rippenbruchs streichen. So steht Manuel Neuer in Südafrika zwischen den Pfosten und ist seitdem Deutschlands klare Nummer 1.
EM 2012 in Polen und der Ukraine: Bastian Schweinsteiger schleppt sich durch das gesamte Turnier. Ein Bluterguss in der linken Wade, den der damalige Bayern-Profi im verlorenen Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea erleidet, beeinträchtigt die Vorbereitung. Im Turnier bekommt Schweinsteiger einen Tritt aufs Sprunggelenk. Nach einer mäßigen Leistung beim 4:2 im Viertelfinale gegen Griechenland stellt er sich selbst in Frage. „Wir brauchen ihn, er ist ein emotionaler Leader“, sagt Löw jedoch. Es folgt - mit Schweinsteiger - das bittere Halbfinal-Aus gegen Italien.
WM 2014 in Brasilien: Einige prominente Nationalspieler wie Ilkay Gündogan oder Holger Badstuber sind wegen langfristiger Verletzungen frühzeitig kein Thema. Eine Oberschenkelverletzung beim Training in Südtirol führt zum WM-Aus des Leverkuseners Lars Bender. Einen Tag vor der Abreise nach Brasilien erwischt es Marco Reus im letzten Testspiel gegen Armenien: Der Offensivspieler erleidet beim 6:1 eine schwere Fußverletzung. Löw nominiert Shkodran Mustafi nach, den er zuvor im Trainingslager für den endgültigen Kader gestrichen hatte.
EM 2016 in Frankreich: Gündogan und Badstuber sind wieder frühzeitig im Lazarett. Und Marco Reus verpasst ebenfalls das nächste Turnier. Wegen „massiver gesundheitlicher Probleme“ streicht der Bundestrainer den Dortmunder aus dem finalen 23-Mann-Kader. Kapitän Schweinsteiger nimmt Löw dagegen nach zwei Knieverletzungen im EM-Jahr ebenso mit wie den Dortmunder Mats Hummels, der sich im DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen hatte. Antonio Rüdiger drängt sich in der Vorbereitung als Hummels-Ersatz für die ersten Turnierspiele auf - bis zum folgenschweren Trainingsunfall in Évian.