Medien bejubeln „italienische Giganten“

Berlin (dpa) - Die Fußball-Welt verneigt sich vor der italienischen Nationalmannschaft und zeigt Mitgefühl für die unterlegene Truppe von Bundestrainer Joachim Löw.

Nach dem 2:1-Halbfinalsieg des viermaligen Weltmeisters in Warschau schrieb die schwedische Boulevardzeitung „Aftonbladet“: „Die Deutschen eroberten viele Herzen und gewannen Freunde. Aber zum Turniersieg brauchten sie auch Rückgrat, und das schienen sie unterwegs verloren zu haben. Schon wieder ein Sommermärchen, das sich in Rauch aufgelöst hat.“

Das schwedische Boulevardblatt „Expressen“ meinte: „Der deutsche Fußball war noch nie so populär wie jetzt. Und der deutsche Fußball wurde noch nie so stark mit Niederlagen verknüpft wie jetzt. Aus arroganten Sieger-Typen sind liebenswerte Loser-Typen geworden.“

Lobeshymnen hingegen stimmte die internationale Presse auf die siegreichen Italiener und vor allem Matchwinner Mario Balotelli an. „Super Balotelli. Ein Stern ist aufgegangen. Ganz Italien feiert“, jubelte die „Gazzetta dello Sport“. Der „Corriere dello Sport“ meinte hymnisch: „Italienische Giganten. Ein Wahnsinns-Balotelli. Wir haben Deutschland eine Fußball-Lektion erteilt. Wir sind im Finale. Die Azzurri haben dem Land die Freude zurückgegeben.“

Fast schon ungläubig titelte „La Stampa“: „Deutschland bleibt am Boden, und Italien kommt weiter. Das Finale zu erreichen, das sah erst so aus, als müsse man eine Rakete zum Mond schießen.“

Die spanische Presse überschüttete die Löw-Truppe mit Häme. „Die Deutschen fielen ihrer Arroganz und ihrem Übermut zum Opfer. Sie dachten nur an eine Revanche gegen Spanien und vergaßen die Italiener“, bilanzierte „El País“. Für „El Periódico“ war klar: „Das Spiel der Teutonen erlitt einen verheerenden Kurzschluss. Die deutsche Elf war eine totale Enttäuschung.“

Daran, dass Deutschland bei einer EM oder WM noch nie gegen Italien gewonnen hat, erinnerte „Marca“ in ihrer Ausgabe: „Italien bleibt das Schreckgespenst der Deutschen. Egal ob das deutsche Team - wie jetzt bei der EM - als Favorit antritt, oder ob es daheim im eigenen Land spielt, in der Stunde der Wahrheit kann es die Hürde der Italiener einfach nicht überwinden.“

Die französische Zeitung „Direct Matin“ schrieb poetisch, Balotelli habe die Azzurri mit seinen Toren an die „Pforten des Paradieses“ geführt. „Przeglad Sportowy“ aus Polen bilanzierte: „Ein fantastisches Match und die schönen Tore Balotellis brachten Italien ins Finale.“ Und auch „Sport“ in Tschechien verneigte sich vor der Show des exzentrischen Stürmers: „Ein Verrückter ist König. Balotelli hat die Deutschen abgeschossen.“

Die internationalen Pressestimmen zum EM-Halbfinale Deutschland-Italien

ITALIEN:

„La Gazzetta dello Sport“: „Stolzes Italien. Das war ein überwältigender Auftritt der Azzurri, mit einem wunderbaren Doppelschlag Balotellis und so vielen vergebenen Chancen.“

„Super Balotelli. Ein Stern ist aufgegangen. Ganz Italien feiert. Wir haben es geschafft!!! Deutschland schon wieder geschlagen. Jetzt kommt Spanien dran.“

„Corriere dello Sport“: „Italienische Giganten. Ein Wahnsinns-Balotelli. Wir haben Deutschland eine Fußball-Lektion erteilt. Wir sind im Finale. Die Azzurri haben dem Land die Freude zurückgegeben.“

„Tuttosport“: „Wir haben sie fertig gemacht. Balotellis fabelhafter Doppelschlag.“

„La Stampa“: „Wir sind der Fluch der Deutschen. Die Geschichte wiederholt sich. Deutschland bleibt am Boden, und Italien kommt weiter. Das Finale zu erreichen, das sah erst so aus, als müsse man eine Rakete zum Mond schießen. Doch der Mond kam herab, um eine Squadra zu streicheln, die in zwei Jahren nahezu aus dem Nichts neu aufgebaut worden ist.“

„La Repubblica“: „Eine perfekte Partie, die magische Nacht des Super-Mario. Dieser Junge heißt Italien. Denn Italien, das steht jetzt auch für einen Schwarzen mit dem Akzent von Brescia. Der Sieg über Deutschland verlängert die Geschichte, und ins Finale gehts mit riesiger Moral.“

„Corriere della Sera“: „Ein großes Italien, Deutschland muss sich Balotelli geschlagen geben. Es war die schönste Partie, eine Schönheit, entstanden aus dem Wissen um die eigenen Mittel, umgesetzt wie am Reißbrett ausgedacht. Alle haben alles gegeben, sind teilweise neugeboren in dieser Nacht.“

SPANIEN:

„El País“: „Die Deutschen fielen ihrer Arroganz und ihrem Übermut zum Opfer. Sie dachten nur an eine Revanche gegen Spanien und vergaßen die Italiener. Von Özil war wenig zu sehen, dagegen führte Pirlo Regie in meisterhafter Manier.“

„El Mundo“: „Italien demütigt Deutschland.“

„El Periódico“: „Balotelli versenkt Deutschland. Das Spiel der Teutonen erlitt einen verheerenden Kurzschluss. Die deutsche Elf war eine totale Enttäuschung.“

„Marca“: „Italien bleibt das Schreckgespenst der Deutschen. Egal ob das deutsche Team - wie jetzt bei der EM - als Favorit antritt oder ob es daheim im eigenen Land spielt, in der Stunde der Wahrheit kann es die Hürde der Italiener einfach nicht überwinden.“

„As“: „Adiós, Alemania. Die Deutschen waren den Italienern deutlich unterlegen und mit dem 1:2 noch gut bedient.“

„Sport“: „Balotelli war der Super-Mario. Von der Statistik her wird das Spiel als ein knapper Sieg der Italiener in die Annalen eingehen. Aber in Wirklichkeit hätte das Team von Cesare Prandelli die Deutschen mit einer Packung heimschicken können.“

ENGLAND:

„The Times“: „Balotellis Brillanz schickt verstörtes Deutschland heim - für Balotelli war es die stolzeste Nacht seiner Karriere. Italien war im Traumland, Deutschland fassungslos.“

„The Guardian“: „Warum immer er? Balotelli feuert Italien ins Finale - es war die Nacht, in der Mario Balotelli sich als seriöser, erwachsener Fußballer zeigte, der die besten Gelegenheiten verwerten konnte. Angedroht hatte er das schon mehrmals, aber nie hat er es mit so viel Effizienz durchgesetzt.“

„The Sun“: „Wunderbarer Balotelli: Die Deutschen antworteten mit einem Elfmeter von Mesut Özil, doch das war zu wenig und zu spät.“

„The Daily Mail“: „Magic-Mario beansprucht Ruhm für sich: Es konnte nur einen Super-Mario geben in diesem Halbfinale. Dass es Balotelli war und nicht Gomez ist möglicherweise der Schock des Turniers.“

„Daily Mirror“: „Balotelli mag zwar darauf bestanden haben, es sei nicht nötig, seine Tore zu feiern, wie ein Postbote nicht feiert, wenn er Briefe einwirft. Doch letzte Nacht fand er etwas, worüber er lächeln konnte. Super, Mario!“

FRANKREICH:

„Direct Matin“: „Wiedersehen im Finale - Der zweifache Torschütze 'Super Mario' hat nie so berechtigt seinen Spitznamen getragen; er hat sein Talent im besten Augenblick aufblitzen lassen, um ein ganzes Land an die Pforten des Paradieses zu schicken und im Alleingang die Hoffnungen der deutschen Mannschaft auf eine Revanche fürs verlorene Finale 2008 zu zerschlagen.“

„Le Parisien“: „Balotelli lässt Deutschland stürzen - von diesem Spiel wird man drei Dinge in Erinnerung behalten. Erstens natürlich den unaufhaltsamen Sieg. Zweitens das, was nun wie ein Fluch erscheint, da Deutschland Italien immer noch nicht bei einem großen Wettbewerb geschlagen hat. Und drittens wird man sich einen großen Namen merken: den von Mario Balotelli.“

„Le Figaro“: „Euro 2012: Ein Finale Italien-Spanien - Mario Balotelli (...) hat fast im Alleingang den Final-Favoriten Deutschland in die Knie gezwungen... Für die Mannschaft, die Italien noch in keiner Finalphase bei einer EM oder WM geschlagen hat, setzt sich eine schwarze Serie fort.“

„20 minutes“: „Balotelli, der italienische Superstar - schenkt man seinem Team-Partner James Milner bei Manchester City Glauben, gibt es zwei Mario Balotellis: 'einen guten und einen schlechten'. Die Deutschen hatten kein Glück, sie sind über ein drittes Modell gestolpert: einen außergewöhnlichen Mario Balotelli.“

POLEN:

„Gazeta Wyborcza“: „Finale? Nein! Fußball ist ein Spiel mit 22 Leuten, und am Ende gewinnen die Deutschen? Falsch. Seit 1996 erlangten die Deutschen keine große Trophäe. Super-Mario, Super-Italia.“

„Rzeczpospolita“: „Warschau hatte Glück. Das letzte Match in Polen war das beste der EM. Noch einmal zeigten die Italiener schönen, offensiven Fußball. Der Held der Begegnung war Mario Balotelli. Italien hätte noch höher gewinnen können.“

„Przeglad Sportowy“: „Ein fantastisches Match und die schönen Tore Balotellis brachten Italien ins Finale. Das gestrige Spiel war der Knockout.“

UKRAINE:

„Segodnja“: „Balotelli führt Italien gegen zahnlose Deutsche ins Finale. Während Neuer chancenlos war, bewies Buffon seine Klasse.“

„Komsomolskaja Prawda UA“: „Gut gestartet, hart gelandet: Deutschland verliert gegen Italien, das sich nicht anstrengen muss.“

SCHWEIZ:

„Blick“: „Deutsche gedemütigt! Mister Bummbastic. Super-Mario Balotelli erlegt die Deutschen mit zwei Toren. Deutsche verlieren Spiel und Anstand.“

„Im Fernsehen haben derweil die ARD-Kommentatoren Reinhold Beckmann und Mehmet Scholl geistige Mattscheibe. Sie bezeichnen Balotelli und seinen kongenialen Sturmpartner Antonio Cassano, der das 1:0 vorbereitet hat, als 'Pflegefälle' und 'Straßenköter'. Am besten treten die beiden ebenso schnell ab wie Jogis Elf.“

„Neue Zürcher Zeitung“: „Es bleibt, wie es ist. Deutschland kann an Turnieren nicht gegen Italien gewinnen. Wie schon bei der WM 2006 führt der Weg der Italiener in ein Finale über die Deutschen.“

„Basler Zeitung“: „Deutschland zerbricht an 'Super-Mario' Balotelli. Mamma mia: Dank zwei Toren des Stürmers bezwingt Italien Favorit Deutschland.“

„Was für ein packender Fußballabend in Polens Hauptstadt, was für ein Resultat und was für eine Überraschung: Nicht das hochgelobte Deutschland, sondern Italien steht am Sonntag in Kiew im EM-Finale gegen Spanien.“

„20 Minuten“: „Tschüss Deutschland.“

TSCHECHIEN:

„Blesk“: „Bravotelli! Ein Stürmer hat mit zwei Treffern innerhalb von 16 Minuten alles entschieden - Balotelli und Co. treffen auf Titelverteidiger Spanien, der vor dem verrückten italienischen Kanonier bereits zittert.“

„Sport“: „Ein Verrückter ist König. Balotelli hat die Deutschen abgeschossen.“

„Lidové Noviny“: „Balotelli schießt Italien ins Finale - oft hat er mit unbeherrschtem Verhalten und wilden Gesten die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Nun steht sein Name verdient auf den Titelseiten der Zeitungen. Der Stürmer Mario Balotelli ist zu Recht der Held Italiens.“

„Právo“: „Wenn es dem italienischen Fußball am schlechtesten geht, wenn er von Korruptions- und Wettskandalen überschattet wird, dann rückt die Nationalmannschaft entgegen aller Unkenrufe zusammen.“

SCHWEDEN:

„Aftonbladet“: „Die Deutschen eroberten viele Herzen und gewannen Freunde. Aber zum Turniersieg brauchten sie auch Rückgrat, und das schienen sie unterwegs verloren zu haben. Schon wieder ein Sommermärchen, das sich in Rauch aufgelöst hat.“

„Expressen“: „Der deutsche Fußball war noch nie so populär wie jetzt. Und der deutsche Fußball wurde noch nie so stark mit Niederlagen verknüpft wie jetzt. Aus arroganten Siegertypen sind liebenswerte Loser-Typen geworden.“

DÄNEMARK:

„B.T.“: „Super-Super-Mario zeigte endlich, was in ihm steckt und schickte Deutschland nach Hause. Die Deutschen setzten viel zu spät mit ihren Angriffen ein. Reus war bester Deutscher und hatte die Energie, die den etablierten Stars fehlte.“

„Ekstra Bladet“: „Die Italiener hielten mutig an ihrem Angriffsspiel fest. Ein phänomenales Halbfinale. Cesare Prandelli wurde belohnt dafür, dass er als einziger Trainer bei diesem Turnier etwas Neues gewagt hat.“

UNGARN:

„Magyar Nemzet“: „Fußball ist ein Spiel, das die Deutschen nie gewinnen.“

SERBIEN:

„Blic“: „Die Balotelli-Show entschied über die Deutschen“

BOSNIEN UND HERZEGOWINA:

„Denevni avaz“: „Zwei Nägel von Wahnsinns-Mario in den Sarg der Deutschen“

KROATIEN:

„Vecernji list“: „Die Balotelli-Show: Auf Wiedersehen, Deutschland“

„Nova“ (TV-Sender): „Super Mario zerstörte die deutschen Titelträume“