Merkel erstmals bei EM: Gegen Griechenland auf Tribüne
Berlin (dpa) - Die Kanzlerin zieht es wieder auf die Tribüne: Beim EM-Viertelfinale gegen Griechenland am Freitagabend in Danzig wird Angela Merkel zum ersten Mal bei dieser Europameisterschaft im Stadion live dabei sein.
Die CDU-Vorsitzende folgt einer Einladung des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk. Auf Merkels Wunsch wurde ein Euro-Krisentreffen in Rom deshalb eigens vorverlegt. Die Kanzlerin freut sich auf „ein gutes sportliches Ereignis“, wie sie am Mittwochabend nach einem Treffen mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte im Kanzleramt sagte. „Und ich hoffe, dass es ein sehr faires sportliches Ereignis wird.“ Ob sie bei dieser Gelegenheit den neuen griechischen Regierungschef Antonis Samaras sehen wird, der am Mittwoch vereidigt wurde, blieb offen. „Ich würde mich von meiner Seite aus freuen“, meinte Merkel. Ob der neue Amtskollege dies einrichten könne, wisse sie aber nicht.
Bei früheren Anlässen war die Kanzlerin mehrfach als Fan der Nationalmannschaft in Erscheinung getreten. Bei der EM 2012 beließ sie es bislang jedoch bei einem Kurzbesuch im deutschen Quartier in Danzig. Den drei Gruppenspielen - alle in der Ukraine - blieb sie fern. Der Mitgastgeber der Europameisterschaft steht wegen des Vorgehens gegen die Opposition in der Kritik. Die EU-Kommission hat deshalb sogar einen offiziellen EM-Boykott verkündet.
Vize-Regierungssprecher Georg Streiter hatte bereits am Mittag mitgeteilt, dass Merkel beim Viertelfinale gegen Griechenland auf der Tribüne sitzen wird - auch wenn das Treffen gegen das ärgste Euro-Krisenland besondere Symbolkraft hat.
Um die Politik soll es jedoch nur am Rande gehen. „Das ist der Tag des Sports“, sagte Streiter. Die Kanzlerin freue sich auf eine „spannende und faire Partie“. Falls Deutschland mit zwei weiteren Siegen das Finale erreicht, wird Merkel zwischen Sport und Politik aufs Neue entscheiden müssen: Das Endspiel wird am 1. Juli in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ausgetragen.
Möglich wird Merkels Danzig-Besuch nur, weil Italiens Ministerpräsident Mario Monti als Gastgeber ein Treffen am Freitag um zwei Stunden vorzog. Die Kanzlerin dankte ausdrücklich dafür. An dem Treffen zur Euro-Krise nehmen auch der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy und Frankreichs Präsident François Hollande teil. Zumindest kurz dürfte es aber auch dann um die Europameisterschaft gehen: Alle vier Länder sind bei der EM noch dabei.
Zuspruch erhielt Merkel am Mittwochabend im Kanzleramt auch vom niederländischen Premier Rutte: Selbstverständlich habe er ihr zu den bisherigen Leistungen der deutschen Mannschaft bei der EM gratuliert. Bei den letzten Gruppenspielen am Sonntag habe „ganz Holland Deutschland die Daumen gedrückt.“ Die Niederlande schieden jedoch aus. Rutte wünschte dem Team von Bundestrainer Joachim Löw weiterhin viel Erfolg.