Thomas Müller kocht Risotto — und vor Wut
Der Stürmer ist irritiert und fragt: Müssen wir uns entschuldigen, wenn wir den Titel holen?
Sopot. Thomas Müller hat am Mittwoch gekocht. Ein Lebensmittelkonzern bat zum Mahl mit DFB-Koch Holger Stromberg im Medienzentrum, es wurde Wasabi-Mascarpone-Risotto gereicht, und Thomas Müller durfte probieren und in die Kameras lächeln.
Sieht ziemlich albern aus, wenn der Stromberg den Müller füttert. Egal. Es wird ja gut bezahlt. Thomas Müller hat einen Werbevertrag mit dem Unternehmen, er hat auch einen Kontrakt mit einem Salami-Hersteller. Und für Milchproduzenten wirbt der Nationalspieler vom FC Bayern auch noch.
Das Geschäft läuft ganz gut, seit Thomas Müller in Südafrika 2010 mit fünf Treffern WM-Torschützenkönig geworden ist. Er kam aus dem Nichts, eroberte die Welt, alles lief von allein. Und jetzt ist er in der zweiten Karrierephase. Es müllert nicht mehr.
Er ist 22, inzwischen ein Star, den auch die Gegenspieler kennen. Einer, der sich rechtfertigen muss, wenn der Ball nicht mehr so will wie noch vor zwei Jahren. Als beinahe jeder Schuss ein Treffer war. Erst recht, weil Nationalspieler wie Marco Reus und Mario Götze, auf ihre Chance lauern.
„Für mich ist es am wichtigsten, dass ich zufrieden mit mir bin, im Konsens mit dem Trainer“, sagte Müller am Mittwoch. Innerer Rückzug. „Natürlich habe ich mit dieser WM, die extrem gut für mich gelaufen ist, etwas aufgebaut, deshalb werde ich auch jetzt an Toren gemessen.“
Er selbst sehe sich eher als Vorbereiter. Und dann ließ er spüren, dass ihn dieses ganze Gemäkel an den Außenspielern Podolski und Müller und dem deutschen Spielstil gehörig nervt.
Müller kochte ein zweites Mal, holte zur Medienkritik aus: „Es wird hier sehr auf die Euphoriebremse gedrückt, es werden Fehler gesucht. Man sollte positiver resümieren, als das in den Medien gemacht wird. Wenn wir die Bilder aus Deutschland sehen, ist Begeisterung da, die kommt aber hier nicht an, weil nicht so viel transportiert wird“, sagte Müller.
„Im Moment kommt es einem so vor, sollten wir den EM-Titel holen, wir uns dafür noch schämen müssten.“ Das Lächeln kehrte erst zurück, als das Risotto entstand. „Wir haben einen Erfolgsgedanken im Team, da kommt Ausscheiden nicht vor“, hatte Müller zuvor zu den Chancen im Viertelfinale gegen Griechenland gesagt. Ein Weg, der zu Ruhm führen soll. Eine klare Haltung. Und eine, an der man gemessen wird.