Griechenland-Kenner Lienen: Die Situation ist gefährlich
Griechenland-Kenner Ewald Lienen warnt die deutsche Mannschaft vor dem Gegner im Viertelfinale.
Düsseldorf. Ewald Lienen kennt den griechischen Fußball. Von 2006 bis 2008 trainierte der ehemalige Bundesligaprofi Panionios Athen und führte den Klub auf Rang fünf in der Super League Griechenlands und in den Uefa Cup. 2010 unterschrieb Lienen bei Olympiakos Piräus, wurde aber nach sechs Monaten entlassen, als die Mannschaft in der Europa League an Maccabi Tel Aviv scheiterte. Ewald Lienen spricht über die Euro, Chancen der deutschen Mannschaft und den internationalen Fußball.
Herr Lienen, können die Griechen ein ernsthafter Konkurrent für die deutsche Mannschaft im Viertelfinale der Euro sein?
Ewald Lienen: Der Ausgang dieser Europameisterschaft ist offener als jemals zuvor, es gibt nicht mehr den großen Favoriten. Die deutsche Mannschaft hätte gegen Dänemark in der Vorrunde ebenso ausscheiden können wie Titelverteidiger Spanien gegen die Kroaten.
Aber als Offensiv-Trainer können Sie unmöglich von der griechischen Nationalmannschaft überzeugt sein?
Lienen: Die Realität dieser Euro ist, dass eine intensiv verteidigende Mannschaft erfolgreich sein kann. Das ist zwar ein Trend, der mir nicht gefällt, aber es geht im internationalen Fußball nicht immer um fußballerische Qualität. Der FC Chelsea hat auch den FC Barcelona aus der Champions League befördert und das Finale gegen die Bayern gewonnen, ohne die Qualität der Kontrahenten zu besitzen.
Hat Griechenland Chancen?
Lienen: Ich höre immer von der griechischen Betonabwehr. Natürlich hat diese Mannschaft ihre Qualität in der Defensive. Das ist ja auch nicht verboten. Andererseits muss man berücksichtigen, dass die Mannschaft von Trainer Fernando Santos auch im Angriff Chancen herausspielt. Und die wenigen Chancen optimal nutzte. Das ist für die deutsche Mannschaft eine gefährliche Situation.
Sie wollen Griechenland aber nicht zum Favoriten erklären?
Lienen: Man kann bei dieser Euro auch mit bescheidenen spielerischen Mitteln weiterkommen. Natürlich muss sich die griechische Mannschaft spielerisch verbessern, aber es stimmt eben auch nicht, dass Griechenland keinerlei Offensivdruck entfaltet.