Forderung nach Torkamera: Nur die Technik kann helfen

Blatter und Beckenbauer fordern nach dem nicht anerkannten Tor für die Ukraine vehement eine Torkamera.

Donezk. Nach dem Torklau von Donezk haben Joseph Blatter und Franz Beckenbauer vehement die Einführung technischer Hilfsmittel für Schiedsrichter gefordert und den Druck auf die Technik-Gegner bei der Uefa erhöht.

„Nach dem Spiel der vergangenen Nacht ist die Torlinien-Technologie keine Alternative mehr, sondern eine Notwendigkeit“, sagte der Boss des Fußball-Weltverbandes Fifa, Blatter.

Der Blackout des ungarischen Torrichters Istvan Vad, der den Treffer von Marko Devic bei der 0:1-Niederlage der Ukraine gegen England nicht anerkannte, stürzt vor allem Uefa-Präsident Michel Platini in Erklärungsnöte. Der Franzose hatte nur 24 Stunden zuvor bekräftigt, eine „menschliche Lösung“ zu favorisieren.

Was die Gemüter auch außerhalb der Ukraine so erregte, war eine Szene nach gut einer Stunde im Spiel zwischen der Ukraine und England. Marko Devic aus der Mannschaft des Gastgebers schoss beim Stand von 0:1 Englands Torwart Joe Hart an.

Der Ball überquerte dann knapp, aber doch deutlich für alle Fernsehkameras sichtbar die Linie, bevor ihn Englands Routinier John Terry wieder ins Feld beförderte. Für Referee Viktor Kassai hatte der Fehler auch Konsequenzen: Er wurde für den weiteren Turnierverlauf aussortiert.

„Das war der letzte Beweis, dass man auf die Technik setzen soll. Ich bin auch dafür. Ich bin allerdings auch ein Fan der Torrichter. Aber man sieht ja — alleine auf sie kann man sich auch nicht verlassen. Wenn es nach mir geht: Torkamera und Torrichter“, sagte Beckenbauer.

Auch die deutschen Nationalspieler Sami Khedira und Thomas Müller bezogen Position pro Technik. „Schaden würde das nicht“, sagte Khedira. „Grundsätzlich sind technische Hilfsmittel richtig und wichtig“, ergänzte Müller. Khedira lobte aber auch die überwiegend guten Leistungen der Referees im bisherigen Turnier und bezeichnete die Einführung technischer Hilfsmittel als schwieriges Thema.

Das Echo auf die fatale Fehlentscheidung dürfte Ex-Weltklassespieler Platini mächtig in den Ohren geklungen haben. „Fünf Schiedsrichter und kein Tor: Wie viele Referees braucht man noch?“ schrieb die ukrainische Zeitung „Segodnja“. Auch Uefa-Schiedsrichterchef Pierluigi Collina räumte den Fehler ein.

„Der Ball war hinter der Linie. Es war ein menschlicher Fehler, verursacht durch einen Menschen“, sagte der Italiener. „Wir sprechen über ein paar wenige Zentimeter.“ Das ist das Turnier mit den besten Schiedsrichterleistungen bisher“, hatte Platini noch am Montag in seiner Vorrundenbilanz gesagt. Nur einen Tag später holte ihn diese Aussage ein.