Paartherapeut: EM für viele Deutsche eine Liebesdroge
Münster (dpa) - Fußball als perfektes Vorspiel für Sex? Bei der EM könnte das durchaus der Fall sein, meint der Psychologe Steffen Fliegel.
„In diesen Tagen dominiert der Fußball häufig die Partnerschaft. Und die EM kann eine Droge für die Liebe sein, wenn es mit der Liebe an sich stimmt“, sagte der Paartherapeut von der Gesellschaft für Klinische Psychologie und Beratung in Münster in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Fußball-Euphorie an sich holt die Gefühle schon auf den Elfmeterpunkt. Wer sich dann nahe ist, hat auch Lust auf Berührungen, auf Küssen und Sex.“
Es liege eine „ansteckende Leidenschaft“ in der Luft, erläuterte Fliegel. „Überall wehen Fahnen an den Autos. Man wird mitgerissen. Die Begeisterungsgefühle können sich positiv auf die Liebe auswirken.“ Ein solches Turnier sorge nämlich in Partnerschaften viel häufiger für einhellige Begeisterung als etwa ein spannendes Bundesliga-Spiel. „Dann kann es ein verbindendes Element sein“, sagte der Psychologe. „Wobei man sagen muss: Für den Mann gibt es dann zwei Leidenschaften: den Fußball und die Partnerin. Die Frage ist: Wie viel Leidenschaft vergibt er an die eine Seite? Und wie viel bleibt dann noch übrig?“
Es komme letztlich darauf an, dass entweder beide Partner fußballbegeistert sind oder - wenn es nicht so ist - wenigstens Toleranz zeigen, sagte Fliegel. „Wenn sich zum Beispiel der Mann sehr für Fußball interessiert und die Frau weniger, kann das zu massiven Partnerschaftskonflikten führen - zumal wenn das Wohnzimmer ständig mit angetrunkenen Freunden bevölkert ist.“ Ein Fußballmuffel könne dann schnell sauer auf den Partner werden, wenn sich beide vorher nicht in diesen Dingen abgesprochen haben.
Auch zu viel Bier zum Spiel könnte im Schlafzimmer zum Eigentor werden, sagte der Experte. „Ein bisschen Alkohol stimuliert. Nur wenn es zu viel wird, leidet die Lust, die Potenz und auch das Interesse.“