#Euro2016 Achtelfinale Torjäger dringend gesucht

Der Bundestrainer wartet weiter auf eine überzeugende Offensive des Weltmeisters in Frankreich.

Mario Gomez (r) und Mario Götze konnten beide in der Vorrunde nicht komplett überzeugen.

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Paris. Der Bundestrainer gibt sich in Frankreich weiter sehr entspannt. Keine Niederlage, kein Gegentor, Gruppenerster der Vorrunde nach dem 1:0 (1:0) gegen Nordirland. Irgendwelche Fragen? Mario Gomez, türkischer Meister mit Besiktas Istanbul, ist zwar zurück, markierte das alles entscheidende Tor in der 30. Minute, ein Torjäger wird beim Weltmeister trotzdem weiter gesucht. Chancen im Minutentakt, und nur ein Tor? Joachim Löw reagiert absolut entspannt, kein kritisches Wort über die vergeblichen Versuche seiner Angriffsreihe im Pariser Parc des Princes: „Ich würde mir nur Sorgen machen, wenn wir keine Chancen herausarbeiten würden. Dann würden wir in Frankreich etwas falsch machen.“

Aber Löw ist ja nicht Weltmeister geworden, weil er Probleme konsequent ignoriert. „Ich bin sehr zufrieden mit unseren Angriffen, mit der Auslösung unserer Angriffe, aber ich kann natürlich nicht zufrieden mit unserer Chancenauswertung sein. Das muss sich in den Entscheidungsspielen ändern, sonst wird es nicht gehen.“ Löw hat weiter keine Zweifel an seiner Mission. „Wir wollen Europameister werden.“ Aber dafür müssen seine Spieler „im letzten Drittel“, wie Löw gerne formuliert, nicht nur Chancen herausarbeiten. Sondern die Chancen auch verwerten. Mats Hummels weiß: „Ich bin sicher, dass wir gegen Spitzenmannschaften zulegen können.“

Mario Gomez erzielte bei der Euro 2012 drei Tore, Thomas Müller in Südafrika bei der Weltmeisterschaft 2010 fünf und vier Jahre später in Brasilien wieder fünf Treffer, Mario Götze markierte auf Vorlage von André Schürrle im Finale von Rio de Janeiro das entscheidende Tor gegen Argentinien, das Deutschland zum Weltmeister machte. In Frankreich warten sie weiter auf Tore. Auch wenn Thomas Müller im Auslassen selbst hochkarätigster Chancen in Paris durchaus auch noch etwas Positives erkannt haben wollte: „Natürlich hätte der Sieg höher ausfallen müssen. Aber vielleicht ist es auch gut so. So bleiben wir wachsam und glauben nicht, dass wir den Fußball erfunden haben.“

Auch Mario Gomez bleibt Optimist: „Wir heben uns die Treffer für die K.o.-Runde auf.“ Darauf hofft auch der Bundestrainer. „Wir hätten gegen die Nordiren schon zur Halbzeit mit drei, vier Toren führen müssen.“ Löw freute sich für Gomez, sein Tor und darüber, dass er den Angreifer nie fallen ließ, Löw freute sich mit Joshua Kimmich über dessen großartige Vorstellung auf der rechten Seite, die sich mangels einen ernsthaften Gegenspielers vorwiegend in der Offensive abspielte: „Jo hat das gut gemacht, er kennt keine Angst, er ist kein bisschen nervös, er zeigt großes Selbstbewusstsein, er ist stark im Kopfball und spielt so, wie ich mir das vorgestellt habe.“ Aber auch Kimmich muss erst noch zeigen müssen, wie er gegen mehr Druck klar kommt.

Zufrieden war Löw auch mit der Spielaufteilung zwischen Müller und Mesut Özil. „Sie haben sich sehr gut ergänzt, Thomas mehr aus der Mitte, Mesut mehr von rechts.“ Das soll auch im Achtelfinale von Lille am Sonntag funktionieren. „Ich freue mich auf die Entscheidungsspiele“, sagt der Bundestrainer mit einem Lächeln im Gesicht. Im Viertelfinale würde entweder Titelverteidiger Spanien oder der viermalige Weltmeister Italien warten. Durch den Gruppensieg hat der Weltmeister auf jeden Fall die schwerere Hälfte des weiteren Turniers zu absolvieren. Neben Spanien und Italien sind das England und Frankreich.

„Bei allem Respekt vor Nordirland“, sagt der Bundestrainer noch, „aber dass die ersten vier Spiele zäh werden, war klar. Für viele Mannschaften, die bei diesem Turnier dabei sind, ist ein Spiel gegen den Weltmeister das Spiel des Jahres, das Spiel des Lebens. Heute war die Defensive nicht wirklich ein Problem.“ Irgendwann spielen die Gegner dann auf Augenhöhe. „Ich freue mich auf die letzten vier Spiele“, sagt Joachim Löw. Mehr entspanntes Selbstbewusstsein geht nicht.