Wie eine Fußball-Maschine
Cesc Fabregas erwartet im Finale die Deutschen. „Wir werden unser Spiel nicht ändern.“
Gniewino. Das ganze Dorf ist geschmückt in Rot und Gelb. An jeder Straßenlaterne hängt die spanische Flagge, eine große Digitaluhr auf der Zufahrt, die zum Mistral-Sporthotel in Gniewino führt, zählt Tage, Stunden und Minuten bis zum Finale in Kiew. Als stünde sie allein für den amtierenden Europa- und Weltmeister. Alles nur eine Frage der Zeit, bis Spanien nach Kiew reisen darf? Nicht wirklich wenig hat das mit Portugal zu tun. Und mit Cristiano Ronaldo, der das Viertelfinale seiner Elf gegen Tschechien alleine entschieden hat.
Aber die Frage, wie man „CR7“ stoppt, stellt man Xabi Alonso besser nicht. Der kühle Alonso ist jetzt zum Herz dieser kühlen spanischen Mannschaft mutiert, und genauso antwortet er auf Fragen nach seinem Teamkollegen von Real Madrid. „Wir werden unser Spiel für ihn nicht ändern, haben keinen speziellen Plan.“ Und dann sagt er einen Satz, der irgendwie etwas Bedrohliches hat. „Wir spielen unser System.“
Es scheint, als habe sich das spanische Team zu einer gefährlichen Einheit verdichtet, die sich unter dem Druck von außen auf ihre elementare Stärke reduziert. Konzentriert, spaßfrei, abgeklärt. Wenn der spanische Fußball bisweilen an eine gut funktionierende, aber weithin seelenlose Maschine erinnert, dann sieht man sich bei Alonso und Cesc Fàbregas vom FC Barcelona, der neben ihm sitzt, bestätigt.
„Der größte Druck ist unser interner Druck“, sagt Alonso. Sie sind nach dem Sieg gegen Frankreich zurückgereist aus Donezk nach Gniewino ins Quartier, am nördlichsten Zipfel Polens. Gegen Portugal spielen sie wieder in der Donbass-Arena von Donezk. „Stresst das nicht?“, fragt einer. Und Alonso sagt: „Wir sind mit Real Madrid und Barcelona auch viel unterwegs.“ Punkt.
Alonso kennt Pepe, Fabio Coentrao, Ronaldo — alles Kameraden bei Real. Seine, jene auch von Iker Casillas, Sergio Ramos und Alvaro Arbeloa. Alle zusammen sind sie spanischer Meister geworden. „Es wird keine Überraschungen geben“, sagt Alonso. Fàbregas stellt sich schon jetzt auf ein Finale mit Deutschland ein. „Deutschland ist stark“, sagt der 25-jährige. Und lässt offen, ob das deutsche Spiel auch stark genug ist, eine Maschine zu besiegen. „Darauf habe ich mich noch nicht festgelegt“, sagt Fàbreags und lächelt. Es bleibt das einzige Lächeln an diesem Tag.