Bayer-Knockout bei Benfica - Bender: „Blöd gelaufen“

Lissabon (dpa) - Kapitän Simon Rolfes und Sportdirektor Rudi Völler suchten mit bitterbösen Mienen schnell das Weite, Vereinsboss Wolfgang Holzhäuser stand grimmig und bedient am Spielfeldrand.

„180 Minuten waren wir zweimal die bessere Mannschaft - und du verlierst zweimal. Da muss man sich fragen, warum eigentlich? Das ist bitter“, schimpfte Bayer Leverkusens Stürmer Stefan Kießling nach dem 1:2 (0:0) in der K.o.-Runde der Europa League bei Benfica Lissabon.

Gut gespielt und gekämpft zu haben, aber wie schon im DFB-Pokal gegen Wolfsburg gescheitert zu sein, schürte die Enttäuschung ebenso wie die Selbstkritik. „Wir müssen die Lehre daraus ziehen, nämlich cleverer zu spielen, damit wir in den nächsten Jahren auch auf drei Hochzeiten tanzen“, meinte Bayer-Spielmacher Gonzalo Castro.

Dass der Tabellen-Dritte der Fußball-Bundesliga nun auch den angestrebten Einzug in die Champions League noch verspielen könnte, glaubt er nicht: „Wir sind Profis genug, um das abzuhaken. Wir bleiben auf jeden Fall auf Platz drei.“ Den Beweis dafür kann die Werkself am Sonntag beim Tabellenletzten Greuther Fürth antreten, der nach der Trennung von Mike Büskens mit dem Interimscoach Ludwig Preis zu einer unberechenbaren Größe geworden ist. „Gegen Fürth wird deshalb ein genauso schweres Spiel wie gegen Benfica“, prophezeit Castro. „Nach einem Trainerwechsel bekommt man einen Schub.“

Bis dahin muss das unglückliche Spiel beim portugiesischen Rekordmeister, der zuvor in Leverkusen 1:0 gewann, aus dem Kopf verdrängt werden. Nach zwei Aluminiumtreffern von Kießling (16. Minute) und André Schürrle (40.) schockte Ola John (60.) mit seinem Tor die Gäste. „Wir müssen uns an die eigene Nase packen, kriegen im Hinspiel ein Kontertor und nun einen Sonntagsschuss am Donnerstag rein“, meinte Nationalspieler Lars Bender, der in Fürth wegen einer Wadenverletzung auszufallen droht. „So fliegt man raus. Da helfen zwei Pfostenschüsse nicht. In der Summe haben wir blöd verloren.“

Am Ende fehlte aber auch eine Portion Abgeklärtheit, die die Portugiesen nach dem 1:1 durch Schürrle (75.) durch das postwendende 2:1 von Nemanja Matic (77.) kalt demonstrierten. „Die ersten 60 Minuten war es gut, da haben wir viele Sachen richtig und gut gemacht“, analysierte Bayer Cheftrainer Sascha Lewandowski, fügte jedoch kritisch hinzu: „Durch das 0:1 haben wir den Faden verloren, und das 1:1 hat uns nicht richtig in die Spur gebracht.“ Danach habe der Plan und die Struktur gefehlt.

„Insgesamt haben wir in beiden Spielen 150 Minuten vieles richtig gemacht, das steht im Vordergrund“, sagte Lewandowski mit Blick auf das Gastspiel in Fürth und wollte von Weltuntergangsstimmung nichts wissen. „Für Verzweiflung gibt es keinen Raum. Nun muss die Mannschaft am Sonntag richtig beißen.“ Keinen Zweifel daran hat Kießling, der trotz des Trainerwechsels und des Europacup-Aus einen großen Qualitätsunterschied zu den Fürthern sieht. „Wenn wir da unser Spiel durchziehen, die Chancen nutzen und keine dummen Gegentore bekommen, ist es egal, wer bei denen auf der Bank sitzt“, tönte der Torjäger. „Da gewinnen wir das Spiel.“