Einjahresvertrag Köln überrascht mit Pizarro-Coup
Köln (dpa) - Claudio Pizarro genoss das Blitzlichtgewitter und das große Medieninteresse. Mit einem Lachen stand er zwischen Manager Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger, lächelnd beantwortete der neue Stürmer des 1. FC Köln die vielen Fragen zu seinem überraschenden Comeback in der Bundesliga.
„Es gefällt mir sehr. Ich bin gespannt, wieder auf dem Platz zu sein“ - und dass er fit sei für seine neue Aufgabe, wollte er dann auch noch betonen. „Aber ich bin noch nicht bei hundert Prozent.“
Seit Freitag ist der fast 39-Jährige ein Kölner. Und: „Ich bin bereit.“ Bereit für das Wagnis, in einem relativ hohen Stürmer-Alter dem Tabellenletzten so helfen zu müssen, dass die schwierige Situation möglichst schnell bewältigt werden kann. Dass Pizarro, der am 3. Oktober seinen 39. Geburtstag feiert, die besten Voraussetzungen mitbringt, hat er mit 191 Toren bei 430 Einsätzen für Werder Bremen und Bayern München als damit bester ausländischer Stürmer in der Bundesliga hinreichend bewiesen.
„Man kennt ihn, man weiß um seine Fähigkeiten“, kommentierte Stöger die Personalie. Die Vereinbarung zwischen dem FC und Pizarro bis zum Saisonende sei eine Win-Win-Situation. „Er ist im Sechzehnmeterraum richtig gefährlich“, bemerkte Stöger. Pizarro sei „eine Persönlichkeit, die unserer Mannschaft gut tut“.
Sein bisher letztes Bundesligaspiel bestritt Pizarro am 5. Mai - in Köln, als er mit Werder 3:4 verlor. Seinen letzten Treffer erzielte er am 10. März in der 79. Minute zum 1:1-Endstand beim Auftritt der Bremer in Leverkusen. Dann lief sein Vertrag mit Werder aus. Und dann hatten ihn die Kölner auf dem Plan: „Du musst kein Hexenmeister sein, um auf Claudio Pizarro zu kommen“, bemerkte Schmadtke zu der Kontaktaufnahme und zum schnellen Abschluss. „Man hat relativ schnell gespürt, dass da einer sitzt, der Spaß hat an der Aufgabe“, fügte Schmadtke hinzu.
Stöger hatte Fragen nach Pizarro nach dem 0:1 (0:1) in der Europa League gegen Roter Stern Belgrad noch als deplatziert abgetan. Doch schon zu diesem Zeitpunkt wurden die Gerüchte lauter, dass sich der FC mangels Toren intensiv mit dem Peruaner beschäftigt haben musste - und am Tag danach war dann alles klar.
FC-Mittelfeldmann Leonardo Bittencourt war ungleich redseliger als Stöger und tat bereitwillig seine Meinung zu Pizarro kund: „Wenn man seine Karriere verfolgt, sieht man, dass er ein hervorragender Spieler ist. Er ist ein bisschen in die Jahre gekommen. Aber er könnte jeder Mannschaft weiterhelfen, nicht nur uns.“ Bittencourts Aussage, wenn Pizarro zum FC käme, müsse man zusehen, ihn schnell zu integrieren, wurde 16 Stunden später durch die Verpflichtung des Peruaners Gewissheit.
Ob Pizarro am Sonntag (18.00 Uhr) gegen Königsklassenstarter RB Leipzig eingesetzt wird, ließ Stöger offen. „Beides ist möglich“, sagte der Österreicher zu seinen Wahlmöglichkeiten, den Peruaner in den Kader zu berufen oder ihn erst einmal 14 Tage trainieren zu lassen. Klar ist aber auch: Pizarro wird gebraucht ob seiner Fähigkeiten. Denn in den bisherigen sechs Erstligapartien gelang dem FC nur ein Treffer beim 1:3 am zweiten Spieltag gegen Hamburg, als Frederik Sörensen (90.+7) zum zwischenzeitlichen 1:2 erfolgreich war.
Gleichzeitig löste Köln den Vertrag mit Stürmer Artjoms Rudnevs auf. Das eigentlich bis 30. Juni 2019 datierte Arbeitsverhältnis mit dem 29 Jahre alten Letten werde auf Wunsch des Spielers sofort beendet, erklärte Manager Schmadtke. „Diesem Wunsch haben wir schweren Herzens entsprochen. Artjoms wird seine Karriere damit beenden“, sagte Schmadtke.
Rudnevs habe persönliche Probleme, auf die die Kölner nicht näher eingingen. „Es gibt Wichtigeres als Fußball“, ließ Schmadtke lediglich wissen. Rudnevs werde Deutschland verlassen und in seine Heimat zurückkehren. Der Lette war 2016 vom Hamburger SV zum 1. FC Köln gekommen.