Matip darf spielen - Schalke brennt auf Revanche
Gelsenkirchen (dpa) - Huub Stevens kann sich eine flammende Kabinen-Ansprache vor dem zweiten Duell mit dem FC Twente sparen. Nach den Vorkommnissen beim 0:1 in Enschede haben die Profis des FC Schalke 04 eine Extradosis Motivation nicht nötig.
Auch wenn die UEFA die endgültige Entscheidung über die Sperre von Joel Matip vertagte und den Innenverteidiger im Achtelfinal-Rückspiel der Europa League nun doch mitmachen lässt. Horst Heldt reagierte erfreut auf die positive Nachricht der Europäischen Fußball-Union. „Das war eine clevere Entscheidung. Für uns ist es wie ein Freispruch“, sagte Schalkes Sportvorstand in Gelsenkirchen erleichtert.
„Wir sind alle brutal heiß“, sagte Torhüter Timo Hildebrand vor dem Duell in der heimischen Arena am Donnerstag. Mit dem Publikum im Rücken will der Revierclub das ungerechte Hinspielergebnis wettmachen und ins Viertelfinale einziehen. „Die Fans werden voll hinter uns stehen. Wir werden ein Feuerwerk abbrennen“, versprach Lewis Holtby.
Überraschend verschob die UEFA am Mittwoch nach dem neuerlichen Schalker Einspruch das abschließende Urteil gegen Matip. Tags zuvor hatte die Disziplinarkommission den Einspruch noch abgewiesen und die Sperre des Nationalspielers aus Kamerun bestätigt. Matip soll Twentes Stürmer Luuk de Jong im Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht haben. Der schottische Schiedsrichter Craig Thomson hatte dies als Notbremse gewertet und Matip Rot gezeigt. Den Elfmeter verwandelte de Jong (61.) zum 1:0-Sieg.
Die TV-Bilder entlarvten Platzverweis und Strafstoß als krasse Fehlentscheidungen, auch wenn der europäische Verband noch am Dienstag argumentierte, dass ein „leichter Kontakt“ vorlag. Nun hatte die UEFA ein Einsehen und traf eine salomonische Entscheidung. Wohl auch, um die „Königsblauen“ nicht ein weiteres Mal gegen den selben Gegner für ein Vergehen zu bestrafen, das keines war. Allerdings ist die Sache nicht ganz vom Tisch. Das endgültige Urteil fällt am Freitag. Sollte Matips Sperre Bestand haben, müsste der Innenverteidiger im nächsten Europacupspiel aussetzen.
Matip hatte kaum noch damit gerechnet, gegen Twente spielen zu dürfen. Er habe versucht, sich „mit dem Urteil abzufinden“, so der 20-Jährige. Nun will er mithelfen, ins Viertelfinale einzuziehen. „Eine Revanche wollen wir auf jeden Fall. Nach dem Hinspiel müssen wir zeigen, was wir wirklich können.“
Heldt, der sich in Enschede so echauffierte, dass er Unparteiische und UEFA-Offizielle als „Pappnasen, Heinis und Amateure“ bezeichnete, gab sich besänftigt. „Ich stehe zu meinen Aussagen. Aber ich weiß nicht, ob ich das in dieser Form noch mal sagen würde.“ Dass die UEFA nun den Ungarn Viktor Kassai mit der Aufgabe in der Arena betraut, kommentierte Heldt in der „Bild“ (Mittwoch) wohlwollend: „Eine gute Besetzung. Das wird ein heißes Spiel und da ist es wichtig, dass ein erfahrener Schiedsrichter mit Qualität pfeift.“
Stevens ist froh, dass er Matip einsetzen kann. „Wir sind im Hinspiel schon genug bestraft worden. Deshalb finde ich es auch richtig, dass Joel spielen darf und hoffe am Freitag auf einen Freispruch“, sagte der Coach. Nun muss Stevens nicht erneut den gerade erst von einem Muskelfaserriss genesenen Christoph Metzelder wie beim 3:1 gegen den HSV aufs Feld schicken. Zudem sind im Gegensatz zum Hinspiel Torjäger Klaas-Jan Huntelaar und Jefferson Farfán wieder dabei.
Trotz aller Revanchegelüste warnt Jermaine Jones davor, gegen das Team von Steven McClaren zu überziehen. „Nach dem Hinspiel waren wir alle unglaublich enttäuscht. Jetzt ist die Mannschaft natürlich heiß“, sagte der Mittelfeldabräumer. „Aber es wird wichtig sein, nicht mit Hass, sondern mit klarem Kopf in das Spiel zu gehen.“
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
FC Schalke 04: Hildebrand - Uchida, Papadopoulos, Matip, Fuchs - Jones, Höger - Farfán, Raúl, Holtby - Huntelaar
Twente Enschede: Mihailow - Cornelisse, Wisgerhof, Douglas, Rosales - Janssen, Brama, Fer - Chadli, de Jong, Joshua John
Schiedsrichter: Kassai (Ungarn)