Nur 43 Stunden: VfB denkt nach Molde-Murks an Schalke

Stuttgart (dpa) - Auf das ohrenbetäubende Pfeifkonzert der eigenen Fans wollte Bruno Labbadia gar nicht mehr groß eingehen. „Das habe ich mir abgewöhnt“, sagte der Trainer des VfB Stuttgart nach dem peinlichen 0:1 gegen Molde FK.

Bei Minus zwei Grad sank die Stimmung der 15 550 Fans schnell unter den Gefrierpunkt. „Da hört man jeden Pfiff noch mehr“, meinte Labbadia zu der frustrierten Minikulisse im letzten Gruppenspiel der Europa League. Die Stolper-Stuttgarter stehen zwar dank der Schützenhilfe von Steaua Bukarest als Zweiter der Staffel E zum zweiten Mal nach 2010/11 in der Zwischenrunde des Wettbewerbs. Mit der Vorstellung seiner über weite Strecken indisponierten Mannschaft haderte Labbadia aber zurecht: „Ich habe mich in der Halbzeit wahnsinnig geärgert.“ Er betonte angesichts des Überwinterns jedoch auch: „Für einen Erfolg müssen wir uns nicht entschuldigen.“

Die ersten 45 Minuten bezeichnete Labbadia als schlecht - seine gute Kinderstube verhinderte vor den Kameras und Journalisten wohl eine drastischere Ausdrucksweise. Seiner Mannschaft attestierte der 46-Jährige zumindest in der zweiten Hälfte einen „unglaublichen Willen“, auch wenn Vedad Ibisevic & Co. in bester Slapstick-Manier eine Torchance nach der anderen verstolperten.

Der Tenor nach dem Weiterkommen gegen den bereits ausgeschiedenen Meister aus Norwegen war schließlich einhellig: Hauptsache weiter. „Wir brauchen uns nicht zu feiern, sind aber froh, dass wir weiter sind“, sagte der nach seiner Einwechslung in der 29. Minute stets bemühte Offensivspieler Martin Harnik. „Abhaken“, meinte Kapitän Christian Gentner knapp.

Das ist auch der große Vorteil für die Kicker des Siebten in der Fußball-Bundesliga: Die Terminhatz lässt keine ausschweifende Aufarbeitung eigenen Unvermögens zu. Über den Gegentreffer des ivorischen Stürmers Davy Angan (45.+1) wird dennoch zu reden sein, stümperhaft ließen sich die Stuttgarter da auskontern.

Knapp 43 Stunden nach dem Murks gegen Molde müssen die Schwaben schon an die Bundesligapartie gegen den FC Schalke denken, Träume von kommenden Europapokalgegnern wie Lazio Rom oder FC Liverpool müssen hinten anstehen. „Für mich ist das Wettbewerbsverzerrung“, kritisierte Labbadia erneut die kurze Regenerationsphase.

Nur drei Punkte trennen Stuttgart (22 Zähler) von Schalke. Mit dem dritten Bundesligaheimsieg könnten sich die Schwaben oben festsetzen. „Wir werden alles rauspusten, was wir noch haben“, kündigte Labbadia vor dem 26. Pflichtspiel dieser Saison an. Der 46-Jährige rechnet angesichts der Belastung wieder einmal mit einem Kraftakt.

Die Ausgangslage klingt vielversprechend. Schalke um seinen knorrigen Trainer Huub Stevens hat seine vergangenen drei Auswärtsspiele verloren (2:3 bei 1899 Hoffenheim, 0:2 bei Bayer Leverkusen, 1:3 beim Hamburger SV). Nur eines seiner letzten zwölf Auswärtsspiele in Stuttgart konnte der Club aus dem Ruhrpott gewinnen (acht Niederlagen, drei Remis).

Verzichten muss Labbadia nun allerdings auch auf Tunay Torun (Oberschenkel) und wohl Shinji Okazaki (Knie). Serdar Tasci fehlt wegen seiner Rotsperre gegen Fürth. Angesichts der Personalprobleme richtete Labbadia einen Appell an die im Pfeifen bestens geübten VfB-Fans: „Wir brauchen eine unglaubliche Unterstützung.“