Europa League Rose kurz vor dem Ziel: Salzburg selbstbewusst im Halbfinale
Salzburg (dpa) - Marco Rose hat allen Grund für einen Tunnelblick. Österreichs aktuell erfolgreichster Trainer ist eine der heißesten Aktien im Trainergeschäft. Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt sollen an dem 41-jährigen gebürtigen Leipziger Interesse haben.
Doch erst steht eine große sportliche Aufgabe bevor. Der Coach von Red Bull Salzburg kann am Donnerstag im Europa-League-Halbfinale bei Olympique Marseille (21.05 Uhr) seinen Wert weiter steigern.
Die „Bullen“ sind wild entschlossen, vor 60.000 Zuschauern - es ist die größte Kulisse, vor der sie je gespielt haben - ihren internationalen Erfolgskurs fortzusetzen. „Ich konzentriere mich auf die Arbeit, die vor uns liegt“, sagte Rose.
„Wir wollen ins Finale“, hatte Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund unmittelbar nach dem magischen 4:1-Sieg gegen Lazio Rom im Viertelfinale vor Selbstbewusstsein gestrotzt. Den Salzburgern, die zuvor auch Borussia Dortmund ausgeschaltet hatten, waren drei Tore binnen 244 Sekunden geglückt. Das „Salzburger Wunder“ war perfekt.
Die Vorzeichen fürs Halbfinale scheinen für die Truppe des Sponsors und Energiedrink-Milliardärs Dietrich Mateschitz günstig. In der Gruppenphase waren beide Teams im vergangenen Herbst aufeinander getroffen. Salzburg siegte daheim 1:0 und erkämpfte in Marseille ein torloses Remis. Wobei Rose warnt: „Ich glaube schon, dass sie sich weiterentwickelt haben. Sie haben oft ein 4-2-3-1 gespielt, jetzt spielen sie hie und da auch ein 4-3-3. Wir müssen uns also taktisch auf unterschiedliche Sachen einstellen. Aber wir haben jetzt auch mehr Erfahrung und gute Ergebnisse im Rücken.“
In der Tat: Die Auftritte des elffachen Meisters in der österreichischen Bundesliga sind souverän, niemand zweifelt mehr am zwölften Titel, den der Verein bereits am Sonntag, vier Runden vor Saisonende, perfekt machen kann. „Alle ziehen an einem Strang, wir sind hungrig, Tiefschläge werden weggesteckt. Es gibt Gott sei Dank kaum welche“, sagte der österreichische Nationalspieler Stefan Lainer der Zeitung „Der Standard“.
Viele Fußball-Experten sehen in dem europäischer Top-Ligen vergleichbaren Umfeld den Schlüssel zum Erfolg. Die Fußball- und Eishockey-Akademie des Vereins ist seit 2014 Heimat für hunderte angehende Profis und entspricht höchstem Standard.
Rose hat seine Handschrift im Verein zunächst bei den Jugendmannschaften hinterlassen. Er trainierte seit 2013 erst die U-16, dann die U-18, später die U-19. Seit knapp einem Jahr ist er der Chef des Profiteams. Im Juni 2017 wurde er Nachfolger des Spaniers Oscar Garcia. „Es ist fantastisch, wie er uns einstellt, wie er den Kader bei Laune hält und uns die richtigen Dinge vermittelt“, sagte Lainer.
Der Europa-Erfolg ist alles andere als selbstverständlich für die Salzburger, die sich im Gegensatz zum deutschen Mateschitz-Verein RB Leipzig auch im Titel zu ihrem Förderer bekennen können. Zehn Mal scheiterte der Verein bisher an der Qualifikation zur Champions League. Das Ausscheiden gegen den kroatischen Meister HNK Rijeka im August 2017 war einer der bittersten Momente im jungen Cheftrainerleben von Rose. In der Niederlage bewahrte er Haltung und suchte die Schuld nicht beim Schiedsrichter, der einen regulären Salzburger Treffer nicht anerkannt hatte, sondern bei der Mannschaft.
Roses Vertrag läuft bis Juni 2019. Sein Vorgänger Garcia wurde vom französischen Club AS Saint-Étienne für angeblich eine Million Euro vorzeitig aus dem Vertrag gekauft. Roses Weg dürfte sich bald entscheiden.