Schwache Mainzer setzen auf Faktor Zeit

Mainz (dpa) - Aller Anfang ist schwer. Krampf und Kampf waren beim Mainzer 1:0-Sieg in der Europa-League-Qualifikation gegen die wackeren Griechen aus Tripolis Trumpf. Trainer Hjulmand hat noch viel Arbeit vor sich.

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Die holprige Rückkehr des FSV Mainz 05 auf die internationale Fußball-Bühne erlebte Nicolai Müller nur auf der Tribüne mit. Der bevorstehende Abgang des Flügelflitzers zum Hamburger SV rückte den mühevollen 1:0-Erfolg des Bundesligisten im Hinspiel der Europa-League-Qualifikation gegen Asteras Tripolis schnell in den Hintergrund. „Auf ihn ist viel hereingebrochen in den letzten Tagen. In Kürze wird eine Entscheidung fallen, ob er zum HSV geht oder ob er in Mainz bleibt“, sagte FSV-Manager Christian Heidel dem TV-Sender Sport1.

Mainz-Coach Kasper Hjulmand hatte Müller gegen die wackeren Griechen nicht einmal in den Kader berufen, was als Indiz für einen Wechsel des 26-Jährigen gewertet wurde. „Es ist besser für die Mannschaft ohne Nicolai“, begründete Hjulmand seine Entscheidung. „Ich weiß nicht, ob ich weiter mit ihm plane. Wir brauchen Spieler, die zu hundert Prozent alles für den Verein geben. Ich hatte das Gefühl, dass er etwas unruhig ist.“

Heidel ließ sich nach der schwachen Partie gegen Tripolis gar nicht erst in der Mixed Zone blicken und ging somit den bohrenden Fragen der Journalisten aus dem Weg. Präsident Harald Strutz merkte lakonisch an: „Vielleicht wechselt er, vielleicht nicht. Wir werden sehen, was die nächsten Tage bringen. Wenn er geht, kommt ein anderer.“

Sollte Müller gehen, wäre dies nach dem Abgang von Eric Maxim Choupo-Moting eine weitere sportliche Schwächung für die Rheinhessen. Hjulmand sieht dies jedoch locker: „Wir haben einen sehr starken Kader. Wir brauchen nur noch einige Wochen, um physisch, taktisch und technisch besser zu werden.“

Schon im Rückspiel in Tripolis erwartet er am kommenden Donnerstag eine deutliche Steigerung. „Da werden wir besser sein“, versprach er. Dies ist auch dringend nötig, soll das Abenteuer Europa nicht zu einem kurzen Intermezzo werden. So wie 2005/06 und 2011/12, als die Mainzer die Gruppenphase verpassten.

Der glückliche Siegtreffer von Shinji Okazaki in der 45. Minute überdeckte die schwache Leistung des FSV, der statt Vollgas- nur Rumpelfußball bot. „Dass es nicht gut war, wissen wir selbst. Es lief schwerfällig, wir haben müde gewirkt“, räumte Kapitän Nikolce Noveski ein. „Gut, dass wir zu Null gespielt haben. Alles andere ist ausbaufähig.“

Der Faktor Zeit soll den Mainzern dabei in die Karten spielen. „Wir werden mit Sicherheit nicht ungeduldig“, versicherte FSV-Boss Strutz. „Wir werden viele Videoanalysen mit dem Trainer machen und das bis nächsten Donnerstag aufarbeiten. Es wird von Tag zu Tag besser“, meinte Mittelfeldspieler Johannes Geis. Das dürfte nicht schwer sein, denn viel schlechter als am Donnerstagabend vor 18 287 Zuschauern kann es kaum werden. Christoph Moritz brachte es treffend auf den Punkt: „Den Applaus der Fans hatten wir nicht verdient.“