Aalen - Fortuna 1:2 - die Fortunen haben es geschafft
Aalen. Die Fortuna hat es geschafft. Mit dem glücklichen, aber verdienten 2:1-Sieg in Aalen stehen die Düsseldorfer nun auf dem zweiten Tabellenplatz und können mit einem Erfolg im letzten Saisonspiel gegen Bremen aus eigener Kraft aufsteigen.
Andreas Lambertz und Deniz Kadah erzielten die Treffer für die Fortunen.
Das erste von zwei Endspielen füllte die Autobahnen gen Süden in jedem Fall. Kaum ein Kilometer verging, in dem man auf den Autobahnen 3, 6 oder 81 in Richtung Aalen nicht einen Wagen mit Düsseldorfer Kennzeichen und rot-weißem Schal unter der Heckscheibe passierte.
Die Aussicht, dass Fortuna am Samstag in Baden-Württemberg den ersten Schritt, zumindest in Richtung Relegation zur zweiten Bundesliga, machen kann, mobilisierte die Düsseldorfer Fans. Rund 3.500 Anhänger aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt wollten die Partie beim abstiegsbedrohten VfR Aalen zu einem Heimspiel für die Truppe von Norbert Meier machen.
Doch die Ankunft im Schwabenland zog gleich die erste Hiobsbotschaft nach sich. Wie bereits befürchtet bestand Abwehrchef Jens Langeneke den letzten Belastungstest nicht und fällt damit im vorletzten Saisonspiel aus. Die Ausgangslage im Aufstiegskampf indes war klar.
Während die Konkurrenten Unterhaching und Paderborn gegen Carl Zeiss Jena und Wacker Burghausen antreten, kann die Fortuna mit einem Sieg den dritten Tabellenplatz auf jeden Fall aus eigener Kraft verteidigen. Die Hoffnung, dass Haching in Jena jedoch Punkte liegen lässt, ist nach dem starken Auftritt des Tabellenachtzehnten in der LTU-Arena unter der Woche berechtigt.
Norbert Meier baut im "Spiel des Jahres" auf die nahezu gleich Elf wie beim 1:0 Sieg vor drei Tagen. Im Sturm kehrt allerdings Ranisav Jovanovic für Bekim Kastrati zurück in die Startaufstellung. Besonders hoch sind die Erwartungen an Mittelfeldspieler Marco Christ, der sich in den vergangenen Wochen regelrecht in einen Rausch spielte.
Mit zehn Saisontoren ist Christ der erfolgreichste Schütze der Fortuna. Pünktlich um 13:30 betraten Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner und beide Mannschaften den Rasen in der schmucken und gut gefüllten Scholz-Arena. Und die Fortuna legte gut los. Nach drei Minuten kam Ranisav Jovanovic nach Doppelpass mit Sturmpartner Axel Lawarée im Strafraum frei zum Abschluss.
In Rücklage ging sein Schuss jedoch über den Kasten der Gastgeber. Der erste große Jubel im Fortuna-Fanblock brandete in der sechsten Spielminute auf - dabei war auf dem Rasen das Spiel unterbrochen. Frohe Kunde gab es Jena. Unterhaching lag mit 0:1 hinten. Und auch die Mannschaft drängte in der Anfangsviertelstunde auf den Führungstreffer. Erst brachte Lawarée mit einem Hackenschuss aus 16 Metern den Ball auf das Aalener Tor.
Dann war es Marco Christ mit einem Kracher aus rund 25 Metern, der Tobias Linse zu einer Glanzparade zwang. Schiedsrichter Lutz Wagner ermahnte Fortuna-Trainer Norbert Meier seine Spieler zu beruhigen. Schwertfeger und Hergesell waren kurz vorher zu hart gegen ihre Gegenspieler eingestiegen.
Als gerade die Nachricht vom 2:0 für Jena die Düsseldorfer Anhänger erreichte, schickte Christ Stürmer Axel Lawarée mit einem Steilpass in Richtung Aalener Kasten. Dessen Schuss kann Linse noch abwehren, doch im Nachschuss trifft Lambertz ins verwaiste Tor. Der Jubel in der Fortuna-Kurve kennt keine Grenzen. Die Auswechselspieler sind ebenfalls von der Bank aufgesprungen.
14 Minuten sind gespielt. Und die tiefstehenden Gastgeber sind von der Anfangsoffensive der Meier-Elf beeindruckt. Wieder ist es Marco Christ, der mit einem Steilpass eine Tormöglichkeit eröffnet. Jovanovic kommt über die linke Seite bis kurz vor Tor.
Seine Vorlage verpasst Lambertz am langen Pfosten denkbar knapp. Paderborn geht derweil gegen Burghausen in Führung. Trotzdem liegt die Fortuna auf einem direkten Aufstiegsplatz zur zweiten Liga. Die Fans skandieren schon: "Dritte Liga ist schön, Zeit für uns zu gehen." Auch nach zwanzig Spielminuten ist Torwart Michael Melka noch immer nahezu beschäftigungslos.
Und wie aus dem nichts die kalte Dusche: In der 26. Minute gibt es den ersten Eckball für die Gastgeber. Die Fortunen rücken nach der der kurzen Herausgabe des VfR zu zaghaft raus. Branco Okic kann unbedrängt flanken und Bohl erzielt per Flugkopfball den überraschenden Ausgleich.
Und es kommt noch dicker: Erst signalisiert Außenverteidiger Clement Halet Probleme. Hampel läuft sich warm. In Jena steht es nur noch 2:1. Das Spiel wird indes besser. Jovanovic verpasst in der 31. Minute mit einem Kopfball nur knapp die erneute Führung. Im Gegenzug rettet Melka nach einem Fernschuss von Lechleiter.
Dann der sich abzeichnende Wechsel, doch nicht der erwartete Einwechselspieler. Halet verlässt humpelnd den Platz, Palikuca kommt neu ins Spiel. Schwertfeger rückt nun auf die rechte Seite in der Verteidigung. Palikuca fügt sich ins Abwehrzentrum ein. Und der VfR Aalen befreit sich von seiner Anfangslethargie.
Jetzt steht die Abwehrreihe vor Melka im Fokus. Mehr als zahlreiche Eckbälle springen für die Mannschaft von Trainer Rainer Scharinger aber nicht heraus. Kurz vor der Halbzeit erscheint auf der Anzeigetafel das neue Ergebnis aus Jena. Unterhaching hat ausgeglichen, Paderborn führt schon mit 4:0. Die Fortuna ist wieder Vierter. Die Fans sind merklich leiser geworden.
Eine Schrecksekunde gibt es nochmal in der Nachspielzeit. Nach einem Zweikampf mit Pascal Bader bleibt Kapitän Andreas Lambertz verletzt liegen. Das sieht gar nicht gut aus. Da ist der erneute Führungstreffer von Jena wenigstens ein schwacher Trost.
Das Fazit zur Halbzeit fällt nicht leicht. Die Fortuna verpasst in den ersten fünfzehn Minuten aus zahlreichen Torgelegenheiten deutlicher in Führung zu gehen. Nach dem Ausgleich gab die Mannschaft von Trainer Norbert Meier das Heft aus der Hand. Die Zwischenstände aus den anderen Stadien bedeuten, dass die Fortuna nach 45 Minuten immer noch auf dem Relegationsrang liegt.
Der zweite Abschnitt beginnt mit einer guten Nachricht. Andreas Lambertz steht auf dem Feld. Doch die Freude währt nur einen kurzen Moment. Denn schon in der 49. Minute muss Norbert Meier seinen Kapitän vom Feld nehmen. Die Verletzung am rechten Fuß ist zu stark. Deniz Kadah wird eingewechselt.
Palikuca sieht wenig später die gelbe Karte. Nach einem Eckball springt er in Torwart Linse. Eine überzogene Entscheidung. Jens Langeneke steht derweil am Spielfeldrand. Ihn hält nichts mehr auf seinem Platz auf der Auswechselbank. Lautstark versucht er seiner Mannschaft zu helfen. Doch Aalen erwischt den besseren Start in die zweite Hälfte.
Ein Freistoß von Alder streicht in der 54. Minute nur knapp über den Kasten von Melka. Nach vorne geht bei der Fortuna so gut wie gar nichts. Und dann erwischt es auch einen Aalener Spieler. Lechleiter scheidet verletzt aus. Trainer Scharinger bringt Christoph Teinert. Richtiger Spielfluss kommt aber nicht mehr auf.
Claus Costa sieht zudem noch Gelb. Die Fortuna macht in dieser Phase keinen guten Eindruck. Nach vorne gelingt ihr nichts. Im Gegenteil: Aalen kontrolliert das Spielgeschehen und hat sich in der gegnerischen Hälfte festgesetzt. Das Eckenverhältnis von 8:2 spricht für sich. Erst Deniz Kadah sorgt für ein erstes Ausrufezeichen. In der 65. Minute dribbelt sich der Mittelfeldmann über rechts durch.
Aus ungünstigem Winkel wählt er aber die Option "Schuss" statt die besser postierten Spieler zentral vor dem Tor zu bedienen. In der 69. Minute ist Sebastian Heidinger auf der linken Seite eigentlich an seinem Gegenspieler vorbei. Doch zur Verwunderung der etwas mehr als 7.000 Zuschauer pfeift Schiedsrichter Lutz Wagner gegen die Fortuna, obwohl Heidingers Gegenspieler Foul gespielt hatte.
Positive Nachrichten zumindest aus Jena. Dort liegt Unterhaching schon mit 2:4 hinten. Trainer Norbert Meier versucht in der 71. Minute den Sturm neu zu beleben. Er nimmt den wirkungslosen Axel Lawarée vom Feld und bringt in Bekim Kastrati einen frischen Angreifer.
Und die Maßnahme wirkt sofort. Christ schnappt sich im Mittelfeld den Ball und flankt präzise in den Strafraum. Kastrati und sein Gegenspieler verpassen die Flanke, doch Deniz Kadah köpft am langen Pfosten zur 2:1 Führung ein. Der Jubel ist grenzenlos. Norbert Meier und Jens Langeneke jubeln hinter der eigenen Auswechselbank.
Die Ersatzspieler stürmen auf das Feld. Die Fortuna-Fans jubeln allerdings ein wenig zu heftig und brennen Rauchbomben ab. Der ausgewechselte Andreas Lambertz eilt zum Gästeblock und versucht die Anhänger zu beruhigen. Die Jubelgesänge in der Kurve brechen indes nicht ab. Für Belustigung sorgt in der 78. Minute Robert Palikuca.
Nach einem Zweikampf an der Grundauslinie gerät der Verteidiger bei einer Grätsche ins Straucheln und grätscht statt dem Ball einen Ordner vor der Fortuna-Kurve um. Doch für Komik hatten die Fortunen in der Schlussphase keinen Sinn. Sie kämpften verzweifelt um diesen Sieg und wurden dabei von den Fans leidenschaftllich unterstützt. Wieder mussten alle Fortunen lange zittern.