Balsam für die Fortuna-Seele
Der Drittligist geht nach dem Sieg in München mit gestärktem Selbstbewusstsein in das Spiel am Samstag gegen den VfB Stuttgart II.
Düsseldorf. Torschütze Sebastian Heidinger "musste man zum Auslaufen tragen", so Trainer Norbert Meier, und Ahmet Cebe konnte sich gar nicht von den Fans trennen. Er erhielt einen derben Rüffel von Kapitän "Lumpi" Lambertz, weil er mit nacktem Oberkörper Interviews nach dem Spiel geben wollte.
Das machte nach dem 1:0 des Fußball-Drittligisten bei Bayern München II am Mittwochabend eines klar: Die Fortuna hatte schon einmal größere Probleme als an diesem Abend nach dem Erfolg in vorletzter Minute. "Wir wollten auf Biegen und Brechen diese drei Punkte. Da ist man dann schon sehr froh, wenn es spät und ziemlich glücklich geklappt hat", sagte Sebastian Heidinger, der an alter Wirkungsstätte für die Entscheidung gesorgt hatte.
Der 23-Jährige dürfte schon vor dem Spiel einer der glücklichsten Fortunen gewesen sein. Selten war - durch die Ausfälle der Gelb-gesperrten Marco Christ und Olivier Caillas - so früh klar, dass der 22-Jährige von Beginn an im Drittliga-Duell bei Bayern München II auflaufen würde.
Im Hinspiel hatte Heidinger zwar im Kader gestanden, war aber nicht eingesetzt worden und hatte nach dem Schlusspfiff wutentbrannt die Arena verlassen. Ausgerechnet gegen seinen alten Fußball-Klub, für den er schon in der A-Jugend gekickt hatte. Am Mittwoch durfte er die 90 Minuten durchspielen und war deshalb schon vor dem Spiel glücklich.
Seine Gefühle nach dem Schlusspfiff dürften dagegen fast unbeschreiblich gewesen sein. Heidingers Tor in der 88. Minute sicherte den Düsseldorfern den Erfolg, und somit nutzte die Mannschaft von Trainer Norbert Meier das Schwächeln der Konkurrenz. Allerdings fiel Heidingers Tor erst, als sich die meisten der 1.500 Zuschauer im Stadion an der Grünwalder Straße auf ein torloses Unentschieden eingestellt hatten.
Es wäre die 15. Punkteteilung der Gastgeber im 28. Saisonspiel gewesen. Doch Heidinger traf und rechtfertigte damit seine Aufstellung. Recht offen hatte er die immer wieder gefordert, sogar mit einem Wechsel in der Winterpause zu einem anderen Klub spekuliert. Das hatte seinen Trainer nicht immer gefreut, die Chance gab er ihm aber trotzdem - und wurde dafür belohnt. Keine Frage, Heidinger dürfte vor und nach dem Spiel der glücklichste Fortuna-Fußballer gewesen sein.
Und auch Ahmet Cebe konnte die stimmungsvolle Bahnfahrt mit dem Nachtexpress zurück nach Düsseldorf genießen. "Die Bayern haben Heidi ausgebildet, und für uns macht er die Tore", sagte der laufstarke Flügelspieler, der mit sich selbst nur bedingt zufrieden war. "Das Spiel am Samstag gegen die Stuttgarter wird jetzt ganz wichtig, und da will ich natürlich besser spielen", sagte Cebe, der gegen Emden den Ausgleich erzielt und überzeugt hatte.
Heidinger und Cebe werden am Samstag gegen die Amateure des VfB Stuttgart sicherlich gebraucht. Aber Norbert Meier hat erstmals seit langer Zeit wieder eine größere Qual der Wahl. Denn Olivier Caillas und Marco Christ könnten nach abgesessener Gelbsperre wieder ins Team rücken.
"Ja, das könnten sie. Aber Namen interessieren jetzt nicht. Das hat ja auch der Einsatz von Bekim Kastrati in der Startformation gezeigt", sagte der Trainer des Fußball-Drittligisten. Am vergangenen Samstag gegen Emden war er nicht ein mal im Kader, in München spielte er von Anfang an. Meier: "Das zeigt doch, dass wir jeden brauchen."
Deshalb möchte Meier auch noch gar nicht über personelle Wechsel sprechen, denn Heidinger und Kastrati machen es dem Trainer nach ihren engagierten Leistungen schwer, sie wieder aus der Anfangself zu streichen. Es läuft darauf hinaus, dass Olivier Caillas bei Fortuna wohl zum ersten Mal, obwohl er gesund ist, auf der Ersatzbank Platz nehmen muss.
Persönliche Eitelkeiten verbieten sich aber derzeit ohnehin. Denn die Tabellensituation ist so zerbrechlich wie ein Sektglas. Ein Misston, eine Niederlage - und alles sieht schon wieder anders aus. Deshalb stehen jetzt nur das Dranbleiben und drei weitere Punkte gegen den VfB Stuttgart II im Blickpunkt.
"Dieser Sieg war Balsam für die Seele", sagt Meier und warnt jetzt eindringlich davor, auf andere Teams zu schauen. Der Blick auf die eigenen Fähigkeiten dürfte derzeit nach dem Ende der Serie von drei Spielen ohne Sieg in Folge genügen.
Dazu beigetragen hat auch Axel Lawarée. Für mehr als 20 Minuten habe er aber noch nicht die Luft, sagte sein Trainer. Dem Belgier gelang es immerhin, nach seiner Einwechslung für genügend Verwirrung in der Bayern-Abwehr zu sorgen. Und Heidinger nutzte sie zum Siegtreffer.