Fußball, Zweite Bundesliga Club: Raphael Schäfer hat Probleme mit dem Verlieren

Seit der Oldie und Patrick Erras von Trainer René Weiler aufgestellt werden, ist der „Club“ ohne Niederlage.

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Nürnberg. „Der Glubb is a Depp“. Dieser fränkische Satz des Schriftstellers Klaus Schamberger entstand im Juni 1996, als der 1. FC Nürnberg vor seinem letzten Heimspiel der Saison eine große Fan-Party geplant hatte, nach jener Partie durch ein 2:4 gegen Waldhof Mannheim allerdings aus der zweiten in die dritte Liga abgestiegen war. Der Spruch ist inzwischen legendär, holt er den FCN doch in unheilvoller Weise immer wieder ein. Acht Bundesliga-Abstiege sind Rekord. Zudem brachte es kein anderer Verein fertig, sowohl als Deutscher Meister (1968) wie auch als DFB-Pokal-Sieger (2007) in der darauf folgenden Spielzeit jeweils abzusteigen.

Seit 2014 ist der 1. FC Nürnberg mal wieder in Liga zwei angekommen, und nach dem neunten Platz im Vorjahr sah es auch zu Beginn dieser Saison nicht so aus, als könnten die treuen Anhänger auf eine Rückkehr in die Bundesliga hoffen. Ein unsägliches Theater in der Führungsetage schlug sich auf das Team und seine Leistungen nieder. Mal wieder herrschte bei der Diva vom Valznerweiher Unruhe. Diesmal weil Manager Martin Bader schon entmachtet, jedoch weiterhin im Amt war. Und Bader soll wie schon in der Saison davor der sich überschätzende Trainer Valerien Ismael weiter dafür gesorgt haben, dass Torhüter Raphael Schäfer aussortiert blieb.

Schließlich hat Schäfer mit Ausnahme der Saison 2007/08 (VfB Stuttgart) seit 2001 inzwischen 340 Spiele für den Club bestritten. Er ist Identifikationsfigur, Fan-Liebling und Führungsspieler. Glück für den FCN, dass Trainer René Weiler kein Depp ist. Als Bader im Herbst zu Hannover 96 gegangen war, holte Weiler den Torwart-Routinier vom Abstellgleis zurück zwischen die Pfosten, und seitdem läuft es. Elf Spiele ohne Niederlage (sechs Siege, fünf Remis) bedeuten bereits Platz drei. Inzwischen träumen die Fans vom achten Bundesliga-Aufstieg, womit der Club dann auch diesen Rekord alleine innehätte.

„Raphael hat einen unglaublichen Biss und Willen. Das imponiert mir ungemein“, sagte René Weiler, und der neue Manager Andreas Bornemann fügte hinzu: „Raphael ist als Typ für uns ungeheuer wichtig.“ Schäfer besitzt Ausstrahlung, gibt der nach dem Kader-Umbruch neuformierten Defensive Halt und ist trotz seiner 37 Jahre auch in jedem Training noch immer top motiviert. Wenn er dort hinter sich greifen muss, dann sind lautstarke Flüche zu vernehmen. „Mit dem Verlieren habe ich eben so meine Probleme“, sagte der in dieser Saison älteste Spieler der 2. Liga.

Eine Niederlage hat Schäfer nun schon seit elf Spielen nicht mehr hinnehmen müssen, gar gänzlich unbesiegt ist Patrick Erras. Der 21-Jährige feierte sein Profi-Debüt am 17. Oktober beim 1:1 gegen den FSV Frankfurt, mit dem die Erfolgsserie des FCN begann. Erras, damals ins kalte Wasser zu werfen, war Weilers zweiter cleverer Schachzug. Der gebürtige Amberger agiert auf der Sechser-Position mit Ruhe, Übersicht und einer gegen null tendierenden Fehlpassquote. „Ich versuche nur, meine Stärken so einzubringen, wie ich es gelernt habe“, sagte Erras.

Hinten abgeklärt und zudem vorne gefährlich. Gegen den VfL Bochum köpfte Erras am vergangenen Montag zum 1:1-Endstand ein, eine Woche zuvor hatte er den Ball zum goldenen 1:0 beim TSV 1860 München ins Netz gezirkelt. Der alte Schäfer plus der junge Erras ergeben die aktuelle Erfolgsformel des 1. FC Nürnberg. Im Moment ist der „Glubb“ daher kein Depp, sondern „dopp“.