Der Gegner: Die Löwen leiden unter schlechten Schlagzeilen

1860 München präsentierte sich in dieser Saison in der Öffentlichkeit als Skandalklub.

Düsseldorf. Eines muss man dem TSV 1860 München lassen: Der Verein von Giesings Höhen hat es in dieser Saison des öfteren geschafft, dem großen Stadtrivalen FC Bayern die Schlagzeilen zu stehlen. Nur waren dies überwiegend negativ bedingte und so war das Bild in der Öffentlichkeit daher das eines Skandalklubs.

Beispiel 1: Im Februar verklagte 1860 den FC Bayern auf Schadenersatz, weil der Kaufpreis für die Stadionanteile zu niedrig gewesen sein soll. Schlecht gebrüllt, Löwe. Schließlich waren es ausgerechnet die Bayern, die durch den Kauf dieser Anteile den finanziell klammen Lokalrivalen 2006 vor der drohenden Insolvenz und einem Lizenzentzug bewahrten.

Beispiel 2: Unrühmlicher Höhepunkt war das Spiel gegen Rot Weiß Ahlen (0:1) am 8. Februar. Erst sprach Geschäftsführer Manfred Stoffers im Vorwort der Stadionzeitung von "Kotzbrocken-Vereinen" und stellte dann die Frage: "Mögen Sie eigentlich Rot Weiß Ahlen?".

Während des Spiels traf Ahlens Torwart Sascha Kirschstein ein Feuerzeug, nach dem Schlusspfiff griffen zwei auf den Platz gelaufene Personen den Schiedsrichter tätlich an. Später geriet die Partie auch noch unter Manipulationsverdacht der Wett-Mafia. "Das war eine Sauerei. So ein Verdacht darf nicht gestreut werden, wenn es keine stichhaltigen Beweise gibt. Das ist eine klare Verletzung der Sorgfaltspflicht", sagte Ewald Lienen erzürnt.

Der Trainer litt unter den vielen Nebenkriegsschauplätzen, denn schließlich galt es, den Klub nach einer desolaten Hinrunde vor dem Abstieg in die Drittklassigkeit zu bewahren. Das hat der 56-Jährige trotz aller Widrigkeiten geschafft. Mehr noch.

Mit der Bilanz von 33 Punkten aus den vergangenen 20 Spielen hätten die "Löwen" bei einem besseren Start nun auf Aufstiegskurs liegen können. "Wir schleppen die Historie der Hinrunde mit uns herum. Unser Aufschwung kommt daher leider zu spät", sagt Lienen.

Damit ist die ersehnte Rückkehr in die Bundesliga zum 150.Geburtstag des Vereins nicht mehr zu realisieren. Es gilt jetzt nur noch, die Saison mit Anstand zu Ende zu spielen. Doch 1860 wäre nicht 1860, wenn es nicht schon wieder neue Störfeuer geben würde. So hat Mittelfeldspieler Sascha Rösler scharfe Kritik an Ewald Lienen geübt, weil dieser ihn zuletzt auf die Bank gesetzt hat. Die Leistungen des Ex-Gladbachers geben dem Trainer aber durchaus Recht.

Lienen wird daher wohl auch am Sonntag in Düsseldorf (Hinspiel: 2:2) wieder auf die "Jugend" setzen. Stefan Aigner (22), der Serbe Aleksandar Ignjovski (19) und Dominik Stahl (21) besitzen im Mittelfeld das Vertrauen des Trainers. Und sollen dessen Hoffnung auf positive Schlagzeilen endlich mal wieder erfüllen.