Die Suche nach dem System
Spielt Zweitligist Fortuna mit zwei Stürmern den besseren Fußball oder mit einem?
Düsseldorf. Sechs Saisontore machen mächtig selbstbewusst. Charlison Benschop erneuerte nach dem zweiten Tor-„Doppelpack“ seine Forderung aus dem WZ-Interview in der vergangenen Woche, dass die Fortuna mit zwei nominellen Spitzen im System erfolgreicher spiele. Um gleich darauf verbal zurück zu rudern: „Ich bin ja nicht der Trainer.“ Aber Mike Büskens habe sicher auch gesehen, dass es das beste System sei. Aber ist das wirklich so? Bringt das 4-4-2 wirklich mehr Vorteile für den Fußball-Zweitligisten als das 4-2-3-1 mit einem einzigen Stoßstürmer und einem zentralen Mittelfeldspieler dahinter? Wir gehen der Sache in dieser WZ-Analyse auf den Grund.
„Gefühlt“ ist das 4-4-2-System bisher tatsächlich erfolgreicher gewesen. Zum einen, weil die Erinnerung an den Saisonstart noch positiv überdauert — beim 1:0 gegen Cottbus agierten Benschop und Stefan Reisinger als Doppelspitze, „Reise“ erzielte nach einem verschossenen Elfmeter das Tor des Tages. In Köln (1:1) war die Fortuna mit dem selben Duo ins Spiel gegangen, hatte eine starke erste Hälfte mit der 1:0-Führung durch Benschop gekrönt. Allerdings kam in der zweiten Hälfte nicht mehr viel.
Zum anderen resultierte die Leistungssteigerung gegen Greuther Fürth aus dem Systemwechsel zur Pause: Reisinger ersetzte Kenia, und zwei Benschop-Tore machten die miserable erste Hälfte vergessen. Der jüngste Sieg in Ingolstadt entstand ebenfalls aus dem System mit zwei Stürmern — und aus Benschops zweitem Tor-„Doppelpack“. Beim 1:1 gegen Dynamo Dresden waren Aristide Bancé und Erwin Hoffer als erfolgloses Sturmduo aufgelaufen. Insgesamt wurden acht Punkte aus fünf Spielen (sechs Stürmertore) mit dem 4-4-2 erzielt — als Makel steht aber auch das peinliche Pokal-Aus beim Viertligisten SC Wiedenbrück zu Buche.
Das lässt sich nicht so platt behaupten, immerhin gab es die anderen acht Punkte dieser Saison aus den sieben Begegnungen, in denen die Fortuna mit einem Stürmer agierte. Allerdings erzielte beispielsweise Reisinger den Siegtreffer gegen den VfL Bochum, obwohl er im rechten Mittelfeld eingesetzt wurde.
Die Variante mit nur einem Stürmer ermöglicht eine defensivere Kompaktheit. Dann muss ein zentraler Mittelfeldspieler wie Levan Kenia aber auch seine kreativen offensiven Momente einbringen, um den Stoßstürmer zu entlasten. Daran haperte es zuletzt wie in der ersten Hälfte gegen Fürth oder beim 0:0 gegen den FSV Frankfurt. In Ingolstadt gehörte der Georgier nicht einmal zum Kader für das Spiel. Büskens: „Wir haben viel gesprochen. Er weiß selbst, dass er gerade leistungsmäßig hinterher hängt.“
Darauf mag sich Büskens nicht festlegen lassen. Zum einen der personellen Verhältnisse wegen, die durch einige Verletzungen in den vergangenen Wochen mächtig durcheinander gebracht worden waren. Zum anderen sei ein bestimmtes System auch nicht wichtig, weil es „auf die Lauf- und Einsatzbereitschaft“ ankomme. „Und darauf, wie jeder seine Aufgaben erfüllt.“ Was wohl dafür spricht, dass sich Büskens auch in Zukunft nicht festlegen möchte.
Der Trainer nimmt dem Niederländer die Forderungen in Richtung Taktik nicht übel, scheint es. Wer Leistung bringt, darf sich offenbar auch selbstbewusst äußern. „Charli tut uns gut mit seiner ganzen Art. Er hat immer ein Lächeln auf den Lippen, ist gut drauf und trotzdem fokussiert“, sagte Büskens in dieser Woche. Nicht zuletzt brachte Benschop der Fortuna die nötigen Tore, um sich in der Spitzengruppe der Liga zurückzumelden. UNd wenn die Fortuna sich oben in der Tabelle behauptet, ist das System wohl wirklich egal.