Erst Bayern, dann Dortmund Fortunas Lukebakio ist der Mann für große Gegner

Düsseldorf · Sein Tor zum 1:0 war der Grundstein zum Sieg der Fortuna über den Tabellenführer aus Dortmund. Auch gegen Bayern, Hoffenheim und Frankfurt traf der junge Belgier.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Es gibt Spieler, die wachsen mit den Aufgaben. Die spielen immer dann besonders groß auf, wenn der Gegner ein besonders großer ist. Dodi Lukebakio ist erst ein knappes halbes Jahr bei der Fortuna, und er ist ja erst am Anfang seiner Karriere als Profifußballer, aber bereits jetzt lässt sich sagen: Dieser 21-Jährige ist ein Mann für große Spiele.

Da war es keine Riesenüberraschung, dass sich die Fans am Dienstagabend in der ausverkauften Arena von ihren Plätzen erhoben und lauthals den Namen des jungen Belgiers riefen, als der nach 88 Minuten das Feld verließ. 2:1 führte ihr Herzensvereins gegen den Tabellenführer Borussia Dortmund. So stand es kurze Zeit später auch nach Abpfiff, die Fortuna sorgte für die nächste Überraschung. Und Lukebakio hatte wieder mal seinen Anteil daran.

Der Stürmer kämpfte und rannte nicht nur unermüdlich, er hatte auch wieder getroffen. Wie eigentlich immer, wenn es gegen ein Europapokal-Team geht. Bereits gegen Hoffenheim, Frankfurt und natürlich die Bayern – sein Hattrick war etwas für die Geschichtsbücher – hatte Lukebakio Tore erzielt, nun also auch gegen das stärkste Team der bisherigen Bundesliga-Saison.

In einer Reihe mit Superstars wie Eden Hazard

Mit seinem Tor gegen Bremen steht er nun bei sieben Saisontreffern. Prompt machte am Abend auf Twitter eine Rangliste die Runde, nach der der Fortuna-Angreifer derzeit zu den besten Stürmern Belgiens gehört. Da stand er in einer Reihe mit Superstars wie Eden Hazard vom FC Chelsea. Sollte die Fortuna in der Winterpause also nicht eher darum kämpfen, den bislang lediglich vom FC Watford ausgeliehenen Lukebakio fest zu verpflichten anstatt sich um Verstärkungen zu bemühen? „Das ist jetzt ein bisschen zu weit in die Zukunft geschaut“, sagte der neue Sportvorstand Lutz Pfannenstiel. Natürlich sei Lukebakio ein „wahnsinnig wichtiger Spieler“, aber in der Winterpause gehe es erst mal darum, ob und wie das Team aktuell verstärkt werden kann.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fortuna-Fans sich lediglich eine Saison an Lukebakio erfreuen können, ist also nicht gerade gering. Warum sollte Watford so einen Mann nicht zurückhaben wollen? Und warum sollte nicht ein deutlich finanzstärkerer Klub als die Fortuna zuschlagen? Seine jüngsten Leitungen lassen kaum ein anderes Szenario zu.

Dabei hatte Dodi Lukebakio gegen Dortmund keine leichte Aufgabe: Als einzige Spitze sollte er es gegen den BVB versuchen. Das kann undankbar sein, wenn man meist ungünstig angespielt wird und dann allein gegen eine Übermacht an Abwehrspielern steht. Oder wenn man ebenso allein den ballführenden Mann angreifen und immer wieder weite Passwege zulaufen muss. Aber der Torjäger machte seinen Job als Alleinunterhalter vorzüglich, war Fortunas erster Abwehrspieler, störte den Aufbau der Dortmunder. Und sobald die Kollegen den Ball erobert hatten, lief er sich frei, machte Bälle fest, legte sie ab. Und vor allem: Er bot seinen Mitspielern durch seine Schnelligkeit stets eine Option, das Spiel mit langen Bällen in die Spitze zu verlagern und sich aus der Umklammerung der spielerisch überlegenen Gäste zu befreien.

Vor der Pause war er gefährlicher als der gesamte BVB

Von der Möglichkeit machten die Kollegen reichlich Gebrauch. Schon in der dritten Minute schickte Takashi Usami Lukebakio erstmals auf die Reise. In der sechsten Minute war es Fink, in der 13. Minute brach er selbst über den rechten Flügel durch. Vor der Pause war Lukebakio gefährlicher als die gesamte BVB-Mannschaft zusammen. Die fast logische Konsequenz: In der 22. Minute, die Dortmunder hatten sich mal wieder einen Ballverlust im Aufbau gegönnt, spielte Kevin Stöger einen (laut Lukebakio) „sehr, sehr starken Pass“ auf den einzigen Fortuna-Stürmer, der gewann das Laufduell, nahm den Ball so geschickt mit, dass sein Gegenspieler keine Chance hatte, ihn ohne Foul zu stoppen, und verwandelte kühl zum 1:0. Das erinnerte doch sehr an seine letzten beiden Treffer beim 3:3 gegen den FC Bayern.

Wie geht so etwas? Wie kann es sein, dass einer stets gegen die Großen trifft? „Es gibt ja nur zwei davon“, sagte Lukebakio hinterher lachend. Den Hinweis, dass er ja auch gegen die Europapokal-Teilnehmer aus Hoffenheim und Frankfurt getroffen hatte, lächelte er ebenso weg: „Was soll ich dazu sagen?“ Natürlich sei das ein tolles Gefühl, aber der Sieg sei doch das wichtigste. Ein typischer Satz aus dem Setzkasten für Fußballprofis, aber falsch war er deswegen nicht. Durch den zweiten Sieg in Folge nach dem 2:0 über Freiburg verließ die Fortuna die Abstiegsplätze und fährt am Samstag nun mit viel Selbstvertrauen zum direkten Konkurrenten nach Hannover.

Mätzchen im Bremen-Spiel gefielen Funkel gar nicht

Drei Tage zuvor, beim ersten Saisonsieg über ein Team aus dem Tabellenkeller, hatte Lukebakio noch eine Nebenrolle gespielt. Erst drei Minuten vor Schluss durfte er für Rouwen Hennings auf den Platz. Das habe allerdings rein taktische Gründe gehabt, versicherte Lukebakio. Der ein oder andere Beobachter hatte vermutet, dass Trainer Friedhelm Funkel ihn wegen seiner Mätzchen beim Spiel zuvor in Bremen draußen ließ. An der Weser hatte er zwar ebenfalls getroffen, sich allerdings auch daneben benommen: Ball nach einem Tor festhalten und nicht herausrücken; erst vermeintlich verletzt herumliegen und dann aufspringen und weiterspielen, als sei nichts gewesen. Funkel hatte das erst öffentlich kritisiert und seinen Stürmer dann zum Gespräch über Anstand auf dem Fußballplatz gebeten.

Welche Verhaltensregeln Trainer genau aufgestellt hatte, wollte Lukebakio am Dienstagabend nicht wiederholen. „Er hat mir gesagt, was ich besser machen muss“, sagte er schlicht. Generell gelte ja: „Ich bin jung, ich lerne jedes Spiel.“ Nur wie man gegen die großen Teams aus der Champions League trifft, das weiß er jetzt schon.