Überraschungssieger Fortuna Düsseldorf beschert Favre Frust und die erste Saisonniederlage

Düsseldorf · Am Dienstag hat Lucien Favre mit der NRW-Landeshauptstadt endgültig gebrochen: Auch mit Borussia Dortmund blieb nur Frust. Fortuna gewann so überraschend wie verdient gegen den Tabellenführer.

Düsseldorfs Adam Bodzek (4.v.l) und Düsseldorfs Kaan Ayhan (5.v.l) freuen sich nach dem 2:1 Sieg. Dortmunds Marco Reus (r) steht davor.

Düsseldorfs Adam Bodzek (4.v.l) und Düsseldorfs Kaan Ayhan (5.v.l) freuen sich nach dem 2:1 Sieg. Dortmunds Marco Reus (r) steht davor.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Wann auch immer Lucien Favre über Titelambitionen und Wahrscheinlichkeiten von Borussia Dortmund angesichts der ausgesprochen erstaunlichen Bilanz von 15 Spielen ohne Niederlage sprechen soll, lächelt Favre kurz verstört und sagt dann Dinge, die mit der Frage nichts zu tun haben.

Manchmal hält man das für Koketterie, aber natürlich ist das allein pure Überzeugung. Was nützt all das Gerede? Zumal Favre noch dazu mit seiner „Düsseldorfer“ Historie allen Grund für verbale Zurückhaltung hatte.

An die Landeshauptstadt hatte er keine gute Erinnerungen: 2012 quälte ihn als Trainer von Borussia Mönchengladbach ein zähes 0:0 in der Düsseldorfer Arena im zweiten Saisonspiel, anschließend verlor er auch noch im DFB-Pokal an gleicher Stätte.

Am Dienstag hat Favre mit der NRW-Landeshauptstadt endgültig gebrochen: Auch mit Borussia Dortmund blieb nur Frust, sechs Jahre später nahm der Schweizer Trainer im Auswärtsspiel am Dienstagabend die erste Saisonniederlage für Borussia Dortmund überhaupt hin.

Fortuna Düsseldorf gewinnt gegen Borussia Dortmund
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Fortuna Düsseldorf Borussia Dortmund

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Foto: Christof Wolff

Arena steht Kopf

Fortuna gewann so überraschend wie verdient mit 2:0, Tore von Lukebakio und Zimmer, und entfernte sich mit glanzvoller Arbeit genau einen Platz von den Abstiegsrängen. Die seit Wochen ausverkaufte Arena stand Kopf, die Toten Hosen dröhnten aus den Boxen: An Tagen wie diesen... Da war Lucien Favre schon in den Katakombn verschwunden.

Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel hatte das Einmaleins des Außenseiters perfektioniert angewendet: Funkel nannte Fortuna zuvor „den krassen Außenseiter“ und stellte dann eine Elf mit zwei Viererketten auf, die genau das machte, was man gegen spielstarke Dortmunder als krasser Außenseiter machen sollte: Überzahlspiel in Ballnähe hinbekommen, verschieben, viel Laufarbeit, wenig Raum lassen. Und in den wirklich wenig richtigen und wichtigen Situationen: kontern, schnell und gerade.

Genau so gelang die Führung, als der Österreicher Kevin Stöger mit einem feinsinnigen Steilpass durch die Innenverteidigung mit Akanji und Diallo hindurch Düsseldorfs längst auserkorenen Torjäger Dodi Lukebakio auf die Reise zum 1:0 schickte (22.). Wieder Lukebakio — schon gegen den FC Bayern hatte die Düsseldorfer Top-Ausleihe den Favoriten beim 3:3 mit drei Toren ärgern können.

Dortmund fand am Dienstag in Düsseldorf nie zu dem Spiel, das es in dieser Saison so stark gemacht hatte. Das schnelle Zusammenspiel mit Überraschungsmomenten gelang viel zu selten, Reus und Götze blieben vorne total wirkungslos, Witsel und Delaney hatten im Zentrum zwar oft den Ball, wussten aber so richtig nichts damit zu initiieren.

Es war eine Melange von Düsseldorfer Stärke mit absolut überzeugender Bereitschaft und Dortmunder Behäbigkeit, die auch einen besonderen Moment für Jean Zimmer möglich machte.

Der zog nach der Pause aus halbrechter Position aus gut 20 Metern weitgehend ungestört ab und landete einen sprichwörtlichen Volltreffer: Der Ball schlug im Winkel zum 2:0 ein, BVB-Torwart Roman Bürki streckte sich vergebens. Fortan war die Arena vom Auftritt des Erstliga-Aufsteigers nur noch fasziniert — und die Fans euphorisiert (56.).

Dortmund schöpft Hoffnung in der 81. Minute

Lucien Favre wirbelte sein derangiertes Team nach zuletzt so überzeugenden sechs Siegen in Folge durcheinander: Toprak, Sancho und Alcacer kamen für Akanji, Delaney und Bruun-Larsen ins Spiel — und so fand auch der BVB zu etwas Stärke mit einem enorm wirkungsvollen Stürmer zurück: Als Pablo Alcacer von eben jenem ebenfalls eingewechselten Jadon Sancho gefühlvoll bedient wurde und nur noch zum Anschluss einnickte, lebte die Dortmunder Hoffnung, die erste Saisonniederlage noch verhindern zu können (81.). Doch es kam anders. Die Fortuna-Abwehr warf sich in jede BVB-Angriffsaktion, verhinderte so sogar, dass Torwart Michael Rensing über Gebühr gefordert werden musste — und erarbeitete sich so den zweiten Heimsieg nacheinander.

Am Samstag geht es im Auswärtsspiel bei Hannover 96 weiter, Borussia Dortmund muss seine noch immer ausgezeichnete Ausgangsposition am Freitag im Topspieler gegen Borussia Mönchengladbach verteidigen.