Fortuna Düsseldorf Fortuna bricht die Euphoriephase ab
Nach dem 1:2 gegen den SC Paderborn weiß der Düsseldorfer Zweitligist noch nicht, ob er wirklich schon richtig gut ist.
Düsseldorf. Karim Haggui gestikulierte und rief, er versuchte, das Spiel seiner Elf zu ordnen und manchem Spieler Halt zu geben. Aber am Ende stand der neue Kapitän in seinem ersten Heimspiel mit Fortuna Düsseldorf in den Katakomben und musste seine erste Niederlage erklären: „Es ist beschissen gelaufen. Wir müssen jetzt den Kopf oben halten und weitermachen.“
Düsseldorf hatte nach dem 1:1 bei Union Berlin in der Vorwoche am Sonntag trotz eines frühen Tores von Mathis Bolly (2.) mit 1:2 gegen Bundesliga-Absteiger SC Paderborn verloren. Ein Punkt nach zwei Spielen — und jetzt das schwere Pokal-Derby bei Rot-Weiß Essen auf dem Programm: Von der so oft verkündeten Euphorie um den Neuaufbau kann erst mal keine Rede sein. „Natürlich ist ein Punkt nichts, was uns zufrieden stellt“, sagte Düsseldorfs Trainer Frank Kramer. „Aber wir sind auch erst am Anfang eines Weges.“
Weniges schmerzt mehr als Niederlagen. Vor allem, weil Fortuna sein Publikum in der Vorsaison arg vergrault hatte und nun mit einem guten Start neue Euphorie wecken wollte. Der Bürgermeister Thomas Geisel schlug Rad auf der Mittellinie wegen einer verlorenen Wette, Wladimir Klitschko warb für seinen Boxkampf im Oktober an gleicher Stelle, die Sonne schien — eigentlich war alles gerichtet. Aber jetzt ist der Druck schon wieder ordentlich angewachsen.
Ein langer Weg — das sagen Trainer gern, wenn auf Bemühungen keine Punkte folgen. Und irgendwie stimmt es ja auch: Es lässt sich durchaus beobachten, dass Düsseldorf wirklich gute Fußballer wie Julian Koch oder Sercan Sararer hinzugewonnen hat. Aber dieses Gebilde wird Zeit brauchen, im Moment ist es noch holprig und zu oft fehlerbehaftet. Bei den Toren von Nick Proschwitz (51., den wollte Fortuna 2012 schon mal) und Marcel Ndjeng (72., den hatte Fortuna 2004/05 schon mal) gingen zu viele Zweikämpfe nacheinander verloren. Ndjengs Siegtor entstand sogar nach einer schlichten Einwurfsituation.
Die Krux: Wenn die Punkte zu lange auf sich warten lassen, dann wird auch das Zusammenwachsen immer schwieriger - und aus „echten Typen“, die man geholt zu haben glaubt, können schnell echte Problemfälle werden. Gleichwohl wird man von Kramer erwarten können, dass er die Mannschaft auf Kurs bekommt. Zumindest weckt seine klare Analyse Vertrauen. Karim Haggui war das Bemühen darum auch nicht abzusprechen. Eine weiße Kapitänsbinde trug er um den Oberarm, darauf war der Düsseldorfer Rheinturm abgebildet. Es muss halt alles noch zusammenwachsen: die Stadt, die Fans, die Neuen, die Mannschaft. Nur: Lange darf das nicht dauern.