Fortuna: Die Rezepte für die Wende

Gegen den SV Sandhausen ist für die Fortuna nicht nur ein Sieg Pflicht — sie muss überzeugen. So könnte es klappen.

Düsseldorf. Mike Büskens hat eine undankbare Aufgabe vor sich. Der Fortunatrainer muss mit seiner Mannschaft gegen den SV Sandhausen am Sonntag (13.30 Uhr, Arena) nicht nur gewinnen, denn das ist angesichts der sportlichen Stärken beider Seiten Pflicht.

Der Fußball-Zweitligist sollte bitteschön auch überzeugen, damit die offene Rückendeckung durch Vorstand und Aufsichtsrat von dieser Woche nicht sofort wieder in Frage gestellt wird. Wie das klappen kann? Das sind unsere — auch mal nicht ganz ernst gemeinte — Rezepte, damit die Wende gelingen kann:

Ein entzündetes Lichtlein könnte höhere Mächte bewegen, das ist zumindest der Glaube vieler Christen. Die Schützenbrüder machen das gerne, um gutes Wetter für ihre Festtage zu erwirken. Allerdings sollte das in Büskens’ Fall in der Lambertuskirche passieren. Eine Kerze vor einer Marienstatue in seinem Wohnort im Ruhrgebiet dürfte da weniger hilfreich sein. Denn Vorgänger Norbert Meier entzündete nach dem Bundesligaaufstieg während des Trainingslagers in Maria Alm eine Kerze - und stieg ab.

Ein schöner Filmabend fördert nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, sondern könnte auch psychologisch positive Wirkungen haben. Je nachdem, welcher Streifen über den Beamer oder den Flachbildschirm flimmert. Ein Sportfilm in jedem Fall, es muss ja nicht gleich Sönke Wortmanns „Das Wunder von Bern“ sein.

Einer der „Rocky“-Streifen vielleicht, in dem sich Sylvester Stallone als Boxer aus ausweglosen Situationen befreit. Oder ganz naheliegend: „Normal aufsteigen kann jeder“ — der Fortuna-Film über den Bundesliga-Aufstieg vor anderthalb Jahren. Noch besser geht es mit Gänsehautgarantie bei „Aufstieg 2009“. Denn genau diese Rückkehr in den Profifußball ist aktuell in Gefahr.

Sicherlich lässt es sich an der Seitenlinie besser in Sportkleidung agieren. Aber wenn sich doch was ändern soll, warum dann nicht mal die Kleidung des Trainers? Vielleicht beeindruckt die Profis ein Mike Büskens im schicken Anzug nach dem Motto: „Oh, jetzt wird es ernst“. Immerhin ist bei der Fortuna in den Sponsorenreihen ein Herrenausstatter vertreten.

Das wäre mal ein echter Wachmach-Effekt: Die Trainerstühle und Ersatzbänke werden einfach auf die Gegengerade verlegt. Weg von der schneller mosernden Haupttribüne, und mit den lautesten Fortunafans in der Südtribünen-Ecke gegenüber wird das Spielfeld in die Zange genommen. Zu toppen wäre das nur noch, wenn einfach mal die Kabine der Gastmannschaft eingenommen würde.

Wer nicht spielen kann, soll anfeuern. Also ab in den Stehplatzblock mit den verletzten Spielern, denen das Stehen nicht schadet. Das wäre zwar mutig, aber auch ein gutes Zeichen für die Fans — und vielleicht werden dann die Unmutsäußerungen in Richtung Spielfeld etwas galanter formuliert.

Dustin Bomheuer und Mathis Bolly brauchen die Bilder ihrer miserablen Leistung vom Auswärtsspiel bei Union Berlin (1:2) ebenso wenig wie Martin Latka die Szenen der letzten 20 Minuten gegen den SC Paderborn mit seinen Riesenschnitzern und dem Eigentor.

Charlison Benschop und Stefan Reisinger dürften auf die Vorführung ihrer tonnenweise vergebenen Chancen beim peinlichen Pokal-Aus gegen Viertligist SC Wiedenbrück verzichten können. Leon Balogun wäre gut beraten, seinen folgenschweren Ausrutscher beim VfR Aalen (0:1) zu vergessen, Tobias Levels braucht Bilder vom 1:2 gegen 1860 München schon gar nicht.

Benschop dürfte seine zwei Doppelpacks gegen Greuther Fürth (2:1) und beim FC Ingolstadt (2:1) mit Wonne immer wieder schauen wollen. Stefan Reisinger gefallen sicherlich die ersten zwei Begegnungen gegen Cottbus (Tor zum 1:0) und in Köln (Vorlage zur 1:0-Führung), Linksverteidiger Christian Ramirez sollte eher die fünf Spiele zu Saisonbeginn anschauen und den Rest aussparen.

Martin Latka helfen vielleicht die zwei Zu-Null-Spiele mit ihm als Abwehrchef. Oliver Fink könnten die ersten 20 Minuten mit seinem Treffer gegen Dresden gefallen, Adam Bodzek eher der Saisonstart als die jüngsten Auftritte.

Bei der Fortuna ist es jahrelange Übung, die Schuld an Misserfolgen bei den vermeintlichen Benachteiligungen durch die Schiedsrichter zu verorten. Die „Wahre Tabelle“ speist diese Unart und ermöglicht teilweise Ausreden und Entschuldigungen. Und wenn es wirklich so ist in dieser Saison, was bringt das Jammern?

Die Tatsachenentscheidungen bleiben, siehe „Phantomtor“ von Hoffenheim. Statt zu jammern also lieber den Frust umwandeln, etwas schneller laufen, ein paar mal öfter schießen, noch konzentrierter agieren. Dann klappt das schon mit der Wende zum Besseren.