Was aus den Abgängen wurde Warum Klarers Weggang von Fortuna ihn nicht zur EM mit Österreich brachte

Serie | Darmstadt/Düsseldorf · SERIE Was machen die Ex-Fortunen heute? (Teil 4 von 8)

Düsseldorfs Christoph Klarer im März 2023 im Fortuna-Trikot.

Foto: dpa/Marius Becker

Ganz Österreich lebt seinen Fußballrausch. Ein ganzes Land schwimmt auf der rot-weiß-roten Erfolgswelle, seit die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick die Europameisterschafts-Endrunde im Nachbarland Deutschland aufmischt. Gruppensieg, und das in einer Gruppe mit Topfavorit Frankreich, den Niederlanden und Polen – das hatte zuvor kaum jemand auf der Rechnung gehabt.

Und wer weiß, was noch alles passiert in den nächsten Tagen und Wochen. Das Achtelfinale, das die ÖFB-Auswahl am Dienstag um 21 Uhr spielt, muss und soll noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein. Einer wird den Erfolgszug der österreichischen Nationalmannschaft sicher auch mit Freude, aber auch mit einem Schuss Wehmut betrachten: Ex-Fortuna-Profi Christoph Klarer.

Der hochtalentierte Innenverteidiger hatte durchaus seine Chance, ebenfalls zu Rangnicks Kader für die Wochen in Deutschland zu gehören. Immerhin zwölf Einsätze in der U21 seines Heimatlandes hat Klarer vorzuweisen, auch in den erweiterten Kader des A-Teams hatte er es bereits geschafft. Wohl auch deshalb entschied er sich nach dem Ende der Saison 2022/23 dazu, die Fortuna in Richtung Darmstadt 98 zu verlassen.

Der damalige Bundesliga-Aufsteiger schien die bessere Adresse zu sein, um sich noch für den Sprung auf den EM-Zug zu empfehlen. Und dass er die Klasse für das deutsche Fußball-Oberhaus besitzt, hatte der Blondschopf in seinen 80 Pflichtspieleinsätzen in drei Fortuna-Jahren hinlänglich bewiesen. Das Problem bei der Überlegung: Klarers neuer Arbeitgeber hatte nicht die Klasse, seinen Ambitionen gerecht zu werden.

Konkret heißt das, dass Rangnick angesichts der hochkarätigen Alternativen, die dem ­Nationaltrainer des ÖFB gerade für die ­Abwehrzentrale zur Verfügung stehen, keine Veranlassung haben konnte, einen Profi von einem komplett chancenlosen Absteiger zu nominieren. 16 Punkte Abstand des SV 98 zum rettenden Ufer bei selbst lediglich 17 gewonnenen Zählern, 86 Gegentreffer in 34 Spielen – keine Zahlen, die Klarer bei seinem großen Traum hätten helfen können.

Dabei trug der gebürtige Böheimkirchener daran persönlich die geringste Schuld. Der frühere Düsseldorfer spielte in Darmstadt eine ordentliche Saison und stand in 30 Bundesligaspielen auf dem Feld, 28 Mal davon in der Startelf. Klarer absolvierte 2356 von 3060 möglichen Spielminuten, erzielte zwei Treffer und gab zwei Vorlagen; auch das vollkommen okay für einen Abwehrspieler. Aber die „Lilien“ insgesamt waren eben schlicht nicht gut genug für die Eliteklasse.

Stand jetzt wird es also in der neuen Saison ein Wiedersehen mit Fortuna geben, als Gegner auf dem Platz. Es sei denn, Klarer findet bis zum Ende der Transferperiode am 31. August noch einen neuen Arbeitgeber, der ihn aus seinem noch bis Juni 2027 laufenden Vertrag herauskauft. Mit seinen erst 24 Jahren hätte er durchaus das Zeug dazu, höher als in der Zweiten Liga zu spielen.