Thiounes berufliches Wellental Warum die Karriere des Fortuna-Trainers fast gescheitert wäre

Düsseldorf · Daniel Thioune wurde im ersten Anlauf für die nötige Trainerlizenz abgelehnt.

Trainer mit Bachelor-Abschluss: Daniel Thioune.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Während beim Hamburger SV schon wieder der Trainer gewechselt wird, genießt Fortuna-Coach Daniel Thioune weiterhin volles Vertrauen bei seinen Vorgesetzten. Doch auch Thioune gehört der langen Liste von ehemaligen HSV-Trainern an; im Norden war er vor seiner Zeit bei den Düsseldorfern angestellt. Dort wurde er nach 31 Spieltagen entlassen, die HSV-Verantwortlichen sahen den Aufstieg in die erste Bundesliga in Gefahr.

Bis zu diesem Punkt wäre es allerdings fast gar nicht gekommen. Als Thioune nach einer schweren Verletzung 2010 seine aktive Profikarriere beendete, wollte er den Fußballlehrer-Lehrgang absolvieren. Aber seine erste Bewerbung wurde vom DFB abgelehnt, wie er auch kürzlich einem größeren Publikum bei seinem Auftritt im „akutellen Sportstudio“ des ZDF erzählte. Für die Ausbildung müssen alle Trainer-Lizenzstufen, die dazugehörigen Prüfungen durchlaufen und praktische Erfahrungen nachgewiesen werden. Thiounes Vita schien dem Fußballbund nicht ausreichend zu sein. So führte sein Weg nach der aktiven Karriere vorerst nicht zurück auf den Trainingsplatz eines Profi-Teams, sondern in den Hörsaal. Thioune begann in Vechta Erziehungs- und Sportwissenschaften zu studieren. Um dann irgendwann einmal vor einer Schulklasse zu stehen und diese zu unterrichten.

Als Trainer für verschiedene Nachwuchsmannschaften

Der Fußball ließ ihn trotzdem nie ganz los, auch wenn er an der Universität den entsprechenden Kurs bewusst nicht wählte. Bei seinem Heimatverein, dem VfL Osnabrück, bekam er die Chance, verschiedene Nachwuchsmannschaften der Niedersachsen zu trainieren. Dadurch nahm die Geschichte für Thioune dann doch noch ein versöhnliches Ende. Der DFB ließ ihn im zweiten Anlauf für den Lehrgang zur Pro-Lizenz zu, und Thioune konnte die Ausbildung an der Hennes-Weisweiler-Akademie beginnen.

Diese schloß er 2016 erfolgreich ab, zusammen mit einigen anderen bekannten Namen, wie Domenico Tedesco und dem aktuellen Bundestrainer Julian Nagelsmann. Ein Jahr später übernahm Thioune dann die Profi-Mannschaft des VfL Osnabrück und hatte sein Ziel, trotz anfänglicher Schwierigkeiten, doch noch erreicht. Und anstatt sein Studium abzubrechen, beendete er dieses parallel zu seiner Trainertätigkeit mit einem Bachelor-Abschluss.

Über diesen zuerst etwas widrigen Weg zum Fußballehrer zieht Thioune trotzdem ein positives Fazit: „Ich habe gelernt, dass man im Leben jede Stufe einzeln nehmen muss und dass es deshalb vielleicht manchmal ein bisschen länger dauert.“ Sicher keine schlechte Einstellung für einen Trainer von Fortuna. Thioune bezeichnet sein Studium als lehreichen und intensiven Abschnitt, aus dem er einiges für seine Trainerkarriere habe mitnehmen können.

Der 49-Jährige ist der Überzeugung, dass viele Studieninhalte der Erziehungswissenschaften in der Praxis umsetzbar seien, insbesondere in Bezug auf die Führung und den sozialen Umgang mit heterogenen Gruppen.